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Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als auch auf eine vielseitige Gegenwart: Jede Spielzeit stehen in rund 350 Vorstellungen mehr als 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Allabendlich sind neben den fest engagierten Ensemblemitgliedern internationale Stars auf der Bühne und am Dirigentenpult zu erleben, im Graben begleitet von einem einzigartigen Orchester: dem Staatsopernorchester, dessen Musiker in Personalunion den Klangkörper der Wiener Philharmoniker bilden.
Hier einige der Opernhighlights im Herbst 2021 sowie Frühjahr 2022

Nabucco von Giuseppe Verdi
Mit Nabucco gelang Verdi 1842 nicht nur der Durchbruch, es war auch sein erstes Bühnenwerk, das bereits ein Jahr nach der Mailänder Weltpremiere in Wien zur Aufführung gelangte – unter persönlicher Leitung des Komponisten. Ins permanente Repertoire der Wiener Staatsoper fand Nabucco dennoch erst 2001. Doch seither zählt das Stück um die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und die Verschleppung der Juden ins babylonische Exil auch an diesem Haus zu Verdis am häufigsten gezeigten Opern. Die Popularität ist nicht allein dem berühmten Gefangenenchor, sondern auch den monumentalen Gestalten des größenwahnsinnigen Gewaltherrschers und seiner erotisch frustrierten und umso machtbesesseneren Stieftochter Abigaille geschuldet. Mit dieser melodisch und rhythmisch mitreißenden Partitur trat der junge Verdi das Erbe seiner Vorgänger Rossini, Bellini und Donizetti an.
1., 6., 9. und 12 November 2021

Carmen von George Bizet
Dass die Oper ausschließlich in den unteren Gesellschaftsschichten, bei Soldaten, Schmugglern, spanischen Roma und Fabrikarbeiterinnen spielt, empfand das Pariser Publikum bei der Uraufführung 1875 als schockierend. Auch dass der sterbenden Titelheldin eine Abschiedsarie verweigert wird, empfand man als Ausdruck von Härte und Gewaltsamkeit. Erst mit der Wiener Aufführungsserie begann noch im gleichen Jahr der Siegeszug der „Carmen”.

Anita Rachvelishvili © Clizia Corti

Anita Rachvelishvili © Clizia Corti

Erstmals wird die weltweit als Carmen gefeierte Anita Rachvelishvili diese Rolle an der Wiener Staatsoper verkörpern, in den Aufführungen im Mai und Juni folgt ihr Michèle Losier. In Wien zuhause, aber erstmals an der Staatsoper zu Gast ist der Dirigent Andrés Orozco-Estrada.
Nachdem Calixto Bieito als Schauspielregisseur Berühmtheit erlangt hatte, war „Carmen” 1999 seine erste große Opernregiearbeit. Seither hat er diese legendäre Inszenierung mehrfach überarbeitet und verfeinert. Für ihn ist Carmen weder die Männerphantasie einer Femme fatale noch Emanzipations-Symbol, sondern eine individuelle Persönlichkeit.
8., 13., 16. und 19. November 2021, 1., 4., 8. und 12 April 2022

Parsifal von Richard Wagner
Die Handlung spielt in der Zeit der christlichen reconquista auf der teilweise arabisch besetzten spanischen Halbinsel. Der dort wirkende Männerbund der Gralsritter ist in die Krise geraten. Denn immer wieder desertieren Ritter in das Gegenreich des Zauberers Klingsor, der sich in seinem Streben nach sexueller Askese selbst entmannt hatte und vom Kreis der Ritter zuvor zurückgewiesen worden war. Seine Kastration gab Klingsor die Macht, Frauen zu beherrschen. Diese setzt er nun ein, um die keuschen christlichen Ritter zu Fall zu bringen. Sogar den Gralskönig Amfortas konnte er zu einem Fehltritt verleiten, bei dem er ihm seinen heiligen Speer entwendete und eine unheilbare Wunde schlug. Dadurch ist Amfortas seine rituelle Pflicht der Gralsenthüllung zur Tortur geworden, die er nur noch unter dem Druck seines »im Grabe lebenden« Vaters vollzieht und nach dessen Tod gänzlich verweigert. Einzig einem »reinen Toren« ist es bestimmt, den Sündenfall des Gralskönigs rückgängig zu machen und seine verheerenden Folgen aufzuheben. Eine entscheidende Rolle bei diesem Erlösungswerk kommt einer rätselhaften Frau zu, die unter verschiedenen Identitäten sowohl auf dem Gebiet der Gralsburg als auch in Klingsors Zauberschloss unterwegs ist.
12., 15., 18., 21. und 26. Dezember 2021

Tosca von Giacomo Puccini
Die Attraktivität von Margarethe Wallmanns »Tosca«-Inszenierung ist seit 1958 ungebrochen. Einen zusätzlichen symbolischen Reiz erhält die Produktion durch die beeindruckende Anzahl namhafter Künstlerpersönlichkeiten, die in genau dieser Regie, in genau diesen Dekorationen und in genau diesen Kostümen in erinnerungswürdigen Vorstellungen vor das Wiener Publikum getreten sind. Die Galerie an herausragenden Interpre­tinnen und Interpreten wird nun in allen drei Aufführungsserien dieser Spielzeit fortgesetzt.
27. und 30 Dezember 2021, 28. Februar 2022, 3. und 5. März 2022

Die Fledermaus von Johann Strauß
Selten hat ein Werk mit solcher Unmittelbarkeit in Wien eingeschlagen wie Johann Strauß’ »Die Fledermaus«. Von der Uraufführung 1874 an brachte man das Stück in höchster Spieldichte, 1894 kam es zu Hofopern-Ehren, um seither nahezu durchgehend, und seit 1900 fast immer zu Silvester, im Repertoire zu bleiben. Die berühmteste aller Operetten nähert sich mit glücklicher und leichter Hand Spielarten der erotischen und sozialen Verstellung und bringt die bürgerlichen Fassaden zum Tanzen, politische und gesellschaftliche Kommentare inklusive.
31. Dezember 2021, 1., 3. und 5. Jänner 2022

Die Tote Stadt von Erich Wolfgang Korngold
Seit Jahren lebt Paul in Brügge nur noch für die Erinnerung an seine tote Frau Marie. In einem Zimmer seines Hauses, das für ihn zur „Kirche des Gewesenen“ wurde, verwahrt er alle Dinge auf, die ihn an sie erinnern, darunter eine Haarflechte der Verstorbenen. Als sein Freund Frank ihn besucht, erzählt ihm Paul von der Begegnung mit einer Unbekannten, die Marie völlig gleicht. Es ist Marietta, die als Tänzerin in Brügge gastiert und Pauls Einladung, ihn zu besuchen, angenommen hat. Sie nimmt seinen Rosenstrauß entgegen und singt, sich selbst auf Maries Laute begleitend, das alte Lied „Glück, das mir verblieb“. Immer stärker fließen die Bilder der toten Marie mit jenen Mariettas für Paul zusammen.

Als er sie in die Arme schließen möchte, entwindet sie sich ihm und geht zur Probe, nicht jedoch ohne ihn zu einem Wiedersehen im Theater zu ermutigen. Paul versinkt in einen tiefen Traum, in dem ihm Marie aus ihrem Porträt entgegentritt und ihn an seine Treue mahnt. Plötzlich findet er sich am Kai vor Mariettas Haus wieder. Frank taucht auf, mit dem Schlüssel zu ihrem Zimmer. Paul schlägt ihn nieder und reißt den Schlüssel an sich. Marietta kehrt mit ihrer Komödiantentruppe vom Theater heim und improvisiert auf offener Straße zu Ehren des Grafen Albert die Erweckungsszene aus Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“. Marietta spielt darin die von den Toten auferstandene Helene. Paul fährt dazwischen und beschuldigt sie der Blasphemie. Marietta nimmt den Kampf mit der toten Rivalin auf. Nach einer gemeinsam verbrachten Nacht plagen Paul Schuldgefühle. Als eine Prozession an seinem Haus vorbeizieht, verhöhnt ihn Marietta wegen seiner Frömmigkeit. Schließlich ergreift sie Maries Haarflechte. Paul will sie ihr entreißen, wirft Marietta nieder und erwürgt sie… Paul erwacht aus seinen Traum. Marietta erscheint, um den vergessenen Rosenstrauß zu holen. Auch Frank kehrt zurück und Paul beschließt, mit ihm Brügge, die „Stadt des Todes”, zu verlassen.
6., 9., 11. und 14. Februar 2022

Rigoletto von Giuseppe Verdi
»Es gibt kein richtiges Leben im falschen«, lautet einer der bekanntesten Sätze Adornos. Präzise trifft er auf Verdis »Rigoletto« zu: Als Mitläufer des leichtfertigen Herzogs wird der Hofnarr Rigoletto zum Täter und versucht gleichzeitig, seine Tochter Gilda vor der sie umgebenden Welt abzuschirmen. Doch umsonst: Das Lavieren endet in einer Katastrophe, Gilda wird entführt, verführt und opfert schließlich für den haltlosen Herzog ihr Leben. Verdi gelang mit seiner Adaption von Victor Hugos Skandalstück »Der König amüsiert sich«, das nach einmaliger Aufführung in Frankreich ein halbes Jahrhundert verboten war, einer seiner bezwingendsten musiktheatralischen Entwürfe.

Quinn Kelsey © Dario Acosta

Quinn Kelsey © Dario Acosta

Der US-ameri­kanische Bassbariton Quinn Kelsey wird als Rigoletto in einer seiner Paraderollen sein Staatsopern-Debüt geben, Nina Minasyan singt als Gilda ebenfalls erstmals im Haus am Ring.
20., 23., 26. und 30. März 2022

Wozzeck von Alban Bergs
Alban Bergs Wozzeck erzählt die Geschichte einer gepeinigten Kreatur, die, von Visionen und Ängsten bedrängt, von der Gesellschaft verlacht und gequält, aus ihrer Existenz getrieben wird. Bis es zur finalen Katastrophe kommt: Der Verzweifelte ermordet seine Geliebte und findet den Tod im Wasser. Bergs maßstabsetzende Oper basiert auf einem Dramenfragment Georg Büchners (1836/7), in dem dieser die Ausweglosigkeit des Menschen angesichts der ihn bestimmenden Umstände beschreibt: Ein einfacher Soldat wird zum Opfer der pathologischen Boshaftigkeit seiner Mitmenschen, muss sich aus sozialer Not unterwerfen, geht im Wahn verloren und scheitert auch an der Untreue der Mutter seines Kindes.
Dass Wozzeck in den Premierenzyklus der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 aufgenommen wurde, unterstreicht den Ausnahmecharakter dieses Werks. Oder, wie der zeitgenössische Komponist Wolfgang Rihm einmal meinte: »Eine Jahrhundertoper!«
Wozzeck gilt als die erste große, vollständig atonale Oper.
21., 24., 27. und 31. März 2022 sowie 3. April 2022

Tristan und Isolde von Richard Wagner
Am Steuer eines Schiffes steht Tristan, der Adoptivsohn König Markes von England. Tristan bringt Isolde, die Königstochter der unterworfenen Iren, nach England. Dort wird er sie mit dem verwitweten Marke verheiraten, um das Bündnis beider Völker – und seine eigene Machtposition – zu stärken. An Bord halt er sich von Isolde fern. Statt ihr mit gebührendem Respekt zu begegnen, lasst er sie in einem Spottlied verhöhnen, in das die gesamte Mannschaft einstimmt. Isolde enthüllt ihrer Vertrauten Brangäne die Vorgeschichte: Im Krieg hatte Tristan Isoldes Verlobten Morold erschlagen. Aus dem Zweikampf hatte er aber eine vergiftete Wunde davongetragen. Der sieche Tristan ließ sich in einem Boot vor Irlands Küste aussetzen, um sich als Spielmann »Tantris« in Isoldes Pflege zu begeben, denn nur von ihrer Heilkunst konnte er Gesundung hoffen. Isolde erkannte in ihm den Mörder ihres Verlobten und war dennoch nicht fähig, Rache zu nehmen, als der Kranke ihr in die Augen sah. Der geheilt entlassene »Tantris« kehrte unter seinem wahren Namen als Brautwerber König Markes zurück. Die geschlagenen Iren hatten keine Wahl, als diesen Antrag anzunehmen. Als Brangäne auf die von ihr mit an Bord geschmuggelten Zaubertranke verweist, mit deren Hilfe vielleicht alles zum Guten zu wenden wäre, beschließt die tief gedemütigte Isolde, Tristan und sich selbst zu vergiften. Doch statt des Giftes wird Brangäne den beiden Todfeinden einen Liebestrank reichen, der sie zu Wonnen und Qualen unstillbarer Sehnsucht verdammt.
14., 18., 22. und 27. April 2022 sowie 1. Mai 2022

www.wiener-staatsoper.at