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Am 14. März 1772 wurde Hieronymus Graf Colloredo zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Das 250-Jahr-Jubiläum soll Anlass sein, dem letzten geistlichen Landesfürsten und seiner Epoche erstmals eine Ausstellung zu widmen.

Drei Jahrzehnte blieben noch bis zum Ende des Erzstifts Salzburg, die der reformfreudige Fürst im Geist der Aufklärung geprägt hat. Eine vordringliche Aufgabe war zunächst die Bewältigung der hohen Staatsschulden. Durch Einsparungen, verbesserte Organisation und ein effizienteres, zugleich gerechteres Steuersystem konnten am Ende sogar Überschüsse erzielt werden.
Hervorragende Gelehrte in Colloredos Umgebung kümmerten sich um die Ausarbeitung der Reformen, die in alle Lebensbereiche eingriffen. Bildung wurde großgeschrieben und als Mittel gesehen, die Untertanen zu besseren Staatsbürgern zu erziehen. Die Hofbibliothek erhielt einen Zuwachs an Büchern wie seit hundert Jahren nicht mehr. Das Schulwesen wurde auf neue Beine gestellt und neben der Lehrerausbildung auch die der Priester reformiert. Der Ausbau der Armenfürsorge war Colloredo ebenso ein Anliegen wie eine verbesserte medizinische Versorgung, gegen Ende seiner Regierungszeit auch die Verbreitung der Pockenschutzimpfung.
Nicht allen Neuerungen war Beifall beschieden, heftigsten Widerstand riefen die kirchlichen Reformen vor allem bei der Landbevölkerung hervor. Colloredos Vorgänger Schrattenbach hatte noch Prachtentfaltung in Gottesdiensten und Prozessionen, Marien- und Heiligenverehrung, Wallfahrten und Bruderschaften gefördert oder gewähren lassen. Colloredo hingegen gestattete all das nur mehr in stark eingeschränkter Form, diverses Brauchtum wie geistliche Spiele, Weihnachtskrippen oder Wetterläuten war vollständig untersagt. An die Stelle eines Überhangs an Äußerlichkeiten sollte im Sinne einer „geläuterten Religion“ die Bibellektüre und der deutsche Kirchengesang treten. Zu den besonders unpopulären Maßnahmen gehörte auch die Verlängerung der Arbeitszeit durch die Reduktion der Feiertage. Zentrales Papier für das Reformprogramm war der Hirtenbrief von 1782, der europaweit von sich reden machte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.
Tempo und Radikalität der von oben verordneten Reformen überforderten vielfach die Untertanen. An Colloredos Hof herrschte indessen ein Klima der Meinungs- und Pressefreiheit, das seinesgleichen im Ausland suchte. So war etwa In Bayern bei Strafe verboten, die in Salzburg gedruckte „Oberdeutsche Zeitung“ zu lesen und zu verbreiten. Ehe der Stern des alten Erzstifts unterging, entwickelte sich Colloredos Salzburg zu einem Zentrum fortschrittlichen Denkens, zu einem Zentrum der Aufklärung in Europa.
Im Jahr 1800 floh Colloredo vor den anrückenden Franzosen nach Wien, musste als weltlicher Machthaber 1803 abdanken, ließ sich aber die Würde des Erzbischofs bis zu seinem Tod 1812 nicht nehmen. Damit sicherte er den Fortbestand des Erzbistums Salzburg.

Hieronymus Graf von Colloredo, der letzte Fürsterzbischof vor der Säkularisation ließ die Wände der Prunkräume gemäß dem klassizistischen Zeitgeschmack durch den Hofstuckateur Peter Pflauder mit feiner Ornamentik in Weiß und Gold ausgestalten. Aus den 1770er und 1780er Jahren stammen auch die erhaltenen frühklassizistischen Kachelöfen in den Prunkräumen, die die älteren Exemplare aus der Harrach-Zeit ersetzten.  Der Weißer Saal (Marcus-Sitticus-Saal), Residenz zu Salzburg © SBSB

Hieronymus Graf von Colloredo, der letzte Fürsterzbischof vor der Säkularisation ließ die Wände der Prunkräume gemäß dem klassizistischen Zeitgeschmack durch den Hofstuckateur Peter Pflauder mit feiner Ornamentik in Weiß und Gold ausgestalten. Aus den 1770er und 1780er Jahren stammen auch die erhaltenen frühklassizistischen Kachelöfen in den Prunkräumen, die die älteren Exemplare aus der Harrach-Zeit ersetzten.
Der Weißer Saal (Marcus-Sitticus-Saal), Residenz zu Salzburg © SBSB

Das DomQuartier ist zweifellos der ideale Ort für eine Ausstellung über Colloredo, der hier gewirkt und in der Gestaltung der Prunkräume unübersehbare Spuren hinterlassen hat: der Weiße Saal, die stuckierten Wände des Rittersaals, die klassizistischen Öfen und die französische Sitzgarnitur im Audienzsaal. Die Hauptausstellung findet im Nordoratorium statt, kuratiert vom Dommuseum. Die Residenzgalerie wird in den Räumen der ehemaligen Colloredo-Gemäldegalerie Bilder aus eigenen Beständen zeigen.
Weil die Ausstellung einzelne Themen nur anschneiden kann, soll der Katalog ergänzende und vertiefende Informationen bieten. Er wird in Kooperation mit dem Archiv der Erzdiözese Salzburg erscheinen und zahlreiche Aufsätze zu Mensch und Familie, Staat und Verwaltung, Wissenschaft und Kunst, Glaube und Kirche, Alltag und Lebensbedingungen enthalten. Autoren sind vorwiegend Wissenschaftler der Universität Salzburg und der Salzburger Archive.
Den Katalog zur Ausstellung erhalten Sie im Museumsshop oder Online ab November 2022.
26. November 2022 bis 29. Mai 2023

www.domquartier.at