Der Standort des Limburger Domes ist herausragend: auf dem Felsen über der Lahn, weithin sichtbar. Limburg liegt seit jeher an einer wichtigen Verkehrsstraße. Deshalb ist der Dom für viele Menschen ein vertrautes Bild. Auch wenn riesige Brücken den Auto- und Zugreisenden fast schon von oben herab auf den Dom blicken lassen, bleibt der Anblick majestätisch. Und früher? Als der Weg noch an der Lahn entlang führte, müssen Felsen und Dom, auf die der Reisende hinaufgeschaut hat, wie eine Einheit gewirkt haben: wie ein Felsendom.

Der Limburger Dom wurde 1235 eingeweiht. Seine Architektur spiegelt die Dynamik dieser Zeit wider. Sie vereinigt Elemente der bis dato vorherrschenden rheinischen Romanik sowie der vielseitigeren und technisch anspruchsvolleren Gotik, die sich von Frankreich her durchsetzte. Romanisch ist die massive wehrhafte Bauweise, gotisch der der hohe und lichtdurchflutete Innenraum.
Die spätmittelalterliche Sakralarchitektur ist reich an Symbolen. Nicht zufällig hat der Dom sieben Türme. Sieben ist die Anzahl der Sakramente. Sieben ist die Summe aus drei und vier, den drei göttlichen und vier weltlichen Tugenden. Drei und vier multipliziert ergibt zwölf, die Anzahl der Apostel und der Stämme Israels.
Im Inneren symbolisiert der Dom das Himmlische Jerusalem. Das Hauptschiff ist wie die Straße einer Stadt – Jerusalem – angeordnet, Seitenschiff und Empore bilden die mehrstöckigen Häuser mit ihren Eingängen und Fenstern. Die Ausmalungen der Wände erzählen biblische Geschichten. Der Grundriss der Kirche schließlich bildet das Kreuz ab, der Altar befindet sich im Zentrum, der Vierung.
Der Limburger Dom, 1235 eingeweiht, wurde von Menschen des späten Mittelalters geplant und errichtet, für deren Zeitgenossen. In einer Zeit, in der Lesen und Schreiben Fähigkeiten waren, die wenige beherrschten, halfen Bilder, die Botschaften der Heiligen Schrift zu veranschaulichen. Wände und Decken des Domes sind mit farbenprächtigen und aussagekräftigen Bildern geschmückt. Obgleich die Jahrhunderte die Farben verblassen ließen, Renovierungen vieles fahrlässig oder versehentlich beschädigten, zeigt sich dem Betrachter des 21. Jahrhunderts die Fülle mittelalterlicher Ausdrucksfähigkeit und Frömmigkeit.
Die Bögen der Langhausempore bis hoch in das Triforim zeigen Heilige, Apostel und Evangelisten und ihre Legenden und Berichte. Das Deckengewölbe erzählt von Sündenfall, Sünde und Paradies. Im nördlichen Querhaus stellt ein großes Wandbild die Ahnenreihe Jesu dar. Im südlichen Querhaus befinden sich kleinere Abbildungen, wie die Schlüsselübergabe an Petrus, an den oberen Wänden ein riesiger Samson, der einen Baum ausreißt, und Johannes den Täufer im Fellumhang.
An den Säulen und Wänden des Erdgeschosses sind viele detailreiche Abbildungen angebracht, links und rechts vor der Vierung die Patrone Georg und Nikolaus. Hoch oben über der Vierung, die Pforte des Himmels symbolisierend, sind Georg und Nikolaus zu sehen, vereint mit Christus, dem Richter über die Lebenden und Toten.
In der Vergangenheit wurde der Dom häufig als Grabstätte genutzt. Viele Epitaphe (Grabmale) erinnern an Chorherren und Stifter. Das größte und gleichzeitig älteste ist das des Konrad Kurzbold, des Stifters und Erbauers der ursprünglichen Kirche. Der Grabunterbau und die sechs mit Skulpturen versehenen Säulen stammen aus der ersten Kirche, in die Kurzbold nach seinem Tod im Jahr 948 beigesetzt wurde. Die Grabplatte wurde erneuert, als man das Grab 1235 in der neuen Kirche aufstellte. Sie zeigt den Stifter lebensgroß in staufischer Tracht.
Ebenso alt wie der Dom ist das prächtige Taufbecken, das noch heute verwendet wird, um ein neues Mitglied in die Kirche aufzunehmen. Ursprünglich im Südquerhaus aufgestellt, hat es heute seinen hervorragenden Platz in der Erasmuskapelle im südlichen Seitenschiff.
An einem Pfeiler im Langhaus ist das 9,30 Meter hohe Sakramentshaus aus dem Jahre 1496 angebracht. In der Apsis östlich der Vierung trennt das Chorgestühl den Chorbereich vom äußeren Umgang. Bis in das 19. Jahrhundert trennte das Gestühl den Altarbereich zu den Querhäusern hin ab. Jetzt ist der Altarbereich nach allen Seiten geöffnet.
Der Altar, an dem heute die Messe gefeiert ist, stammt aus dem Jahr 1977. Nach den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zelebriert der Priester in Richtung der Gläubigen. Zwischen Vierung und Chor befindet sich das Altarkreuz aus dem 15. Jahrhundert.
Bis zu 28 Altäre schmückten früher den Dom. Sie waren sowohl im Erdgeschoss als auch auf der Empore aufgestellt. Da das obere Stockwerk rundum begehbar und über fünf Treppen mit dem Erdgeschoss verbunden ist, wurde der Dom auch als Prozessionskirche genutzt.

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