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Das Hessische Landestheater Marburg GmbH wird getragen vom Land Hessen und der Stadt Marburg und verfügt über vier feste Spielstätten und hat den Auftrag, Theater in die Fläche zu bringen. Geleitet wird das HLTM seit der Spielzeit 2018/2019 von den regieführenden Intendantinnen Eva Lange und Carola Unser. Ein Schwerpunkt des HLTM ist ein vielfältiges und anspruchsvolles Theater für Menschen ab drei Jahren bis ins hohe Alter. Klassikerpflege, zeitgenössische Dramatik, Musiktheaterproduktionen sowie Romanadaptionen und mehr bilden den abwechslungsreichen Spielplan ab. Ein alljährlicher Höhepunkt ist die Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche unter dem Namen „KUSS – Theater sehen! Theater spielen“ mit zahlreichen Gastspielen aus Hessen, Deutschland und Europa. Hier einige Premieren der Spielsaison 2020/2021:

Hannah! Das Erwachen eines politischen Bewusstseins
Uraufführung von Christian Franke
Die junge Studentin Hannah Arendt begeistert sich für Literatur und Philosophie, weshalb sie nach Marburg kommt, um hier bei dem talentierten Martin Heidegger ein Denken kennenzulernen, das nicht nur bloßes Wissen-Wollen ist. Im leidenschaftlichen Denken kommen sich beide näher, so nahe, dass es bald lange Schatten auf ihr Leben wirft.In dieser Not trifft sie ihre beste Freundin – die leider schon seit hundert Jahren tot ist: Rahel Varnhagen. Die deutsche Jüdin aus der Zeit der Romantik zeigt ihr eine verborgene Tradition auf, als deren Teil sich Hannah doch selbst begreifen muss, als Jüdin, als Teil des jüdischen Volkes.
Die junge Studentin emanzipiert sich zur politischen Denkerin, die beginnt, sich nicht nur mit sich selbst, sondern mit der Welt auseinanderzusetzen. Die deutsche Politik wird für Menschen wie sie bald zur lebensbedrohenden Gefahr.
Der Regisseur Christian Franke begibt sich auf die Spuren Hannah Arendts, die sie in Marburg hinterlassen hat und die doch weit darüber hinausreichen. Ein Projekt für alle Menschen ab 15 Jahren, die sich nicht nur einer wegweisenden Biografie, sondern Weltgeschichte nähern wollen.
21. November, 15. und 18. Dezember 2020

Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch
Gottlieb Biedermann ist ein durchschnittlicher Bürger in einer durchschnittlichen Stadt, der als erfolgsorientierter Geschäftsmann mit einem eher losen Wertesystem seine Ziele verfolgt. Doch er will kein schlechter Mensch sein und so hat der Hausierer Schmitz leichtes Spiel, als er Biedermann um ein Dach über dem Kopf für ihn und seinen Freund Eisenring bittet. Den Hausherren bei seinem Gutmenschentum gepackt, beginnen seine Gäste sofort ganz unverhohlen mit ihren dubiosen Machenschaften. Biedermann beschleicht eine böse Ahnung: Hat er sich mit den beiden ausgerechnet die Brandstifter der Stadt ins Haus geholt? Aber getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, verschließt Biedermann die Augen vor der Wirklichkeit. Er duldet das Treiben der beiden Hausierer und lässt aus Feigheit den Moment verstreichen, in dem sein Handeln einen Unter-schied hätte machen können.
Max Frischs Lehrstück ohne Lehre für alle Menschen ab 14 Jahren, die wissen, wie viel Verantwortung alle Mitläufer tragen und dass die schweigende, nicht handelnde Mehrheit dem Bösen erst den Weg ebnet.
15. und 19. Januar, 6. und 7. Februar 2021

Mensch. Lass uns ein Wunder sein.
In einer eigenen Fassung des Hessischen Landestheaters Marburg
Ein szenischer Liederabend über Momente des Fallens und Aufstehens, des Kämpfens und Versöhnens, des Leidens, Feierns, Liebens – und vor allem mit Liedern – vor allem von Rio Reiser.
Kennen Sie das? Es ist Montagmorgen, man wacht auf – und da ist sie, die tiefblaue Melancholie. Gefüttert von persönlichen wie globalen Problemen, der Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit und der Dummheit in diesem und jenem System. Was tun? Kopf in den Sand? Aber! Aber! Aber! Wir sind nicht allein. Gehen wir einen Schritt weiter. Aufeinander zu. „Die Ökonomie ist längst weiter als die ursprüngliche Idee des Nationalstaats“, denn mit der Globalisierung ist es wie mit der Schwerkraft, man kann sie mögen oder es lassen, aber sie ist einfach da. Ergo, let’s turn the tables und go for it: „Mein Name ist Mensch.“ Die Welt wächst nicht nur zusammen, sie ist schon eins. Let there be love. Once in a lifetime. Oder eben im Theater. Wo sonst. Denn „Zauberland ist abgebrannt und brennt noch irgendwo“, aber da ist „Land in Sicht und die längst verloren Geglaubten werden von den Toten auferstehen“ und „Der Traum ist noch lange nicht aus.“
Für alle Menschen ab 14 Jahren, die verzweifeln und doch nicht aufgeben wollen, die Musik lieben, insbesondere die von Rio Reiser, die träumen, dass der Winter vorbei ist oder auch die Idee mögen, dass die Zuversicht einfach mehr Spaß macht als die Traurigkeit.
13., 16. und 17. Februar, 7. März 2021

 

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