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Das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe ist eine weltweit einzigartige Kulturinstitution, denn es ist ein Ort, der die originären Aufgaben des Museums erweitert.
Es ist ein Haus aller Medien und Gattungen, ein Haus sowohl der raumbasierten Künste wie Malerei, Fotografie und Skulptur als auch der zeitbasierten Künste wie Film, Video, Medienkunst, Musik, Tanz, Theater und Performance. Das ZKM wurde 1989 mit der Mission gegründet, die klassischen Künste ins digitale Zeitalter fortzuschreiben. Deshalb wird es gelegentlich auch das »elektronische bzw. digitale Bauhaus« genannt – ein Ausdruck, der auf den Gründungsdirektor Heinrich Klotz zurückgeführt wird.
Als „Mekka der Medienkünste” (Peter Weibel) setzt sich das ZKM in Theorie und Praxis dabei nicht nur mit den Innovationen der Kommunikations- und Informationstechnologien und dem damit in Gang gesetzten gesellschaftlichen Wandel auseinander.

„Writing the History of the Future”
Eine neue Geschichte der Kunst
Das 30-jährige Bestehen des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe ist der Anlass, mit seiner Sammlung, die als eine der wichtigsten Medienkunstsammlungen der Welt gilt, die Geschichte der Kunst im 20. und 21. Jahrhundert neu zu erzählen. Die Ausstellung zeigt mit über 500 Objekten erstmals die Vielfalt der Künste im medialen Wandel. Sie umfasst Fotografie, Grafik, Malerei und Skulptur ebenso wie computerbasierte Werke, Film, Holografie, Kinetische Kunst, Op-Art, Sound Art, visuelle Poesie und Videokunst.
Durch die alle Gattungen und Medien übergreifende Perspektive eröffnet die Ausstellung auf über 6.000 qm einen neuen Blick auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Diese Epoche rasanten technologischen Wandels durch elektronische und digitale Informations- und Kommunikationstechnologien leitete eine nie gekannte Demokratisierung von Kunst und Kultur ein. »Writing the History of the Future« macht nachvollziehbar, wie das Versprechen der Fotografie, die Abbildung der Welt zu individualisieren, in den 1960er-Jahren von den AktivistInnen der Videokunst nochmals eingelöst wurde. Mit der plötzlich verfügbaren Videotechnik bildeten sie Welten ab, die weder im Fernsehen noch von der Filmindustrie gezeigt wurden und entwickelten eine Ästhetik, die noch heute unsere visuelle Kultur beeinflusst. Mit der Verbreitung der Computertechnik in den 1950er-Jahren wandelte sich unsere Vorstellung des Schöpferischen, begann die Automatisierung und Algorithmisierung der Künste. Der zeichenverarbeitende Apparat provozierte Diskussionen wie sie heute im Hinblick auf die Künstliche Intelligenz aufs Neue geführt werden. Elektronische Medien veränderten auch die Wahrnehmung und die Erzeugung des Klangs im 20. Jahrhunderts. Bisher illegitime Klänge und Geräusche wurden zu einem Medium der bildenden Kunst, zur Sound Art.

zkm_gameplay. the next level
„zkm_gameplay. the next level” ist die Computerspielplattform des ZKM. Sie lädt zum informativen und kreativen Austausch ein – und natürlich zum Spielen. Die Ausstellung richtet sich an GamerInnen jeden Alters, aber auch an BesucherInnen, die bislang kaum Erfahrung mit Computerspielen haben.
Dass das Computerspiel sich zu einem Leitmedium entwickelt hat, ist heute keine gewagte These mehr. Der gesellschaftliche und ästhetische Stellenwert des interaktiven und multimedialen Mediums ist nicht mehr zu übersehen. Das Computerspiel hat sich von seinen Ursprüngen als Laborexperiment und Spielzeug gelöst und ist »das« Medium der digitalen Gesellschaft geworden, zwischen Pop-Kultur, Unterhaltung und Kunst. Mit der Eröffnung der Ausstellung »Die Welt der Spiele« im Herbst 1997 war das ZKM eine der ersten Kunstinstitutionen weltweit, die der Videospielkultur eine dauerhafte öffentliche Plattform im Kunstkontext gaben. Seitdem hat das ZKM die Spielepräsentation in einer Reihe von unterschiedlichen Ausstellungen immer wieder neu gestaltet.
bis 9. Januar 2022

CRITICAL ZONES
Auf zu einer neuen Erdpolitik! 
Wenn sich Kleinstes verändert, nimmt es Größtes mit sich. Ein winziges Virus vermag die Menschheit zum Stillstand zu bringen und die Veränderung um wenige Grad bewirkt eine lebensbedrohliche Erderwärmung. Wenn sich Größtes verändert und man den Überblick verliert, lohnt es sich, Kleinstes zu betrachten. Sei es ein Virus unter dem Mikroskop oder ökologische Phänomene in einzelnen Gebieten. 
Inmitten der Klimakrise, die eine Krise unserer kollektiven Lebensbedingungen ist, lädt die Ausstellung Critical Zones zu einer Neuorientierung ein: Als teilnehmende BeobachterInnen bewegt man sich durch die Observatorien der Ausstellung, um ein Sensorium für unsere mit allen Lebensformen verwobene Existenz zu entwickeln. Denn wir leben nicht auf dem Globus, sondern eingebettet in die dynamischen Prozesse der »Kritischen Zone« – der dünnen Schicht der Erdoberfläche, in der Leben möglich ist. »Observare« bedeutet nicht nur beobachten, sondern auch »Sorge tragen« und »achten«. Ein Beobachtungsraum zur »Kritischen Zone« stellt folglich auch einen Raum des Nachdenkens darüber dar, wie der Mensch sowohl eigenverantwortlich als auch in Gemeinschaft alternative Formen des Zusammenlebens, der Fürsorge und Aufmerksamkeit entwickeln kann, um eine neue Erdpolitik zu schaffen.
bis 8. August 2021

Seasons of Media Arts 2020 in der Karlsruher Innenstadt
Lichtinstallationen, Medienprojektionen an Gebäudefassaden und auf Straßen, künstlerische Interventionen und experimentelle Veranstaltungen – das Medienkunstfestival »Seasons of Media Arts« präsentiert digitale, interaktive und virtuelle Kunst im öffentlichen Raum und verwandelt Karlsruhe in eine Bühne innovativer, kooperativer und vernetzter Medienkunst.
Seit dem 11. September 2020 sind im Rahmen des Festivals verschiedene medienbasierte künstlerische Projekte über das Stadtgebiet von Karlsruhe verteilt. Zusammen mit vielfältigen, auf Medienkunst ausgelegten Programmen unterschiedlicher Karlsruher Institutionen und Initiativen laden sie zur Interaktion und Auseinandersetzung mit unserer informationellen, durch Medientechnologie geprägten Lebenswelt ein. Die Medien werden dabei buchstäblich als Ausdrucksmedien verstanden, die einen künstlerischen Zugang zu aktuellen Fragen wie beispielsweise der Klimakrise und Demokratie im Zeitalter sozialer Medien eröffnen.
Aufgrund der aktuellen Lage und der derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen zu COVID-19 verlängern wir „Seasons of Media Arts” bis in das Jahr 2021 – Stets unter dem Motto: Mit Bedacht und Abstand!

Seasons of Media Arts 2020: Ulf Langheinrich, OSC-K, 2020, See der Günther-Klotz-Anlage Karlsruhe © Ulf Langheinrich, Foto: Elias Siebert

Seasons of Media Arts 2020: Ulf Langheinrich, OSC-K, 2020, See der Günther-Klotz-Anlage Karlsruhe © Ulf Langheinrich, Foto: Elias Siebert

 

Digitale Ausstellung „Berechenbar – Unberechenbar”
In der Digitalen Kunsthalle des ZDF bewegen sich Besucher durch das virtuelle ZKM und können dort computergenerierte Kunstwerke entdecken. Ist das Universum ein riesiger Computer? Die Frage ist nicht neu: Konrad Zuse, Pionier der Informatik, beschrieb 1969 das Universum als einen großen zellulären Automaten. Seiner Meinung nach ist es als ein diskretes Rechensystem vorstellbar, das aus Zellen besteht, die sich nach vorgegebenen Regeln entwickeln, indem sie die Zustände anderer Zellen an ihrem Ort berücksichtigen. Zelluläre Automaten können Funktionen berechnen und algorithmische Probleme lösen. Zuse nannte seine Hypothese »Rechnender Raum«; dieser könne das Universum als eine Kombination vieler kleiner Computer (in diesem Fall das Äquivalent zu den zellulären Automaten) modellieren, die sich zu einem großen Computer addierten. Auch Seth Lloyds »programmiertes Universum« schlägt vor, dass das Universum ein einziger riesiger Quantencomputer ist. Die Ausstellung nimmt diese Ideen der Berechenbarkeit der Realität auf.
Mit der Entwicklung von Berechnungen und grafischen Benutzeroberflächen stellt sich heraus, dass die Realität nicht nur als rechnergestütztes System beschrieben werden kann, sondern dass Mengen von »ausführbaren Dateien« neue virtuelle Realitäten erzeugen können. Diese Fähigkeit der Computer fasziniert Künstlerinnen und Künstler, die sich seit einem halben Jahrhundert mit generativer Ästhetik beschäftigten.
Während die Berechenbarkeit von Umgebungen heute klar zu sein scheint, ist die Frage, ob das Selbst berechnet werden kann, noch nicht bejaht worden, obwohl das Versprechen der künstlichen Intelligenz bereits das denkende Subjekt zu reproduzieren droht. Trotz der Tatsache, dass die heutigen Computer nicht in der Lage sind, menschliches Denken zu simulieren, so dass das Selbst noch nicht berechenbar ist, wirkte diese Erkenntnis als starkes Stimulans für spekulative Fiktion.
Im Mittelpunkt der Sammlung des ZKM | Karlsruhe steht die Medienkunst: Eine Kunstform, die sich durch das Medium definiert, mit dem sie geschaffen, verbreitet und rezipiert wird. Die in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entstandenen Apparate computerverwandter Disziplinen wie Automatenkunde, Kybernetik, Informations- und Kommunikationstechnologien und künstliche Intelligenz haben den Medienbegriff allmählich erweitert und den Computer zu einem der wichtigsten Werkzeuge und Medien der bildenden Kunst gemacht.
„Berechenbar – Unberechenbar” zeigt softwarebasierte digitale Kunstwerke in einer computergenerierten Umgebung. Eine digitale Kopie eines Lichthofs am ZKM | Karlsruhe wird von mehreren zellulären Automaten bevölkert, die vollständig algorithmisch generiert werden. Die Trägerstruktur der Ausstellung reflektiert, genau wie die Kunstwerke, die sie zeigt, ihren Apparat und ihr Medium: den Computer.
bis 30. September 2021

 

https://zkm.de