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Warum gerade Rostock, wird Udo Lindenberg gefragt? „Einfach Bock auf Rostock. Das wird die panische Kulturhaupstadt im Sommer 23 – da oben zwischen Schmusedom und zum Vergnügen nach Rügen, zwischen Berlin und Hamburg, das ganze Udo-Universum in der neuen Kunst-Knaller-Halle!“

Die Elementarteilchen der Kunst an und für sich, sind seit jeher die charakteristischen Schrittmacher einer sich stets wandelnden Gesellschaft. Und wenn jetzt, ab dem 1. Juni, in der Rostocker Kunsthalle, in einer fulminanten Ausstellung die Kunst des Udo Lindenberg eine Würdigung findet („Malerei, Musik & große Show“), dann sind die einzelnen Artefakte mehr als nur eine Schau, die die Optik anspricht, es ist darüber hinaus in seiner ausgestellten Fülle eine Allegorie der Zeit und ihrer sozialisierten Befindlichkeit. Egal in welcher Form – ob Musik, Literatur oder Malerei -, Udo Lindenbergs Kunst war stets ein Aufruf zum Widerstand: Gegen ein DDR-Regime. Gegen Rassisten, Frauen- und Schwulen-Diskriminierung, gegen Ausbeutung oder Feindseligkeit.

Udo Lindenberg © Udo Lindenberg

Udo Lindenberg © Udo Lindenberg

Zumeist wird mit dem Namen des interdisziplinären Genies Udo Lindenberg zwar an den Musikschaffenden gedacht, doch er ist weit mehr als Komponist & Lyriker. Seine Shows gestaltet er in einer Gemengelage aus Aktionismus und Objektkunst zum Udoversum eines Zeitzeugen, der 50 Jahre deutsche Geschichte dokumentiert. Ready für die Bunte Republik Deutschland. Wenn andere Künstler den Moden folgen, so ist das Schaffen des Udo Lindenberg auch eine Art Chronik der laufenden Ereignisse: Egal, ob es um Korruption, oder, beispielsweise, den widerstandsfähigen Beton der Katholischen Kirche geht. Vor Jahren schon zitierte er einen Putin auf die Bühne, der als überlebensgroße Figur gegen Trump in den Boxring stieg. Beide gebrandmarkt als die Zerstörer von Frieden und Humanität. Song-Zeilen wie „Wozu sind Kriege da“ oder „Wir ziehen in den Frieden“ sind inzwischen zu Hymnen der humanitären Kultur geworden.

Udo Lindenberg © Udo Lindenberg

Udo Lindenberg © Udo Lindenberg

Und mit der großen Ausstellung in der generalsanierten Rostocker Kunsthalle wird wie nie zuvor das Wirken und die Arbeiten des Musikers und bildenden Künstlers, der, so der Leiter der Kunsthalle, Dr. Jörg-Uwe Neumann, „als einer der wichtigsten Avantgardisten der Rock- und Popmusik in Deutschland gelten kann“, zu Deutschlands erfolgreichstem Pop-Maler dokumentiert.
Arbeiten auf Papier, Leinwand und die einzigartigen Likörelle (mit farbigem Alkohol angefertigte Aquarelle, deren Zusammensetzung sich Udo Lindenberg patentieren ließ), faszinieren im Einklang mit Artefakten aus der Historie des Künstlers, seinen politischen Arbeiten und wegbegleitenden Fotos der Jahrzehnte. Konzertmitschnitte, Videos, Alben, Singles, EPs mit den dazugehörigen Covern erinnern an die herausragenden Stationen und Shows aus Lindenbergs Bühnenleben. Im Obergeschoss wird das „Erlebnis Lindenberg-Konzert“ installativ spürbar gemacht. Das „Showlabor“, die kreative Produktionsstätte des Künstlers, ermöglicht einen seltenen Blick hinter die Kulissen, auf kreative Prozesse, Kostüme und Zeichnungen, die zur Entwicklung der aufwändigen Bühneninszenierungen führen. In Ergänzung dessen wird der Fotografin Tine Acke Raum geboten. Ihre Fotos ermöglichen durch die liebevolle Darstellung einen ganz eigenen Einblick in den Alltag des Panikrockers.
Seit 1980, da insbesondere nach einer denkwürdigen Begegnung mit Joseph Beuys, hat Udo Lindenberg begonnen zu zeichnen und 1995 zu malen. Sein Bruder Erich Lindenberg war ein namhafter Maler und wirkte ab 1994 bis 2006 als Dozent an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Da selbst die große Kunsthalle für die Fülle der Arbeiten und Ausstellungsstücke zu klein wurde, werden einige Bilder ausweichen. So werden die Monumentalwerke von Lindenberg in der evangelisch-lutherischen Hauptkirche der Stadt, der Marienkirche – selbst ein Kunstwerk norddeutscher Backsteingotik – gezeigt. Darüber hinaus wird ein vielfältiges Begleitprogramm mit Lesungen, Filmvorführungen, Konzerten und Fachvorträgen angeboten. Zur Ausstellung erscheint ein großformatiges Katalogbuch, das erstmalig das bildnerische Werk retrospektiv darstellt, dazu Fotos und Ansichten zu Musik und Showelementen, wie es der Titel der Ausstellung „Malerei, Musik & große Show“ vorgibt.
1. Juni bis 27. August 2023

www.kunsthallerostock.de