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Die vier Künstlerinnen und Künstler der Sommerausstellung „kindred spirits – verwandte seelen“ verbindet ein unsichtbares Band, das nicht von dieser Welt ist. Hannes Lehner, Margot, Misleidys Castillo Pedroso & Simone Pellegrini eint ihre beseelte Hingabe, die ihren Kunstwerken diese berührende Direktheit und Aufrichtigkeit verleiht. Unsere vier KünstlerInnen könnten in ihrer einzigartigen Formensprache wohl nicht unterschiedlicher sein – und doch eint sie Vieles. Ihre Herangehensweise mit Materialen umzugehen wird begleitet von einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit und Intensität. Eigenwillig und doch klar, erobern hier verschiedene Wesen, Formen und Linien die zuvor freien Flächen und verbinden uns mit unserem Ursprung – der unendlichen Seele.

Simone Pellegrini, Trabecolante, 2019, Mischtechnik © galerie gugging

Simone Pellegrini, Trabecolante, 2019, Mischtechnik © galerie gugging

Der aus Italien stammende Künstler Simone Pellegrini fertigt sein, wie Pergament anmutendes Papier, selbst an. Auf dieses bringt er mit einer eigens von ihm entwickelten Stempeltechnik mit Naturpigmenten, Eisenstempeln und Öl die zuvor auf die Matrizen gezeichneten Wesen auf. Dadurch erhalten seine imposanten, großen Arbeiten nicht nur eine einzigartige Patina, sondern auch den besonderen Geruch. Für den Künstler haben die Werke, die er erschafft, ihre eigene Identität. Die Papiere sind es auch, die entscheiden, welche „Geister“ sich auf ihnen zeigen dürfen und welche nicht. Pellegrini arbeitet in seinem Atelier in Bologna hauptsächlich in der Nacht und hört währenddessen Podcasts. Dadurch wird sein Geist frei und seine Hände wissen, was zu tun ist.

Margot, Dessins sur Photo Adeline et Luc, undatiert, Mischtechnik © Marjorie Dohogne

Margot, Dessins sur Photo Adeline et Luc, undatiert, Mischtechnik © Marjorie Dohogne

Ähnlich beschreibt Margot die kreative Herangehensweise an ihre Arbeiten. Die französische Künstlerin lässt sich von ihrem Material regelrecht finden und anleiten. Es zeigt ihr welche Farben und Formen aufgebracht werden dürfen. Für ihre neue kleinformatige Serie „praa memoro“ zeichnete Margot auf gekochtem Karton, was sie nachhaltig berührt und dazu inspiriert hat, mit ihren Arbeiten in neue Richtungen aufzubrechen und sich an anderen Farben zu versuchen. Für die Künstlerin hat es sich angefühlt, als ob sie in ihrer Vision an einem Ort war, an dem sie noch nie zuvor gewesen ist. Für Margot ist jedes Einzelwerk Teil ihres gesamten Schaffungsprozesses und kann im Grunde nicht getrennt voneinander betrachtet werden …

Misleidys Castillo Pedroso, Ohne Titel, 2019, Gouache auf Papier, Klebeband © christian berst art brut, Paris

Misleidys Castillo Pedroso, Ohne Titel, 2019, Gouache auf Papier, Klebeband © christian berst art brut, Paris

Auch die kubanische Künstlerin Misleidys Castillo Pedroso, die nur sehr eingeschränkt soziale Kontakte hat, erschafft sich ihre eigenes kreatives Universum. Sie malt kräftige, farbintensive BeschützerInnen und FreundInnen auf Papier, die sie ausschneidet und mit einem braunen Klebeband in ihrem Apartment in der Nähe von Havanna an den Wänden aufbringt. Die teilweise überlebensgroßen Figuren, Köpfe und Körperteile beeindrucken durch ihre Klarheit in Strich und Farbwahl. Misleidys kommuniziert nicht auf traditionelle Art und Weise – sie hat durch verschiedene Handgesten ihren eigenen Weg gefunden, mit den von ihr geschaffenen Wesen in Verbindung zu treten. Für die Kubanerin ist ihre Kunst, die sie sich autodidaktisch beigebracht hat, eine Möglichkeit, sich trotz ihrer Abgeschiedenheit in bester Gesellschaft und beschützt zu fühlen und darüber hinaus wie eine Brücke zur „normalen“ Welt.

Hannes Lehner, Ohne Titel, undatiert, Farbstifte auf Papier, © galerie gugging

Hannes Lehner, Ohne Titel, undatiert, Farbstifte auf Papier, © galerie gugging

Im Gegensatz zu den anderen drei Künstlern wähnt sich Hannes Lehner gerne in Gesellschaft. Seit vielen Jahren ist der Wiener bei „Jugend am Werk“ tätig und liebt es, sich mitzuteilen. So sehr der Künstler das ganze „Gewusel“ im Außen schätzt, so konsequent zieht er sich immer wieder bewusst zurück, um sich fokussiert seiner Kunst zu widmen. Lehners Werke sind so vielseitig, wie er selbst. Nachdem wir bei „simplicity | complexity“, unserer letzten Ausstellung in Maria Gugging, den Fokus auf seine bemalten Autos und Häuser gelegt haben, zeigen wir diesmal eine Werkserie mit Straßen und Autobahnen. Die hauptsächlich in Rot, Hellbeige und Türkis gehaltenen, feinen Zeichnungen haben etwas Organisches an sich und könnten ebenso als Nerven- und Blutbahnen durchgehen. Wir freuen uns zudem, Lehners neueste Skulptur, inspiriert durch das Kloster und Schloss Bebenhausen/Tübingen, erstmalig zeigen zu dürfen.
Seelenverwandtschaft ist zwischen Künstlern und Menschen nicht per se gegeben. Bei den vier Künstlerinnen und Künstlern ist diese besondere Verbindung fühlbar, als wären sie durch ein unsichtbares Band verknüpft worden. Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie die Sommerausstellung „kindred spirits – verwandte seelen“, in der Sie eine Vielzahl noch nie gezeigter, neuerer und älterer Werke erwarten.
15. Juni bis 16. September 2023

galerie gugging vienna
colour splash
basel al-bazzaz | helmut hladisch | karl vondal
27. April bis 28. August 2023

https://galeriegugging.com