Für das zukünftige Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD) in Ingolstadt entwickelt das Künstlerduo Hartung | Trenz einen großformatigen Seh-Text als Architekturprojektion. Bis in den Herbst hinein ist immer ab Dämmerung die neue Arbeit VIERKANT auf der historischen Fassade zu sehen. Es ist der Auftakt für eine Serie von solchen künstlerischen Lichtinterventionen, die das MKKD als Kunstort markieren.
Hartung | Trenz setzen Texte wie Bildmaterial ein. Ihre typographischen Kompositionen sind in Bewegung, die schwarz-weißen Projektionen erzeugen ihr Farbspiel ausschließlich im Zusammenhang mit den vorgefundenen Oberflächen. Das Künstlerduo bringt Inhalt und Form in jeder Arbeit und für jeden Ort auf neue Art und Weise zusammen. In ihrer Intervention für das MKKD beschäftigen sie sich mit den vier Fragen, auf die Immanuel Kant seine Vorlesungen zu Logik aufbaute: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Mit ihrer Textauswahl reagieren Hartung | Trenz auf die aktuelle Situation der Corona-Pandemie, die massiv in unseren Alltag, in unsere Freiheiten und in die Art und Weise, wie wir uns in der Welt bewegen, eingreift. Sie stellen die existentiellen Fragen im Großformat in den öffentlichen Raum, und sie zeigen das Museum als einen Ort, der mit Hilfe eines philosophischen Koordinatensystems zum öffentlichen Nachdenken anregt.
Mind the Gap! Zwischen bekannten und neuen Räumen
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Räumlichkeiten der ehemaligen Donaukaserne, in der sich das Museum befindet. Zwölf Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und ganz Europa haben ortsspezifische Kunstwerke geschaffen, die sich mit der Architektur des Gebäudes auseinandersetzten.
Im Hinblick auf den Umzug des Museums in die hergerichtete historische Gießereihalle nimmt die Ausstellung Abschied von der Tränktorstraße, die nun fast 30 Jahre unterschiedlichen Direktoren und Kuratoren als Ausstellungshaus diente. Vor dem Auszug wird noch einmal das gesamte Haus mit der Ausstellung „Mind the Gap!“ bis in den letzten Winkel bespielt. Das geschieht nicht durch klassische Malerei oder Skulpturen, sondern durch Installationen, die vor Ort und exklusiv für das Haus entstehen. Auch Flächen, die in manchen Fällen vielleicht auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirken, bekommen nun eine Bühne. Triste Ecken werden zum bunten Spektakel und dort wo Leere herrschte, entstehen raumgreifende Werke, die neue Blickachsen aufmachen. Räume werden dekonstruiert und neu zusammengefügt oder so verfremdet, dass ihre Wirkung völlig verändert wird. Architektonische Details des Gebäudes werden von den Kunstwerken aufgegriffen und so in den Fokus gerückt. Die bekannten Räume bekommen so ein ganz neues Erscheinungsbild. Was der treue Museumsbesucher glaubt zu kennen, wird ihm ungewöhnlich vor Augen geführt. Damit wird die besondere Architektur der Donaukaserne gewürdigt.
Das Museum wird zu einem lebendigen Komplex, in dem sich ungewöhnliche Wechselwirkungen zwischen den einzelnen künstlerischen Positionen entwickeln. Es entstehen Erlebnisräume, welche die Kunst mit dem Ausstellungsraum verschmelzen lassen. Die Ausstellung zeigt die Institution Museum als Inspirations- und Erlebnisort. Damit wird ebenfalls ein Vorgeschmack auf das gegeben, was den Besucher im Neubau erwartete: ein Raum für Kreativität und Innovation.
„Mind the Gap!“ repräsentiert den Übergang zwischen Bekanntem zu Unbekanntem. Damit ist das alte Gebäude im neuen Look genauso gemeint wie der Umzug in den Neubau. Mit dieser Ausstellung wird nochmal große Aufmerksamkeit auf das MKK an seinem jetzigen Standort gelenkt.
bis 11. April 2021