Regisseur Benedikt von Peter versteht Verdis AIDA als ein „Requiem auf die Utopie“, das von der Öffentlichkeit unablässig beobachtet wird. In seiner Inszenierung bespielt er den gesamten Zuschauerraum der Deutschen Oper Berlin und überträgt die musikalische Architektur der Oper auf die räumliche Struktur des Hauses.
„Amore, sommissione, dolcezza“ – so beschreibt Giuseppe Verdi seine Aida: eine Frau, die für reine Liebe, Fügsamkeit und Zartheit steht. Damit reiht sie sich ein in jene weiblichen Kunstfiguren des 19. Jahrhunderts, die weniger reale Charaktere als Projektionsflächen chauvinistischer Männerträume waren – bestimmt dazu, aus Liebe zu sterben. Auch Aidas Weg ist vorgezeichnet.
Doch in AIDA gibt es erstmals einen Gegenentwurf zur todgeweihten Liebe: Amneris. Mit „molto vivacità“ beschreibt Verdi sie – sie kämpft leidenschaftlich um ihre Liebe, verkörpert Leben und Stärke, wäre fähig zu einer realen Beziehung. Radames jedoch, der Mann zwischen beiden Frauen, verliert sich in der Fantasie von Aida, der „exotischen“ Fremden. Aus Liebe zu ihr imaginiert er sich als Held im Kampf gegen Unterdrückung – und scheitert an der Unvereinbarkeit von utopischer Liebe und politischer Vision. Aida ist zum Sterben bestimmt, die Rettung der Unterdrückten bleibt aussichtslos und gewaltsam.
Im Zentrum steht ein Held, der sich der Realität entzieht und an seinem Weltschmerz zerbricht. AIDA ist vielleicht Verdis pessimistischste Oper – ihr Ende, der Rückzug in ein steinernes Mausoleum, markiert den Tod Aidas wie auch den Tod der Utopie.
Wiederaufnahme: 13. September 2025
weitere Aufführungen: 18. September 2025, 15., 23. und 26. März 2026