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Die Oper Frankfurt ist das Musiktheater der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Sie ist eines der bedeutendsten Musiktheater in Europa. Hier einige Premieren der Spielsaison 2020/2021.

„Don Pasquale” von Gaetano Donizetti
Donizettis Referenzen an Carlo Goldonis Figuren der Commedia dell’arte im Personal von Don Pasquale sind unübersehbar – vier Figuren, die menschliches Miteinander karikieren: Dem alternden Don Pasquale – eine echte Pantalone-Figur, schrullig und unverheiratet –, geht das Geld über alles. Eine Frau hätte er im letzten Frühling seiner Gefühle allerdings trotzdem gern an seiner Seite. Ernesto und Norina hingegen können aus Geldnot nicht zusammenkommen und sind auf die Hilfe von Pasquales Vertrautem Doktor Malatesta angewiesen, der fleißig seine Intrigen strickt. Die diversen turbulenten Ensembles und Gefühlsausbrüche wer- den von einem Herrenchor ankiert, bis der … Don Pasquale schließlich einsam zurückbleibt. Vom Egoismus kuriert, belächelt er Falstaff-ähnlich das böse Spiel der Jüngeren.
Gemeinsam mit Giovanni Ruffini arbeitete Gaetano Donizetti in größter Zeitnot und einem mitunter schwierigen Prozess am Textbuch seiner Oper. Während sich der Librettist auf die Glanzzeit der Opera buffa berufen und an alten Mustern und Formen festhalten wollte, drängte der Komponist nach Neuerungen. Und schließlich vollzieht er mit diesem Werk den Wandel von der klassischen musikalischen Form hin zu einer neuartigen Buffa, deren Personen sich überaus glaubwürdig begegnen.
6., 7., 8., 11., 13., 14., 15., 17., 18., 21., 24. und 25. November 2020

„Le vin herbé” – „Der Zaubertrank” von Frank Martin
Eigenwillig und durchaus mutig war das Vorhaben des Schweizer Komponisten Frank Martin, die Tristan-Sage 60 Jahre nach Richard Wagner erneut in einer grundlegend neuen Form zu vertonen. Ein anderer Tristan entstand, dessen Gattungsbezeichnung als weltliches Oratorium wie ein klar gesetztes kompositorisches »Gegenprogramm« zu Wagners Musikdrama wirkt. Im Gegensatz zum übermächtigen, musikdramatischen Vorbild beschränkte sich der Schweizer Komponist in seiner Partitur auf Solostimmen, ein Vokalensemble, sechs solistische Streicher und Klavier. Auch bei der Wahl der Vorlage unterscheidet sich Martin von Wagner, indem er sich nicht auf Gottfried von Straßburg, sondern auf Le Roman de Tristan et Iseut des französischen Mittelalterforschers Joseph Bédier von 1900 bezieht. Daraus kreierte Martin eine objektivierte Erzählweise, in der die Handlung vom Vokalensemble erzählt und kommentiert wird und einzelne Protagonisten, wie Tristan, Iseut oder König Marc solistisch hervortreten. In 18 Bildern mit einem Prolog und einem Epilog gestaltete Martin die Geschichte von Tristan und Isolde von der Überfahrt nach Cornwall, wo sie gegen ihren Willen König Marke heiraten soll, bis zu beider Tod. Er verzichtet in diesem Werk grundsätzlich auf großangelegte Effekte und betont stattdessen mit komplexen kammermusikalischen Mitteln die Ambivalenz der handelnden Figuren. Die epische Form des Textes erzwang eine epische Konzeption der Musik. Die Partitur pflegt archaisierende Momente á la Gesualdo und die deklamierende Textaufbereitung schlägt den Bogen zum frühen attischen Theater. »Musik ist nicht die Sprache der Gefühle, aber sie ist Gefühl als Sprache«, schrieb Frank Martin in einem Brief an einen Freund. In diesem Sinne entstand auch sein weltliches Oratorium „Le vin herbé”, ein außergewöhnliches, eigensinniges Meisterwerk der Moderne.
22.und 27. November, 3., 5. und 11. Dezember 2020, 14., 22. und 31. Januar 2021

„Fedora” von Umberto Giordano
Eine russische Fürstin ist Spionin, Geliebte, Racheengel, Mutter und Märtyrerin.
Von Umberto Giordanos 14 Bühnenwerken ist den meisten allenfalls Andrea Chénier ein Begriff. Seine Fedora wurde allerdings bis in die 1950er Jahre in Italien regelmäßig aufgeführt. Seither ist sie von den Opernbühnen weitgehend verschwunden und taucht nur selten wegen ihrer dankbaren Arien für Primadonnen und Star-Tenöre auf den Spielplänen auf. Dabei handelt es sich um ein originell instrumentiertes Gesellschaftspanorama. Dessen kosmopolitische Handlung greift die besten dramaturgischen Mittel eines Jahrhundertwende-Thrillers auf. Sie führt uns zu Beginn ins St. Petersburg der 1880er Jahre, in die Welt der russischen Aristokratie. Fürstin Fedora Romanow ist heimlich mit Vladimiro, dem Sohn des russischen Polizeichefs, verlobt. Als er nicht zu einer Verabredung erscheint, sucht sie ihn auf. Er ist schwer verwundet und erliegt später seinen Verletzungen. Vladimiros Nachbar Loris Ipanow wird zum Hauptverdächtigen erklärt und flieht. Fedora beschließt, sich als Spionin in den Dienst der Polizei zu stellen, um den Mörder zu finden. In Paris gelingt es ihr, Ipanow ausfindig zu machen und sein Vertrauen zu gewinnen. Er verliebt sich in sie und gesteht ihr, dass er aus Eifersucht gehandelt hat, denn ihr Verlobter Vladimiro hatte eine Affäre mit Ipanows Frau. Anstatt ihn wie geplant der russischen Polizei auszuliefern, reisen beide in die Schweiz und verbringen eine kurze, glückliche Zeit.
Giordanos Oper besteht aus recht kurzen musikalischen Komplexen, die von der Sängerin der Titelrolle vom leisen Legato bis hin zu großen emphatischen Bögen auch eine kräftige Sprechstimme und eine tadellose Intonation in den a cappella zu singenden Passagen verlangen. Christof Loys Inszenierung verdichtet das Drama und stellt ein packendes Wechselbad der Gefühle auf die Bühne. Er betont die innere Zerrissenheit und Einsamkeit der Titelfigur, und dennoch bleibt Fedoras Traum vom Glück mit Loris nur ein Wunschbild.
17., 21., 24. und 30. Januar, 7., 12., 20. und 26. Februar 2021

www.oper-frankfurt.de