Die Ausstellung mit dem doppeldeutigen Titel spielt mit den unterschiedlichen Auffassungen von Sexualität im Judentum. Moderne und zeitgenössische Kunst, traditionelle Artefakte, Film und moderne Medien illustrieren unterschiedliche jüdischen Positionen, die im Kanon der rabbinischen Literatur seit Jahrhunderten diskutiert wurden. Von der zentralen Bedeutung von Ehe und Zeugung über Begehren, Tabus und Infragestellung sozialer Normen, bis hin zur Erotik der Spiritualität, präsentiert Sex. Jüdische Positionen das Spektrum jüdischer Haltungen und zeigt die Aktualität traditioneller Debatten in heutigen jüdischen Positionen zur Sexualität auf.
JMB-Direktorin Hetty Berg betont: „Sexualität ist ein universelles Thema – und wir beleuchten die zentrale Bedeutung von Sexualität im Judentum. Wir wollen vielfältige Anknüpfungspunkte bieten: für verschiedene Generationen und unabhängig von der individuellen Lebenserfahrung und Prägung.“ Dabei wird jedoch kein einheitliches Bild von Sexualität im Judentum enstehen, warnt Hetty Berg: „Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig die Auffassungen von Sexualität innerhalb des Judentums sind. Damit tritt das JMB verbreiteten Klischees jüdischer Lebenszusammenhänge entgegen.“
Selten spricht das Judentum mit einer Stimme; auch beim Thema Sexualität gehen die Meinungen auseinander: Ob talmudische Gelehrte oder zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, ob mittelalterliche Philosophen oder moderne Sexualtherapeutinnen und Sexualtherapeuten, ob mystische Denkerinnen und Denker oder TikTok-Kommentatorinnen und TikTok-Kommentatoren – sie alle vertreten unterschiedliche Auffassungen von Sexualität und kommen in der Ausstellung zu Wort.
Die Ausstellungskuratorin Miriam Goldmann fächert die Bandbreite der Themen auf: „Ehe und Zeugung kommt eine zentrale Bedeutung zu, ebenso wie dem sexuellen Begehren und seiner – nach heutigem Verständnis – möglichen Kontrolle. Die Exponate stellen soziale Normen in Frage, verweisen auf sexuelle Tabus und verweisen darauf, was Sexualität jeweils für die individuelle Identität bedeutet. Auch die der Spiritualität innewohnende Erotik verdeutlichen wir mit Beispielen aus Ritus, Kunst und Literatur. Die Ausstellung öffnet den Blick für das weite Spektrum jüdischer Haltungen und zeigt, wie sich heutige jüdische Positionen zu Sexualität zu den traditionellen Debatten verhalten.“
Exponate aus der Sammlung des JMB und Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa, Israel und Nordamerika veranschaulichen die Heterogenität der unterschiedlichen Standpunkte. Zu sehen sind Skulpturen, rabbinische Schriften, Filme, Fotografien, TikTok-Videos, Ritualgegenstände und Gedichte. Zu den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern gehören unter anderem Judy Chicago, R. B. Kitaj, Mierle Laderman Ukeles, Lee Lozano, Boris Lurie, Stéphane Mandelbaum, Benyamin Reich und Yona Wallach.
17. Mai bis 6. Oktober 2024
www.jmberlin.de