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Das Landestheater Niederösterreich bietet mit seinen Eigenproduktionen und internationalen Gastspielen engagiertes, spannendes und unterhaltendes Sprechtheater in beiden Spielstätten, dem Großen Haus sowie der Theaterwerkstatt.

Der Talisman von Johann Nepomuk Nestroy
Willkommen in einer Welt, die ihr Glück mehr vom Schein als vom Sein abhängig macht: Alle Menschen haben hier die gleichen Chancen, fast alle, nur die Rothaarigen nicht! Ob Frau oder Mann, jung oder alt, den „Rotkopferten“ begegnet man auf dem Schloss der Gräfin Cypressenburg mit Geringschätzung und Ausgrenzung. Wegen ihrer roten Haare werden die Gänsemagd Salome Pockerl und der vagabundierende Barbiergesell Titus Feuerfuchs diskriminiert und „abgehängt“. Doch während die selbstbewusste Salome von der Schönheit ihrer morgensonnigen Haarpracht überzeugt ist und sofort in Begeisterung entflammt, als sie ihren Leidensgenossen Titus kennenlernt, ist dieser frustriert von der ignoranten Gesellschaft. Erst als Titus den Friseur Marquis vor einem Unfall bewahrt und zum Dank eine schwarze Perücke erhält, nimmt sein Leben eine plötzliche Wende: Mit neuer Haarfarbe wird er zum Objekt der Begierde dreier konkurrierender Witwen und dem sozialen Aufstieg im Schloss steht nichts mehr im Wege …
Voller hinreißender Komik, witzesprühender Dialoge und messerscharfer Kritik an den Verhältnissen seiner Zeit ist „Der Talisman“ eines der großen Meisterwerke von Johann Nepomuk Nestroy. Aus jeder Silbe schlägt ein Geistesblitz. Nestroy ist „der erste deutsche Satiriker“, dessen Sprache sich „Gedanken macht über die Dinge“, so beschrieb Karl Kraus die herausragende Wortkunst der Nestroy-Figuren auf der Bühne. Das Regieduo und Theaterleiter-Pärchen Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, die auf der Wiener Bühne „Bronski & Grünberg“ Furore machen, ist für seinen rasant-erzählerischen, witzig-klugen Inszenierungsstil bekannt. Sie bringen „Der Talisman“ mit viel Musik und eigenen Couplets so auf die Bühne, dass sich Intellekt und Sinnlichkeit leichtfüßig begegnen.
20. März, 7., 24. und 29. April, 8. und 21. Mai 2021

Kunst von Yasmina Reza
Serge hat sich für eine beachtliche Summe ein Gemälde gekauft: weiße Streifen auf weißem Untergrund. An diesem Bild entzündet sich der Streit zwischen drei Freunden, in dessen Verlauf sich ihr Leben und ihre Beziehungen grundlegend ändern. Serge begeistert sich für das Gemälde, Marc bekämpft es auf das Heftigste und Yvan bezieht, da er es sich mit keinem der anderen verderben will, keine Stellung. Das Kunstwerk dient als Katalysator, mit dessen Hilfe Yasmina Reza auf psychologisch fein gezeichnete Weise die drei Männer, ihre Gefühle, ihre Befindlichkeit, ihre Freundschaft, ja ihr gesamtes bisheriges Dasein auf den Prüfstand stellt – eine wortgewandte Komödie über die Halbwertszeit von Freundschaften für ein furioses Schauspieler-Trio.
25. und 26. März 2021

Die Reise nach Franz Kafka, W. G. Sebald u.a.
Tschechien und Österreich waren bis zum Ende der k.u.k. Monarchie im Jahr 1918 für mehrere Jahrhunderte in ge­meinsamer Staatlichkeit verbunden. Erst seit dem 20. Jahr­hundert verläuft eine Grenze zwischen den beiden Ländern und verfestigt zwei nationale Identitäten mit unterschiedli­chen Sprachen. Im Ambiente der Habsburgermonarchie mit ihren vielen Kul­turen und Religionen war hingegen nicht einmal die Spra­che ein eindeutiges Indiz für Zugehörigkeit. Die tschechisch­sprachige Bevölkerung war in Wien um 1900 so zahlreich, dass Wien nach Prag als die zweitgrößte tschechische Stadt gesehen werden konnte, und umgekehrt zählte Tsche­chien viele deutschsprachige Einwohner. Deren bekanntes­ter Einwohner: Franz Kafka.
Gemeinsam mit dem künstlerischen Team rund um die junge tschechische Regisseurin Anna Klimešová und mit der koproduzierenden Plattform für performatives Theater TERÉN in Brünn begeben wir uns auf eine Reise in die Geschichte von Österreich und Tschechien, die uns trennt und verbindet gleichermaßen. Inspiriert von Kafkas „Reisetagebüchern“, in denen sich der Schriftsteller als genauer Beobachter sowie als humorvoller und empathischer Zeitgenosse erweist, unternehmen Schauspieler aus dem Ensemble des Landestheaters gemeinsam mit Schauspielern aus Tschechien eine Spurensuche nach der kollektiven Seele der beiden Länder. Ausgangspunkt der zweisprachigen Inszenierung wird dabei der Weg zwischen Brünn und St.Pölten sein, auf dem unter anderen auch die Schriftsteller Joseph Roth, W.G. Sebald und der Literatursammler Jürgen Serke ihre Fußabdrücke hinterließen.
Premiere: 14. Mai 2021
weitere Aufführungen: 19. Mai, 12., 17. und 18. Juni 2021

Eine Stadt sucht ihr Theater
Vor genau 200 Jahren beschlossen die Bürger und Bürge­rinnen St. Pöltens, ein Theater zu gründen. Bis dahin kamen Wandertruppen in die Stadt, die für ein paar Tage ihre Kulis­sen aufbauten, vor ihrem Publikum spielten und zum nächs­ten Spielort weiterzogen. Die Bürgerschaft St. Pöltens wünschte sich aber ein Theater mit einem Direktor und ei­nem Künstlerenensemble, das zumindest ein paar Jahre hindurch für einen kontinuierlichen Spielbetrieb sorgen soll­te. Das Theater sollte weniger Repräsentation für die Mäch­tigen sein, als ein echtes Bedürfnis des Publikums nach Kunst und Unterhaltung erfüllen.Die Spieler*innen des Bürgertheaters werden zusammen mit dem Dramatiker Bernhard Studlar und der künstleri­schen Leiterin Nehle Dick eine Recherchereise zu den An­fängen des Theaters ihrer Stadt unternehmen. Wer waren die historischen Theaterfanatiker und ­Fanatikerinnen, die sogar eine Aktiengesellschaft gründeten, um ihr Theater zu finanzieren? Wie kam es dazu, dass der Bischof persönlich den Anstoß dazu gab? Und welcher Theateramor lebt heu­te noch im Theater auf dem Rathausplatz, um das Publi­kum mitten ins Herz zu treffen?
Aus Anekdoten, Briefen, Zeitungskritiken, Programmzetteln und vielen erfundenen Geschichten wird ein Gründungsmythos entstehen, der die Theatergeister auf den Bühnen, in den Gängen und geheimen Nischen des ganzen Hauses wiedererweckt.
Uraufführung: 2. Juni 2021
weitere Aufführungen: 4., 5., 10., 11., 15. und 16. Juni 2021

www.landestheater.net