Mit über 120 Gemälden, Zeichnungen und Grafiken geht die Ausstellung den schöpferischen Paarungen und Verflechtungen zwischen Bildender Kunst und Literatur im Schaffen von Marc Chagall nach. Der amerikanische Schriftsteller Henry Miller nennt ihn einen „Dichter mit den Flügeln eines Malers.“

Der Malerpoet Chagall schreibt mit Anfang 30 seine Autobiografie „Mein Leben“ und versieht das Werk mit Illustrationen, die ein humorvoll zärtliches Bild seiner weißrussischen Heimat und seiner Verwandten zeichnen. Er malt zeitlebens mit Worten und Klängen und nutzt die Bildlichkeit der Sprache. Seine jiddische Muttersprache ist oftmals Inspirationsquelle für Motive seiner Gemälde. So stellt der mit dem Künstler befreundete Schriftsteller Leo Koenig fest: „Chagall sieht mithilfe der oder durch die jiddische Sprache.“

Der schreibende und dichtende Maler Chagall steht in schöpferischem Dialog mit großen Schriftstellern. So illustriert er in seiner französischen Wahlheimat Mitte der 20er Jahre die russische Provinzposse „Die toten Seelen“ von Nicolai Gogol. Die Fabeln des französischen Dichters Jean de la Fontaine erhalten in seiner Bildregie eine Frische und Unmittelbarkeit, die vergessen macht, dass sie bereits von zahllosen Künstlern vor ihm illustriert wurden.

Neben zahlreichen großformatigen Gemälden in opulenter Farbigkeit werden unter anderem auch über vierzig Entwurfsskizzen Chagalls gezeigt, die noch nie öffentlich zu sehen waren. Die Werke erlauben intime Einblicke in die Arbeitsweise dieses größten Farbvirtuosen des 20. Jahrhunderts. So lockt die Präsentation mit teils unbekannten Facetten des vermeintlich weltbekannten Künstlers.
Die ausgestellten Werke Chagalls aus über 40 Schaffensjahren machen sichtbar und erfahrbar, dass er zeitlebens mit dem Pinsel schrieb und mit Worten malte. Text und Bild sind die zwei unentbehrlichen Ausdrucksformen, in denen sich seine hellsichtige Vision der Welt in immer neuen Bildsprachen konkretisiert.
8. März bis 9. Juni 2025

www.kunstmuseum-picasso-muenster.de