Seit über 400 Jahren sind die Passionsspiele das Herz der Erler Dorfgemeinschaft. Es schlägt als ein gelebtes Versprechen vor, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Mit der Neuinszenierung 2025 beginnt ein neues Kapitel dieser tief verwurzelten Tradition. Unter der Regie von Martin Leutgeb und mit der beeindruckenden Musik von Christian Kolonovits bilden sich ein Gesamtkunstwerk, das die Geschichte von Leid und Hoffnung in einer neuen Intensität erzählt. 

Im Kunstraum unter dem Dach des Passionsspielhauses entstehen die ersten Szenen. Noch sind es lose Bewegungen und Texte, die im Rahmen geprobt werden – doch bald wechseln die Darsteller:innen auf die große Bühne, um dort in ihren Rollen aufzugehen. Die Proben mit Martin Leutgeb fordern alles – und geben alles.
Der renommierte Schauspieler und Regisseur arbeitet mit vollem Körpereinsatz. Er feilt an Gesten, an Blicken, an jedes Wort, damit eine authentische Erzählweise entsteht. „Mir ist wichtig, dass alle auf der Bühne wirklich etwas spüren. Wenn es uns gelingt, diese Emotionen zu zeigen, dann wird auch das Publikum berührt“, beschreibt er seine Herangehensweise.

Passionsspiele Erl 2025 © Verena Locher

Passionsspiele Erl 2025 © Verena Locher

Emotionen, Energie und der Blick fürs Detail
Die Darsteller, hauptsächlich Laien, investieren Monate in ihre Rollen. Nach der Arbeit, am Wochenende, oft bis spät in die Nacht – sie üben mit beeindruckender Hingabe. Sie sind keine Berufsschauspielerin, doch was sie auf die Bühne bringen, ist pure Leidenschaft. „Jede Figur ist einzigartig. Meine Aufgabe ist es, diesen individuellen Zugang zu respektieren und gleichzeitig ein großes Ganzes zu bilden“, erklärt Leutgeb.
Fast ein Drittel der Bevölkerung von Erl ist in die Passionsspiele involviert – sei es auf der Bühne oder hinter den Kulissen. Ohne sie, ohne ihren Einsatz, würde die Passion nicht existieren. Von der Bühnenbildgestaltung bis zu den aufwendigen Kostümen, vom Orchestergraben bis zur Tontechnik – alles geschieht in enger Zusammenarbeit der Dorfgemeinschaft.
Das Zusammenspiel aus Regie, Schauspiel und der beeindruckenden Musik von Christian Kolonovits sorgt für eine Inszenierung, die Tradition mit neuen Elementen verbindet. In wenigen Wochen werden die Darsteller von der Probebühne auf die große Bühne wechseln – dann beginnt die Finale Phase vor der Premiere am 25. Mai 2025.

Passionsspiele Erl 2025: Die Proben sind im vollen Gange © Verena Locher

Passionsspiele Erl 2025: Die Proben sind in vollem Gange © Verena Locher


Vom Gelöbnis zum Gemeinschaftserlebnis

Die Wurzeln der Erler Passion reichen bis ins Jahr 1613 zurück, als Wallfahrer ein Osterspiel in Erl sahen. Vermutlich wurden die ersten Spiele als Dank für Gottes Schutz vor Pest und Krieg aufgeführt. Bis heute wird dieses Gelöbnis in der Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu Christi fortgeführt – eine Tradition, die von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt wurde. Das Passionsspielhaus, eröffnet 1959, bietet mit seiner 400 Quadratmeter großen Bühne und seinen 1.500 Plätzen ein unvergleichliches akustisches und visuelles Erlebnis. Es ist das größte Parterretheater Österreichs – ein würdiger Schauplatz für ein Ereignis, das weit über die Grenzen hinausstrahlt.

Eine Inszenierung, die berührt und verbindet
Die Passionsspiele Erl sind mehr als ein Theaterstück. Sie sind eine gelebte Tradition und ein Ort, an dem sich Glaube, Zweifel, Hoffnung und Gemeinschaft begegnen. Wenn sich die Türen des Passionsspielhauses am 25. Mai 2025 für die Zuschauerinnen und Zuschauer öffnen, werden über 600 Mitwirkende auf der Bühne stehen – Menschen, die mit ihrer Passion für die Passion ein sehenswertes Spektakel erschaffen.
25. Mai bis 4. Oktober 2025
www.passionsspiele.at

Passionsspiele Erl 2025: Die Proben sind im vollen Gange © Verena Locher

Passionsspiele Erl 2025: Die Proben sind in vollem Gange © Verena Locher