Die Inszenierung „hildensaga. ein königinnendrama“ feiert am 15. Juli 2022 vor dem Wormser Dom Premiere. Einer der profiliertesten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker, der österreichische Autor Ferdinand Schmalz, schrieb das Königinnendrama der Nibelungen.
Die Nibelungen-Festspiele wurden 2002 mit der Vision eröffnet, eines der bedeutendsten Werke mittelalterlicher Epik einem breiteren Publikum wieder ins Bewusstsein zu rufen und damit auch den Originalschauplatz der Nibelungensage bekannter zu machen: die Stadt Worms – einst wichtiges Zentrum für geistiges, kulturelles und politisches Wirken in Europa. Von Beginn an sind die Festspiele ein großer Erfolg und zählen innerhalb weniger Jahre zu den bekanntesten Open-Air-Festivals. Auf den Stufen vor dem imposanten Wormser Kaiserdom, auf denen einst Kriemhild und Brünhild ihren legendären Königinnenstreit ausgetragen haben sollen, stehen jährlich die bekanntesten Schauspieler aus Theater, Film und Fernsehen und zeigen die Vielfalt, die der Nibelungenstoff in sich trägt.
2022 wird in Worms eine Uraufführung bei den Nibelungen-Festspielen unter der Intendanz von Nico Hofmann zu sehen sein. Ferdinand Schmalz, Nestroypreisträger und Shootingstar der österreichischen Dramatik, erzählt die Geschichte für die kommenden Nibelungen-Festspiele aus einer neuen Perspektive: Aus der Sicht der Frauen. In seinem Stück „hildensaga. ein königinnendrama“ stehen die Frauen, vor allem Brünhild und Kriemhild, im Zentrum, sie sind die treibende Kraft der Geschichte. Regie führt Roger Vontobel, dessen Inszenierung „Siegfrieds Erben“ und deren technische Effekte, wie das 3D-Mapping mit den projizierten Gesichtern an den Dommauern, 2018 viele Besucher überzeugte. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Palle Steen Christensen verwandelt er die Bühne vor dem Dom in eine riesige Wasserlandschaft, die ein spektakuläres und überraschendes Spiel ermöglicht. Die Nibelungen-Festspiele finden vom 15. Juli bis 31. Juli 2022 auf der Nordseite des Wormser Doms statt.
„Hildensaga. Ein Königinnendrama“
Ferdinand Schmalz erzählt gemeinsam mit den Nornen, den aus der Ursage der Edda stammenden Schicksalsfrauen, die Fäden der Geschichte neu. Und so sind es vor allem Brünhild und Kriemhild, die das Heft des Handelns in die Hand nehmen und dem Treiben der Männer Einhalt gebieten. Die aufbegehren gegen Raub und Betrug, Verrat und Vergewaltigung. Zwei Frauen, die sich weigern, Opfer einer außer Rand und Band geratenen Männerwelt zu sein und die sich auf das besinnen, was sie sind: Zwei Königinnen. Doch wer glaubt, dass die Welt dadurch eine bessere würde, macht es sich zu leicht mit den klischierten Geschlechterzuschreibungen. Denn diese Königinnen haben viel von den Männern gelernt, die sie nun vom Thron und in den Abgrund stürzen. Sie sind dabei nicht weniger grausam. Und schon gar nicht netter. Nur besser.
15. bis 31. Juli 2022