Nur wenige Künstler haben die Ära der Postmoderne so klar definiert wie Cindy Sherman. Seit einigen Jahren arbeitet Sherman mit Selbstporträts – „Selfies“ -, die ihre Gesichtszüge verzerren, verändern und karikieren. Diese Bilder haben nun die Form von gewebten Wandteppichen angenommen, und so verbindet Sherman die neue Technologie des 21. Jahrhunderts mit traditioneller Handwerkskunst.
Shermans „Selfies“ wurden zunächst als eine Reihe von Bildern konstruiert, die sie in den sozialen Medien teilte. Mithilfe der verschiedenen Technologien zur Gesichtsveränderung, für Smartphones verfügbar sind, schuf sie eine Vielzahl von grotesken Figuren und fiktiven Charakteren.
Wegen des kleinen Formats der Bilder können sie nicht wie Fotografien vergrößert werden. Cindy Sherman hat daher beschlossen, den Bildern eine neue Form zu geben: gewebte Wandteppiche, die den digital transformierten Darstellungen die gleiche Würde und Unveränderlichkeit verleihen wie die offiziellen Porträts, die traditionell für den Adel und die Reichen geschaffen wurden. Dies ist das erste Mal, dass sie sich ernsthaft mit einem anderen Medium als der Fotografie auseinandersetzt.
Die Wandteppiche der Ausstellung wurden in Belgien hergestellt, wo das Weben von Wandteppichen seit dem 15. Jahrhundert hoch geschätzt wird. Sherman arbeitet bewusst mit dem Absurden, um auf diese Weisse etwas Flüchtiges umzugestalten und in einen neuen Zustand der historischen Erhöhung versetzt.
Cindy Sherman ist international bekannt für ihre maskenhaften Selbstporträts, die sich mit Fragen der Identität auseinandersetzen. Sie untersucht die Rolle der Frau in Bezug auf den patriarchalischen Blick des Mediums Film und als Muse für den männlichen surrealistischen Künstler. Sie untersucht, wie Ruhm konstruiert wird und sich im Genre des Porträts widerspiegelt – in einem visuellen Zeitalter, in dem verschiedene Persönlichkeiten zu einer Ware geworden sind.
4. Februar bis 5. Juni 2023