Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Hana Miletićs zarte Gespinste sind Erzählungen über Wachstum und Zerfall, über Verletzung und Heilung, über Verbundenheiten durch Zeit und Raum. Sie bilden Gegenentwürfe zum Streben nach Effizienz, zur Atemlosigkeit unserer Gesellschaft.

Das liegt zum einen an dem Prozess, den ihre Werke durchlaufen, zum anderen an der Technik, für die sie sich entschieden hat. Am Anfang steht die Kontaktaufnahme. Auf Spaziergängen durch den urbanen Raum entwickelt die Künstlerin nicht nur ein Gefühl für den Ort, sondern sucht auch nach Anzeichen für Umbruchsituationen, für Transformationsprozesse. Stadtentwicklungsprojekte, Neubaugebiete, vernachlässigte, abgehängte Viertel ziehen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Mit Fotografien hält Hana Miletić diese Orte und Eindrücke fest. Dabei hält sie sich nicht bei der Monumentalität oder Wiedererkennbarkeit von Stadtarchitektur und -mobiliar auf. Vielmehr konzentriert sie sich auf Details, auf Unfertigkeiten oder Stückwerk. Sie sucht nach Verhüllungen aus Folie, die zum Schutz oder als Provisorium angebracht wurden oder geklebten Reparaturen, die Bruchstellen notdürftig kitten.

Installationsansicht Kunsthalle Mainz: Hana Miletić: txt, Is Not Written Plain (draft VI), 2017

Installationsansicht Kunsthalle Mainz: Hana Miletić: txt, Is Not Written Plain (draft VI), 2017

Dieser Bestandsaufnahme und Materialsammlung folgt die Motivfindung, die Auswahl der Nebensächlichkeiten, die im nächsten Schritt in gewebte Formen übersetzt werden. Denn gerade diese Nebensächlichkeiten bilden für Hana Miletić zentrale Motive in der Wahrnehmung des menschlichen Lebens- und Gestaltungsraumes und münden in die eigentlichen Kunstwerke. So verwandelt sich eine Ansammlung von behelfsmäßig aneinander geklebten Plastikfolien in eine gewebte Collage aus unterschiedlich nuancierten Stoffteilen divergierender Stärke – von hauchdünn bis opak.
21. Oktober 2022 bis 5. Februar 2023

www.kunsthalle-mainz.de