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Das MAK ist ein Museum und Labor für angewandte Kunst an der Schnittstelle zu Design, Architektur und Gegenwartskunst. Seine Kernkompetenz besteht in der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit diesen Bereichen, um auf Basis der Tradition des Hauses neue Perspektiven zu schaffen und Grenzbereiche auszuloten. Es setzt sich insbesondere für eine entsprechende Anerkennung und Positionierung von angewandter Kunst ein. Das MAK erarbeitet neue Sichtweisen auf seine reichhaltige Sammlung, die verschiedene Epochen, Materialien und künstlerische Disziplinen umfasst, und entwickelt sie stringent weiter.
Hier ein Einblick in die  aktuellen und nächsten Ausstellungen.

Erwin Wurm Dissolution
Gestische Skulpturen aus Keramik stehen im Mittelpunkt der MAK-Ausstellung, die erstmals Erwin Wurms skulpturale Serie Dissolution (2018–2020) im musealen Kontext vorstellt. Performative Gesten bestimmen anthropomorphe keramische Skulpturen, deren Formen zwischen ephemerer und physischer Ebene changieren. Die Skulpturen bejahen das inhärent Plastische des Materials Ton und erinnern an die Wirkmächtigkeit von Bozzetti, ersten skizzenhaften Modellen, in denen Künstler*innen ab der Renaissance ihren innersten kreativen Ideen direkten Ausdruck verleihen konnten. Mit Dissolution begibt sich Wurm auf Spurensuche nach einem Schaffensprozess, der sich nicht endgültig kontrollieren lässt. Die englische Bezeichnung „Dissolution“ bedeutet Auflösung, Verfall, Zersetzung oder Entgrenzung. Die Skulpturen, aus denen sich Finger, Hände, Lippen, Münder, Busen, Bäuche, Nabel, Nasen, Ohren schieben, schrauben sich aus einer Masse von Ton.
Die skulpturalen Körpersegmente nehmen das Interieur des Geymüllerschlössel ein und schaffen Tableaux vivants – dramaturgische Anordnungen zwischen Bewegung und Stille, Geschichte und Gegenwart – in den einzelnen Räumen und Salons, wie der Eingangshalle, der Bibliothek, dem Musikzimmer, dem Kuppelsaal, dem Schlafzimmer, dem Orientzimmer oder vor dem Hintergrund einer Panoramatapete, die den kolonialen europäischen Blick illustriert.
bis 5. Dezember 2021

Die Geschichte des Geymüllerschlössels
Das Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf ist samt Innenausstattung und Gartenanlage heute einer der wenigen Orte in Österreich, an denen sich ein originalgetreuer Einblick in die Vielfalt biedermeierlicher Ausstattungskunst bietet. 1808 im Auftrag des Wiener Bankiers Johann Jakob Geymüller (1760–1834) als Sommerresidenz errichtet, erlebte es in der Folge unter dem Großindustriellen Isidor Mautner (1852 – 1930) und seiner Frau Jenny (1856 – 1938) eine gesellschaftliche Hochblüte mit rauschenden Festen und großartigen Musik- und Theateraufführungen. Danach fast vom Abriss bedroht, rettete der passionierte Uhren- und Biedermeiermöbelsammler Franz Sobek (1903 – 1975) das Schlössel vor dem Verfall, bevor es von der Republik Österreich übernommen und in die Verwaltung des MAK übergeben wurde.
Die wechselvolle Geschichte dieses biedermeierlichen Juwels wird im Mai 2021 mit der Eröffnung eines Dokumentationsraumes mit umfangreichem Text- und Bildmaterial gewürdigt. Dafür wurde im Rahmen eines einjährigen Forschungsprojekts intensives Quellenstudium im MAK-Archiv sowie in sämtlichen relevanten Archiven Wiens und Niederösterreichs und den Familienarchiven der ehemaligen Besitzer*innen betrieben.
bis 5. Dezember 2021

Klimts Lehrer. Jahre an der Kunstgewerbeschule
Über kaum einen Künstler wurde so viel geschrieben wie über Gustav Klimt. Dabei erhielt der prägende Einfluss seiner Studienzeit an der Wiener Kunstgewerbeschule bisher viel zu wenig Beachtung. Das MAK nimmt sich nun dieses Themas an. Ferdinand Laufberger, den Klimt als Professor zeitlebens verehrte, hat dabei eine Vorrangstellung. Neben diesem hinterließen auch die Ringstraßenkünstler Ludwig Minnigerode, Friedrich Sturm oder Michael Rieser als Lehrer ihre Spuren in Klimts Werk. Zweifellos über Anregung von Rudolf Eitelberger haben auch moderne Künstler – wie Anselm Feuerbach – das Kunstwollen Klimts nachhaltig mitgeformt.

Ferdinand Laufberger, Das Blinde-Kuh-Spiel, Wien, 1865, Öl auf Leinwand © Otmar Rychlik

Ferdinand Laufberger, Das Blinde-Kuh-Spiel, Wien, 1865, Öl auf Leinwand © Otmar Rychlik

Die Ausstellung widmet sich den Auswirkungen dieser Zeit in der Kunstgewerbeschule auf Klimts Frühwerk. Erstmals gezeigte Exponate aus den reichen Beständen des MAK werden durch Leihgaben aus internationalen Sammlungen ergänzt und zeigen das Zusammenspiel der Ausbildung Klimts mit seiner weiteren künstlerischen Entwicklung.
3. November 2021 bis 13. März 2022

Josef Hoffmann. Fortschritt durch Schönheit
Aus Anlass seines 150. Geburtstags dokumentiert die Ausstellung JOSEF HOFFMANN. Fortschritt durch Schönheit erstmals umfassend das Gesamtwerk des Architekten, Designers, Lehrers und Ausstellungsmachers Josef Hoffmann (1870–1956), einer der zentralen Figuren der Wiener Moderne und internationalen Lebensreformbewegung. Hoffmann kultivierte mit seiner unermüdlichen Entwurfsarbeit und Lehrtätigkeit ein exemplarisches Modell moderner Lebensweisen auf Basis einer handwerklich geprägten sowie künstlerisch ambitionierten Bau- und Produktkultur.

Josef Hoffmann, Atelierschrank aus der Ateliereinrichtung Koloman Mosers, 1898 © MAK/Georg Mayer

Josef Hoffmann, Atelierschrank aus der Ateliereinrichtung Koloman Mosers, 1898 © MAK/Georg Mayer

Die Schau zeigt einen Querschnitt durch Hoffmanns revolutionäre Designs und seine wichtigsten Bauten, darunter das Palais Stoclet in Brüssel (1905–1911) oder das Sanatorium Purkersdorf (1904–1905).
15. Dezember 2021 bis 19. Juni 2022

www.mak.at