Seit 2017 gastieren im Rahmen des HERBSTGOLD – Festivals internationale musikalische Größen im Burgenland, 2021 übernahm Julian Rachlin die Intendanz. Nun verantwortet der international renommierte Geiger, Dirigent und Intendant die achte Ausgabe des Festivals.
Mit dem diesjährigen Motto „Verführung“ betont Julian Rachlin direkt, worum es ihm und worum es auch grundsätzlich in einem Konzert, in einer musikalischen Aufführung, geht: „Als Künstler ist es unser Ansporn, das Publikum in unterschiedliche Sphären zu entführen – sowohl emotional als auch intellektuell. Musik ist ein Akt der Verführung – gleichsam einer künstlerischen Hypnose. Dies stellt die Voraussetzung für unvergesslichen Musikgenuss dar – Musik lebt von der Energie, die sie dem Publikum entlockt und die uns die Zuhörer im Konzertsaal wiederum zurückgeben.“

Auch dieses Jahr kann sich das Publikum in einer Vielzahl an hochkarätigen Konzerten von Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Gattungen musikalisch zaubern lassen. Ins programmatische Herz entführt am 11. September bereits das Eröffnungskonzert mit Klavierlegende Martha Argerich in Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“, einer Suite, die 1886 als Faschingsschwank in Österreich entstand. Zusammen mit Iddo Bar-Shai als Eichhörnchen jagt die Pianistin gemeinsam über die Tasten und die Schauspielerin Annie Dutoit-Argerich erzählt. Das Chamber Orchestra of Europe, seit einigen Jahren Residenzorchester und damit Herzstück des Festivals, fesselt an diesem Konzertabend mit zwei weiteren Sinfonien des Genius loci Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 82 und Sinfonie Nr. 100. Das zweite Konzert des Residenzorchesters findet unter der Leitung von Julian Rachlin am 14. September statt. Nach dem 5. Klavierkonzert von Beethoven mit dem Klaviermagier Yefim Bronfman steht an jenem Abend Tschaikowskis fulminante 4. Sinfonie auf dem Programm.

Julian Rachlin © Ashley Klassen

Julian Rachlin © Ashley Klassen

Vom Publikum hoch geschätzt wird sich Intendant Julian Rachlin auch als Kammermusiker ins Festival einbringen und hat für den 19. September mit Sarah McElravy, Claudio Bohórquez, Itamar Golan, Dominik Wagner, Andrzej Cieplinski und Etienne Boudreault – allesamt Meister ihres Instruments – ein exquisites Sextett bzw. Septett zusammengestellt. Auf dem Programm steht neben Beethovens Septett in Es-Dur Nr. 20 das Sextett für Klarinette, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Klavier WV 3734 von Krzysztof Penderecki, das 2000 im Wiener Musikverein in Anwesenheit des Komponisten, unter anderem von Julian Rachlin, uraufgeführt wurde.
Das Finale am 21. und 22. September rundet der Spiritus Rector von HERBSTGOLD am Pult zweier Spitzenorchester ab. Rachlin leitet das Philharmonia Orchestra London und ist ebenso Solist in Mendelssohns Violinkonzert op. 64. In den Konzertabend am 21. September führt die Ouvertüre von Mozarts Le nozze di Figaro und in die Nacht entlässt Mendelssohns sogenannte „Schottische“ Sinfonie Nr. 3. Das „Verführungs“-Finale bestreitet Rachlin gemeinsam mit einem der derzeit meisthofierten Cellisten: dem Franzosen Gautier Capuçon und dem Jerusalem Symphony Orchestra; seit Herbst 2023 ist Rachlin Chefdirigent des 1938 gegründeten Klangkörpers. Umrahmt von der Sinfonie Nr. 1 von Mieczysław Weinberg und Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1. verzaubert Gautier Capuçon in Haydns Cellokonzert Nr. 1 das Publikum in Eisenstadt.

Janoska Ensemble Foto: Adreas H. Bitesnich

Janoska Ensemble Foto: Adreas H. Bitesnich

Erstrangige Debüts und konstante Festival-Lieblinge
Sowohl die russische Pianistin Polina Osetinskaya als auch Sir Bryn Terfel haben 2024 ihre HERBSTGOLD-Premiere. In einem Recital am 14. September gibt die Pianistin, der ein fabelhafter Ruf vorauseilt, anspruchsvolle Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Frédéric Chopin zum Besten. Der international gefeierte Waliser Bass-Bariton Sir Bryn Terfel sang 2023 bei der Krönung von König Charles III. in der Westminster Abbey ein Kyrie auf Walisisch. Für Eisenstadt hat er am 13. September ein feines Programm mit Liedern von Gerald Finzi, Franz Schubert, Claude Debussy u. a. zusammengestellt. Mit Spannung wird zudem das erstmalige Mitwirken des Schauspielers Karl Markovics erwartet, der sich in verschiedenen Funktionen in das Festival einbringt. Für den 15. September hat Markovics einen Abend konzipiert, der verbotene Musik der NS-Zeit in den Mittelpunkt rückt. Mehr als 200 Komponisten wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und zur Flucht gezwungen, Dutzende sind nie aus Konzentrationslagern zurückgekehrt. Aber auch dort wurde großartige Musik geschrieben! Schauspieler Karl Markovics wird einige von diesen einstmals verbotenen Meisterwerken präsentieren, die Musikauswahl dazu traf Julian Rachlin. Es wirken ferner mit: Boris Brovtsyn, Andrey Baranov, Amihai Grosz, Boris Andrianow, Itamar Golan sowie Wenzel Fuchs. Am 17. September wird der Spielfilm „Die Fälscher“ (A/D 2007) gezeigt (Buch und Regie: Stefan Ruzowitzky), die Hauptrollen sind Karl Markovics und August Diehl besetzt. 2008 wurde der Film mit dem Academy Award für den besten fremdsprachigen Film, dem sogenannten „Auslands-Oscar“, ausgezeichnet – es war der erste für einen Beitrag aus Österreich. Beim Talk um 6 widmen sich Karl Markovics und weitere Gesprächspartner dem Thema „Entartete Kunst“.

Polina Osetinskaya, © Elena Galiaskarova

Polina Osetinskaya © Elena Galiaskarova

Das Janoska Ensemble ist fester Bestandteil des Festivals und gastiert am 12. September mit den „100 Gipsy Violins“ im Haydnsaal. Ein Gipfeltreffen des Genres ist garantiert, wenn das Janoska Ensemble in Eisenstadt mit dem legendären Klangkörper zusammentrifft, dessen offizieller Name „100 Tagú Cigányzenekar Országos Kulturális és Közművelődési Egyesület“ lautet. Die Idee zu diesem einzigartigen Orchester in spezieller Besetzung (Streicher mit Klarinetten und Zymbals) wurde 1984 geboren, als es galt, den international gefeierten Prímáskönig Sándor Járóka sen. (1922–1984) in Budapest zu Grabe zu tragen. Aus dem gemeinsamen Musizieren der aus aller Welt angereisten Stars der Romani-Musikszene zu Ehren des Verstorbenen erwuchs der Wunsch, diese geballte Kraft an Virtuosität und Ausdruck zu einer Institution zu formen.
11. bis 22. September 2024
www.herbstgold.at

Karl Markovics © Moritz Schell

Karl Markovics © Moritz Schell