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Mit seiner mehr als 150jährigen Sammlungsgeschichte zählt das Gäubodenmuseum Straubing zu den traditionsreichen Museen in Ostbayern. Seine Bestände sind heute in zwei ehemaligen Patrizierhäusern untergebracht, die sich in unmittelbarer Nähe zu einem der schönsten Stadtplätze Altbayerns befinden.

Die Dauerausstellung gibt einen Überblick von der vorgeschichtlichen Besiedlung bis hin zur neueren Geschichte der Stadt und ihres Umlandes. Glanzstück der Sammlung ist – neben den reichen Funden aus bajuwarischer Zeit – der im Herbst 1950 entdeckte römische Schatzfund von Straubing. Bis heute handelt es sich um den bedeutendsten Verwahrfund römischer Paraderüstungsteilen im Gebiet des ehemaligen „Imperium Romanum“.

Sonderausstellung Glaube, Aberglaube und Zauberei
Das Gäubodenmuseum Straubing veranstaltet bis 8. November 2020 die Sonderausstellung „Glaube, Aberglaube und Zauberei“. Ausgangspunkt dieser Ausstellung sind sieben römische Zauberpüppchen (Voodoo-Püppchen), die Bestand des Museums sind. Von diesen Zauberpüppchen gibt es nur insgesamt dreizehn Stück in ganz Deutschland. Zusammen mit zwei von der Archäologischen Staatssammlung München entliehenen Puppen aus Eining finden sich in Straubing aktuell alle bayerischen Exemplare! Ein Zauberpapyrus, der sich heute in Paris befindet, gilt als „Betriebsanleitung“ für diese Püppchen. Sie wurden aus Ton geknetet, mit Organik gefüllt, verbrannt und vergraben. In der Sendung Capriccio war im Oktober 2019 ein Beitrag (siehe Mediathek), der den Gebrauch dieser Püppchen zeigt. Zwei Zauberpüppchen aus Eining ergänzen mit zwei Fluchtäfelchen (defixiones) diesen Ausstellungsbereich.
Bei Lienz in Tirol liegt auf dem Klosterfraunbichl ein keltisch-römisches Stammesheiligtum, es handelt sich um ein Terrassenheiligtum, aus dem jüngst Grabungen den größten Komplex von keltischen und römischen Votiven aus Zinn erbracht haben, den wir kennen. Es handelt sich um rund 600 Stück. Die Universität Innsbruck stellt eine Auswahl dieser Votive für die Ausstellung zur Verfügung. Terrakotten in Tiergestalt oder auch in Form von Gliedmaßen wurde in diesen antiken „Wallfahrtsorten“ magische Wirkung zugesprochen. So soll eine Auswahl von Terrakotten aus dem Eigenbestand und aus dem Stadtmuseum Wels dieses Spektrum abdecken. Wirft man den Blick auf die antiken Objekte, so fallen Parallelen zu volkskundlichen auf. Hatten in der Antike diverse Götter bestimmte Funktionen inne, so kennen wir ähnliches im Christentum von den Heiligen. Votivgaben, die zumindest in ihrer Funktion den antiken ähnlich sind, sind zu Hauf von christlichen Wallfahrten bekannt. Deshalb stellt die Ausstellung neuzeitliche Votivgaben den antiken gegenüber. Dazu werden Tiermotive, Gliedmaßen, usw. gezeigt. Ist auch die Religion verschieden, so waren doch die Bedürfnisse der Menschen ähnlich! Die repräsentative Auswahl an Wachs-, Silber-, Ton-, Holz- und weiteren Votiven konnte mit Unterstützung des Stadtmuseums Wels, des Historischen Vereins Geisenhausen und des Bayerischen Nationalmuseums München zusammengestellt werden. Um antike Kulte zu verstehen, wird der Besucher anfangs in die römischen Kulte eingeführt, die archäologisch aus Straubing bekannt sind. Glanzstück dieses Ausstellungsbereichs ist eine rund einen Meter hohe Kalksteinstatue des Merkur vom Regensburger Heiligtum am Ziegetsberg, die für die Ausstellung vom Historischen Museum der Stadt Regensburg entliehen werden konnte.
bis 8. November 2020


www.gaeubodenmuseum.de