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Am Rand. Zusammen leben in der Untergass‘
Das Jüdische Viertel in Hohenems erfährt seit 1991 wachsende öffentliche Aufmerksamkeit. Viele Bauten sind inzwischen saniert und restauriert worden und das einzigartige Ensemble von ehemaliger Judengasse und Christengasse gilt als Kleinod im Land. Die vom Zentrum nach Norden führende, verkehrsreiche Ausfallstraße hingegen fristet noch immer ein Dasein am Rande.
Nachdem im 19. Jahrhundert die Gesetzgebung auch Juden den Erwerb von Grund und Hausbesitz außerhalb der Judengasse gestattete, ließen sich in der Untergasse, wie die Straße vor ihrer Umbenennung in Radetzkystraße hieß, ebenfalls zahlreiche jüdische Familien nieder. Viele von ihnen gehörten zu den Ärmeren der Gemeinde: Hausierer, Kleinhändler, Schankwirte, Gemeindelehrer oder Schnapsbrenner. Viele der Häuser, in denen Juden und Christen lebten, sind heute noch erhalten.
Dieses Viertel, das unmittelbar an das Hohenemser Zentrum anschließt, wird in den nächsten Jahren drastischen Änderungen unterworfen sein. Neue Wohnbauten und Geschäftshäuser werden das Gebiet verdichten, manch altes Haus wird weichen müssen. Das Zentrum wird sich nach Norden ausdehnen, die sogenannte „Untergass‘“ am Rand der Stadt wird neue Aufmerksamkeit erfahren und sich sozial neu durchmischen. Eine fortschreitende Gentrifizierung zeichnet sich ab.
Die Ausstellung „Am Rand. Zusammen leben in der Untergass‘” erforscht Haus- und Lebensgeschichten dieses Stadtteils und schärft gemeinsam mit dem Hohenemser Fotografen Dietmar Walser den Blick für den städtischen Raum und den urbanen Wert des Bestandes – auch um die sozialen Folgen der geplanten Veränderungen diskutierbar zu machen. Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohner der Untergass‘ eröffnen neue Perspektiven auf einen Erneuerungsprozess, der Chancen und Herausforderungen für das Wohnviertel und darüber hinaus bedeutet.
bis 15. Mai 2022

„Ausgestopfte Juden?”
Geschichte, Gegenwart und Zukunft Jüdischer Museen
Weltweit gibt es über 120 jüdische Museen. Dabei ist die Definition des Adjektivs in ihren Bezeichnungen keinesfalls einheitlich. Den einen gilt die Institution selbst als eine jüdische, für die anderen ist ihr Gegenstand das Judentum – aus verschiedensten Perspektiven.

Handpuppe © Dietmar Walser

Handpuppe © Dietmar Walser

Für die einen ist das Adjektiv „jüdisch“ eindeutig, für die anderen ist es nicht nur mehrdeutig, sondern steckt gar voller Widersprüche. Die Frage nach der Definition dieses Adjektivs gibt sowohl Auskunft über die daraus resultierenden Inhalte als auch über die Definitionsmacht, die dadurch ausgeübt wird. Die Ausstellung will anhand von Themenblöcken mit Fragen nach den verschiedenen Bedeutungen und Bedeutungskonstruktionen des Adjektivs „jüdisch“ Geschichte und Gegenwart dieser Museen beleuchten und die drängende Frage an ihre gesellschaftliche Rolle in der Zukunft stellen. Und sich mit diesen Fragen dem Kern der Existenz dieser Museen annähern: ihren Sammlungen, also dem „was bleibt“.
26. Juni 2022 bis 19. März 2023

www.jm-hohenems.at