Das Kunsthistorische Museum zeigt in Kooperation mit der Kaiserschild-Stiftung eine kleine Sonderpräsentation zum niederländischen Barockmaler Pieter Claesz (1597/98–1660), und fokussiert somit erstmals auf diesen bedeutenden Vertreter der Stilllebenmalerei des 17. Jahrhunderts.
Im Zentrum stehen die Gemälde Stillleben mit Früchtepastete, Silbertazza, vergoldetem Deckelpokal und „Römer“ (Weinglas) (1637) aus dem Kunst Museum Winterthur, Stillleben mit Glaspokal (1642) aus der Alten Galerie des Universalmuseums Joanneum Graz – eine Dauerleihgabe der Kaiserschild-Stiftung – sowie Vanitas-Stillleben (1656) aus dem Kunsthistorischen Museum, die Claesz‘ meisterhafte Lichtregie und seinen feinen Umgang mit Materialität eindrucksvoll repräsentieren.
Diese drei Hauptwerke wurden in höchster Qualität digitalisiert und speziell für die Kunstvermittlung aufbereitet. Ein Multimedia-Tisch und sieben Kurzfilme laden Besucherinnen und Besucher zu einer vertiefenden Beschäftigung mit der Kunstgattung Stillleben, einzelnen Werkdetails, kulturellen und historischen Aspekten sowie mit Leben und künstlerischem Schaffen des Künstlers ein.
Die vielen Facetten des Stilllebens bei Pieter Claesz
Pieter Claesz (um 1597/98–1660), gebürtiger Flame, lässt sich um 1620 im wirtschaftlich aufstrebenden Haarlem nieder. Die Stadt wird dank einflussreicher Bierbrauer und wohlhabender, vor der spanischen Besatzung geflüchteter Antwerpener Kaufleute zu einem der wichtigsten Kunstzentren der Niederlande. Claesz entwickelt die Tradition der Haarlemer Stilllebenmalerei weiter und gilt als Gründer des neuen Typus der „gedeckten Tische“. Mit auf das Wesentliche reduzierter Bildsprache – gedeckten Farben, wenigen Objekten – entstehen kleine Mahlzeitenbilder („ontbijtje“ oder „banketje“ genannt), die zu seinem Markenzeichen werden. In seiner etwa 40-jährigen Schaffensphase malt Claesz rund 230 Gemälde. Er ist zu Recht berühmt für seine subtile Farb- und Lichtgebung und seine Kunstfertigkeit in der Schilderung verschiedener Oberflächen.

Pieter Claesz (1597/98–1660), Stillleben mit Früchtepastete, Silbertazza, vergoldetem Deckelpokal und „Römer“ (Weinglas), 1637, Öl auf Holz, Kunst Museum Winterthur, Schenkung der Stiftung Jakob Briner, 2018 © Kunst Museum Winterthur
Im Stillleben mit Früchtepastete, Silbertazza, vergoldetem Deckelpokal und Römer (1637), inszeniert Pieter Claesz den Reichtum der Niederlande im sogenannten Goldenen Zeitalter. Ein opulent gedeckter Tisch mit erlesenen Speisen und kostbaren Gefäßen spiegelt den Wohlstand des aufstrebenden Bürgertums wider. Am Medientisch erhalten Besucher*innen Einblicke in die Herkunft der dargestellten Statussymbole. Darüber hinaus werden die abgebildeten Prunkgefäße mit vergleichbaren Objekten aus heutigen Kunstkammern
kontextualisiert.
Im Stillleben mit Glaspokal (1642) stellt Pieter Claesz mit Hering, Zwiebeln, Brot und Bier eine zu seiner Zeit typische, simple niederländische Zwischenmahlzeit dar. In diesem Bild wird vor allem sein meisterhafter Einsatz von Illusionstechniken sowie sein Umgang mit Licht und Reflexionen in einer monochromen Farbpalette deutlich, worauf einzelne Kapitel
am Medientisch näher eingehen.

Pieter Claesz (1597/98–1660), Stillleben mit Glaspokal, 1642, Öl auf Holz, Universalmuseum Joanneum, Alte Galerie Schloss Eggenberg, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung, © Foto: UMJ/N. Lackner
Im Vanitas-Stillleben (1656) thematisiert der Künstler die Vergänglichkeit des Lebens. Besucherinnen und Besucher können die im Gemälde abgebildeten Gegenstände, darunter ein Totenschädel, ein umgestürztes Glas („Römer) oder auch eine Uhr, als spezielle Points of Interest am interaktiven Medientisch gezielt erkunden und mehr über deren Symbolik erfahren.
www.khm.at
17. Juni 2025 bis 15. März 2026

Pieter Claesz (1597/98–1660), Vanitas-Stillleben, 1656, Öl auf Holz, Kunsthistorisches Museum, Wien, Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband