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143 Jahre nach seiner Grundsteinlegung wird das kärnten.museum in der Klagenfurter Museumgasse vollkommen neu ein zweites Mal eröffnet. Vollkommen neu, weil im Zuge seiner Generalsanierung sowohl architektonisch als auch inhaltlich kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Die Vision: Ein neues Haus für Kärnten, ein Kärntner Universalmuseum, das sich verwandelt und den Wandel selbst zum neuen Inhalt hat. Die Verwandlung der Lebensräume, die Archäologie der Verwandlung, der Wandel der Ideen geben dabei den Leitfaden, den das neue kärnten.museum auch in Form seiner Inhalte und Vermittlungsschwerpunkte aufgreift: Ein Haus der Begegnung, Bildung, Konversation und Konfrontation. Vor allem aber das neue Museum als Erlebnis.

„Kunst, Kultur und Bildung sind der Kern unserer Demokratie und der geistigen Standortqualität“, sagte Monika Kircher, Vorsitzende des Kuratoriums des Landesmuseums. Das Museum zeichne sich nicht nur durch Spitzenarchitektur aus, sondern auch durch Inhalte, die Zukunftsthemen stärken. „Es ist ein Museum mit Europaformat und ich bin mir sicher, das ist der Beginn des Klagenfurter Museumsquartiers.“

Sonderausstellung „Menschheitsdämmerung“ zur Eröffnung
Mit der Museumseröffnung gibt es auch eine Sonderausstellung, kündigte Igor Pucker, Leiter der Landeskulturabteilung, an. Während das Museum sich mit dem Wandel von Natur, Kultur und Geschichte auseinandersetzt, widmet sich letztere unter dem Titel „Menschheitsdämmerung“ dem Wandel des Menschenbilds in der Kunst ab 1918. Dazu gibt es eine Kooperation mit dem Leopoldmuseum beziehungsweise dem MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten.

Franz Wiegele, Abschied von der Jugend,1932/1938/1941, (Ausschnitt) Öl auf Leinwand, 105 x 70 cm, Courtesy Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK, Foto: F. Neumüller

Franz Wiegele, Abschied von der Jugend,1932/1938/1941, Öl auf Leinwand, 105 x 70 cm, Courtesy Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK, Foto: F. Neumüller

Die Ausstellung basiert auf einer Auswahl von elf malerischen Positionen der Zwischenkriegszeit, die das Leopold Museum Wien aus eigenen Beständen in der gleichnamigen Exposition im Jahr 2021 präsentierte. Diese Inhalte werden nach Kärnten übernommen, durch Werke aus der Kunstsammlung des MMKK erweitert und im diskursiven Gegenüber zu einer neuen Schau geordnet, die die Auseinandersetzung mit der Malerei der Zwischenkriegszeit in verschiedenen, den Menschen und seine Existenz betreffenden Themenbereichen vertieft. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf eine Anthologie expressionistischer Lyrik, die Kurt Pinthus 1919 herausgab und die heute als Standardwerk des literarischen Expressionismus gilt. „Die bildende Kunst dieser Jahre zeigt dieselben Motive und Symptome, zeigt das gleiche Zersprengen der alten Formen und das Durchlaufen aller formaler Möglichkeiten bis zur Konsequenz völliger Auflösung der Realität, zeigt den gleichen Einbruch und Ausbruch des Menschlichen und den gleichen Glauben an die lösende, bindende Macht des menschlichen Geistes, der Idee“, schreibt Kurt Pinthus in seinem Vorwort. So kann die Malerei des Expressionismus, die in der Zwischenkriegszeit in Österreich umfänglich Ausdruck findet, in idealer Weise auf das literarische Werk Bezug nehmen. Ebenso wie Pinthus seine Gedichte nach dynamischem, motivischem Zusammenklingen anordnet, treffen auch die Bilder in der Ausstellung aufeinander; kontrapunktisch ergänzt durch Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von weiblichen Künstler:innen – die in der Zwischenkriegszeit unerwähnt blieben – aus der Sammlung des MMKK. Eine Publikation mit Texten von Matthias Boeckl, Igor Pucker, Manfred Wagner, Christine Wetzlinger-Grundnig und Hans-Peter Wipplinger begleitet die Ausstellung.
21. November 2022 bis 19. Februar 2023

www.kaernten.museum