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Die Partnerschaft, die das Festspielhaus Baden-Baden und John Neumeier verbindet, währt nun länger als zwei Jahrzehnte. Diese Zusammenarbeit wurde in der vergangenen Spielzeit beträchtlich erweitert. Entstanden ist ein Festival, in dem John Neumeier sein umfassendes Verständnis von Tanz präsentiert – im Zentrum auch 2022 wie stets das Hamburg Ballett. Für das von ihm initiierte Bundesjugendballett kreiert John Neumeier das neue Werk „Die Unsichtbaren“. Darin erinnert der Choreograph an Tänzer und Choreographen der 1920er- und 1930er-Jahre und gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus. Die Erweiterung des Festivals in die Stadt hinein symbolisiert John Neumeiers Wunsch, durch Tanz mit der Welt in Verbindung zu treten. Die Welt des Tanzes wird in Gestalt weiterer Gäste nach Baden-Baden kommen, und die Festspielstadt verwandelt sich in eine Tanzstadt, hat John Neumeier gesagt. Das klingt verheißungsvoll.

Ballett-Werkstatt
Jahr für Jahr kommen John Neumeier und sein Hamburg Ballett ins Festspielhaus Baden-Baden und zeigen Klassiker ebenso wie Neuproduktionen. Vor allem lässt es sich Neumeier nie nehmen, Werke und Compagnie selbst vorzustellen – in seiner „Ballett-Werkstatt“, die unter den Ballettfans längst Kult ist. Ihr Erfolg hängt mit der faszinierenden Persönlichkeit des Choreographen zusammen. Neumeier ist ein Charismatiker, der seine Zuhörer zu unterhalten weiß und kostbare Einblicke gewährt: in sein Denken und seine Art, historische Persönlichkeiten und Stoffe der Weltliteratur in Ballette zu übersetzen.
30. September 2022

Beethoven-Projekt II
Sechs Monate mussten John Neumeier und das Hamburg Ballett coronabedingt warten, bevor sie endlich das „Beethoven-Projekt II“ uraufführen durften. Das Beethoven-Jahr war der Auslöser für Neumeiers Auseinandersetzung mit einer Musik voller Bewegungsimpulse. Beethovens siebte Sinfonie, eine „Apotheose des Tanzes“, wie Richard Wagner sie nannte, war die erste Sinfonie, die ganz aus dem Rhythmus heraus gestaltet wurde. Sie bildet ein Zentrum im „Beethoven- Projekt II“, neben einer Violinsonate und Ausschnitten aus dem Oratorium „Christus am Ölberge“. Hierzu schuf John Neumeier eine Choreographie, die sich lose an Beethovens Leben orientiert – wie bereits im „Beethoven-Projekt I“, das im Festspielhaus Baden-Baden mit großem Erfolg aufgeführt und verfilmt wurde.
1., 2. und 3. Oktober 2022

Die Unsichtbaren
Während verschiedene Kunstformen die Geschichte zwischen 1933 und 1945 wenigstens teilweise aufgearbeitet haben, sind Opfer und persönliche Tragödien vieler Tänzerinnen und Tänzer, Choreographinnen und Choreographen der 1920er-und 1930er-Jahre noch weitgehend unerzählt. John Neumeier hat mit seinem Projekt „Die Unsichtbaren“ gemeinsam mit dem Bundesjugendballett begonnen, nach den ermordeten Kolleginnen und Kollegen zu suchen und ihre Geschichte posthum durch Impressionen der Zeit zurück in einen Echoraum der Erinnerung zu holen – vermittels einer Tanzcollage mit Musik, Lied und Text, die verschiedene Aspekte des deutschen „Ausdruckstanzes“ beleuchtet und der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt.
5. und 6. Oktober 2022

Hamlet 21
Neumeiers „Hamlet 21“ beginnt in einer Schulklasse. Ein genialer Verfremdungseffekt, der gleich zweierlei ausdrückt: 1) Die meisten von uns haben Shakespeares „Hamlet“ in der Schule kennengelernt. 2) Auch Prinz Hamlet war einmal jung. Hier ansetzend enthüllt Neumeier zahlreiche Impulse, die die späteren Entscheidungen des dänischen Prinzen erklären. Der Choreograph knüpft einen Knoten, der die Sicht der Zuschauer, die Geschichte Shakespeares, zahlreiche historische Quellen, die eigene Ballettsprache und die Musik des britischen Komponisten Michael Tippett zu einem facettenreichen Ganzen verbindet. Die Verantwortung für die Vergangenheit: Darum kreist dieses Ballett, ein Kunstwerk, das auf Neumeier-typische Art die Sichtweisen der Moderne mit der Tradition des Tanzes versöhnt.
7., 8. und 9. Oktober 2022

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