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Die Kartause Ittingen bietet sowohl räumlich wie inhaltlich besondere Rahmenbedingungen für den Betrieb eines Kunstmuseums. Einige Ausstellungsräume liegen in ehemaligen Klosterkellern. Diese in Ittingen gegebene Raumsituation bestimmt entscheidend mit, was gezeigt wird. Zudem führt die unübersehbare Präsenz von Verweisen auf die Vergangenheit zu einer Grundstimmung, die die Auseinandersetzung mit den hier gezeigten Kunstwerken entscheidend mitbestimmt.
Als zweites wird die Arbeit im Kunstmuseum Thurgau von der hier gepflegten Kunstsammlung bestimmt. Der Kanton Thurgau sammelt seit 1942 Kunst. Im Lauf der Jahrzehnte sind mehrere zehntausend Kunstwerke zusammengekommen, die die Arbeit im Museum als Ausgangspunkt entscheidend mitbestimmen. Hier das Ausstellungsprogramm 2021:

Neu im Museum
Museumssammlungen wachsen, nicht nur durch Ankäufe, sondern regelmässig auch durch Schenkungen. So konnte das Kunstmuseum Thurgau in den letzten Jahren einige bemerkenswerte Zugänge verzeichnen, die in einer neuen Sammlungspräsentation dem Publikum vorgestellt werden. Neben Bildern von Stars der Kunstszene wie Adolf Dietrich, Helen Dahm oder Ferdinand Hodler fanden auch Schmuckstücke von Persönlichkeiten mit weniger bekannten Namen wie Elsbeth Meyer, Theo Glinz, Hans Brühlmann oder Pya Hug den Weg ins Museum.
Museumssammlungen sind mehr als eine zufällige Anhäufung von Bildern und Objekten. Museen haben vielmehr den Anspruch, eine Art Gedächtnis einer Gemeinschaft zu bilden und folgen beim Zusammentragen der Objekte einem ausformulierten Konzept. Im Thurgau bilden Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit Kantonsbezug einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt. Mit der Einrichtung eines Museums ab 1972 wurde diese Konzept um die sogenannte Naive Kunst erweitert.
Einer der einflussreichsten Künstler der Generation vor Hans Brühlmann, Helen Dahm, Carl Roesch oder Theo Glinz war Ferdinand Hodler. Er prägte die Werke der nachfolgenden Künstlerinnen und Künstler entscheidend. Seit einigen Monaten ist das Kunstmuseum Thurgau im Besitz eines Hodler-Gemäldes. Dieses passt zwar nicht eigentlich ins Sammlungskonzept, öffnet aber die Möglichkeit, anhand von Originalen die Kunstentwicklung vor dem Ersten Weltkrieg sinnlich erfahrbar zu machen. Anhand des von Hodler, Glinz und Dahm je unterschiedlich gestalteten Baummotivs lässt sich trefflich zeigen, wie experimentierfreudig in jener Zeit nach neuen Wegen gesucht wurde, die Welt mithilfe der Malerei mit „frischen” Augen wahrzunehmen.
Die Ausstellung „Neu im Museum” gibt einen kleinen, aber umso exquisiteren Einblick in den Sammlungsreichtum des Kunstmuseums Thurgau, in dem noch mancherlei Schätze verborgen sind.
1. März bis 19. Dezember 2021

Zu Tisch. Eine Einladung
Das Jahresmotto 2021 der Kartause Ittingen heisst „Zu Tisch” und regt zu einer Auseinandersetzung mit all den Dingen an, die beim Zusammensitzen an einer Tafel von Bedeutung sind. Im Kunstmuseum Thurgau steht das Objekt „Mobile Kleinstküche” von Max Bottini im Zentrum einer kleinen Ausstellung, in der durchaus spielerisch mit Werken aus der Sammlung das Motiv des Tisches umkreist wird.
Mit der Präsentation der mobilen Kleinstküche im Kunstmuseum Thurgau verwandelte sich das Performanceinstrument in eine Skulptur, die nur noch in Ausnahmefällen in ihrer ursprünglichen Funktion eingesetzt werden wird. Als Kunstwerk im Museumsraum verweist die Kleinstküche nicht nur auf die stattgefundenen Aktionen des Künstlers, sie wird auch zu einem Dokument des Wandels der Kunstauffassung im frühen 21. Jahrhundert: Kunstwerke sind heute immer weniger Objekte einer reinen Anschauung, einer kontemplativen Betrachtung. Kunstwerke werden vermehrt als ein Interaktionsinstrument zwischen Künstlerinnen/Künstlern und dem Publikum verstanden. Kunstwerke sind Katalysatoren von offenen Prozessen, in denen es um die Überprüfung von Wahrnehmungsmöglichkeiten und Erfahrungen geht.
Wie stark sich die Funktion von Kunstwerken verändert hat, wird durch die in der Ausstellung „Zu Tisch” erzeugten Nachbarschaften deutlich. Neben der Kleinstküche von Max Bottini werden Werke von Martha Haffter (1873–1951), Helen Dahm (1878–1968), Carl Roesch (1884–1979), Diogo Graf (1896–1966), Charlotte Kluge-Fülscher (1929–1998) und Rolf Schönenberger (1924–2015) gezeigt. Alle Bilder zeigen „Tischszenen”, Ansichten von Gegenständen auf einer Präsentationsfläche.
1. März bis 19. Dezember 2021

Jenseits aller Regeln – Das Phänomen Aussenseiterkunst
Aussenseiterkunst ist seit gut hundert Jahren ein viel diskutiertes Phänomen in der Kunst. Gerade weil sich die selbst ernannten Künstlerinnen und Künstler an keine Regeln halten, entstehen unter ihren Händen oft überraschende Schöpfungen, die nicht nur eine besondere Emotionalität provozieren, sondern häufig auch unkonventionelle und überraschende Weltsichten vorschlagen.
2017 übereignete der Sammler Rolf Röthlisberger dem Kunstmuseum Thurgau über 1400 Werke von Aussenseiterkünstlerinnen und -künstlern, die er im Verlauf von drei Jahrzehnten zusammengetragen hatte. Die Sammlung umfasst Spitzenwerke der Aussenseiterkunst ebenso wie ein breites Spektrum von bis anhin kaum bekannten Positionen. Anhand einer repräsentativen Auswahl aus diesem reichen Fundus skizziert die Ausstellung eine aktuelle Befragung des Begriffs der Aussenseiterkunst und der Erkenntnismöglichkeiten, die sie bietet.
21. März bis 19. Dezember 2021

Über den Wolken – Anleitungen zum Abheben
Flügelrauschen, Rotorblätter – seit jeher träumen Menschen vom Schweben und Davonfliegen. Dabei ist die Sehnsucht, alles Irdische hinter sich zu lassen, oft mit spirituellen Ansätzen verwoben. Der Versuch, Übersicht zu erlangen und den Fesseln der Rationalität zu entfliehen, lässt Künstlerinnen und Künstler in Gedanken abheben und fantastische Werke schaffen, die scheinbar nicht von dieser Welt sind: mit Stift und Kamera, poetischen Modellen oder einsatzbereiten Flug-Velos. Kunst beflügelt – wie die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung und mit ausgewählten Leihgaben zeigt – u.a. von Joëlle Allet, Daniela Keiser, Gustav Mesmer und Roman Signer.
9. Mai bis 19. September 2021

www.kunstmuseum.tg.ch