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Punk und Party, Privatfernsehen und Gameboy, Waldsterben und Mauerfall – die 1980er-Jahre waren geprägt von politischen Konflikten und gesellschaftlichen Umbrüchen, markierten aber auch den Aufbruch in eine digitale Zukunft. Die kulturgeschichtliche Ausstellung „Die 80er – Sie sind wieder da!“ weckt ab 17. Juni 2023 die Erinnerung an eines der aufregendsten Jahrzehnte der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Die große Sonderausstellung des Badischen Landesmuseums bietet viel Anlass diese spannende Dekade – die letzte der beiden deutschen Staaten – zu erleben. Wer erinnert sich nicht an Fitness-Look und Friesennerz, Festivals und Friedensdemos, strickende Männer und androgyne Frauen mit Schulterpolstern? Noch vereinen TV-Serien die ganze Nation vor der Mattscheibe und das Telefonieren ist kabelgebunden. Disco, Club und Stadionkonzerte stiften ein Gruppenfeeling, parallel jedoch sorgen Handy, Walkman und Spielkonsolen für eine sich immer individueller ausbildendende Freizeitkultur. Konsumgüter bilden zunehmend globale Moden ab. Für viele junge Erwachsen sind Reisen, wie etwa mit dem Interrailticket das Tor zu Freiheit und Abenteuer. Die scheinbar poppig-bunte Dekade ist jedoch auch geprägt von existenziellen Sorgen um den Arbeitsplatz, den Weltfrieden, die Umweltzerstörung und die Konsequenzen der Atomkraft. Die damals weltumspannende Pandemie heißt Aids. Der öffentliche Raum ist umkämpft, die Staatsmacht und der westliche Kapitalismus werden nicht nur von Punks und Autonomen infrage gestellt. Am Ende des Jahrzehnts verbinden sich mit dem Mauerfall große politische Hoffnungen: Der Kalte Krieg scheint überwunden, die Wiedervereinigung jedoch wird zur historischen Herausforderung und einem Generationenprojekt. Die kulturgeschichtliche Schau im Badischen Landesmuseums erweckt eines der aufregendsten und widersprüchlichsten Jahrzehnte der deutschen Nachkriegsgeschichte zum Leben. Die Ausstellung bleibt jedoch nicht an den Grenzen der alten Bundesrepublik stehen, sondern gibt den politischen Ereignissen, oppositionellen Strömungen und Lebenswelten der DDR Raum.
Und: Die Besucher sind eingeladen, sich an dieser Erinnerungskultur aktiv zu beteiligen und selbst Kultobjekte beizusteuern. Erstmalig konnte das Museum einen Gastkurator gewinnen: Eventmanager und Journalist Martin Wacker wird in der Zusammenarbeit mit Brigitte Heck, Leiterin des Referates Volkskunde, seine ganze Expertise einbringen. Die Ausstellung ermöglicht eine nostalgische Zeitreise, schlägt aber auch den Bogen in die Gegenwart. Die kritische Jugend von einst steht inzwischen selbst in der Verantwortung: Sie muss sich fragen, welche Probleme von damals sie gelöst hat und welche noch immer brennend aktuelle Themen sie nachfolgenden Generationen vererbt.
17. Juni 2023 bis 25. Februar 2024

www.landesmuseum.de