Dieser Inhalt wurde archiviert. Er ist eventuell nicht mehr relevant.

Im Jahr 1844 erschien das weltberühmte erste erzählende deutsche Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ vom Arzt Heinrich Hoffmann. Er schuf mit dem Werk eine vollkommen neue Bildsprache sowie eine neuartige verbale Ausdrucksweise. Begriffe wie „Zappelphilipp“, „Suppenkasper“ und „Hans Guck-in-die-Luft“ sind zudem längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und Jung wie Alt bekannt. Die Sonderausstellung „Der Struwwelpeter – Zwischen Faszination und Kinderschreck“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg behandelt das Werk in drei Abteilungen.

In einem ersten Kapitel wird die Biographie des Autors Heinrich Hoffmann (1809-1894) beleuchtet. Gezeigt werden zudem frühen Ausgaben sowie Übersetzungen des Werks aus der ganzen Welt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Politisierung des „Struwwelpeters“, die durch Struwwelpeter-Adaptionen vor allem aus den Kriegsjahren des 20. Jahrhunderts illustriert wird.

Der zweite Teil der Sonderausstellung widmet sich allen Neun Geschichten des Urstruwwelpeters. Seit 177 Jahren haben diese zahlreiche Künstler inspiriert, welche das Werk und die Figuren abwandelten, nachahmten oder karikierten. Die Ausstellung zeigt Werke verschiedenster Künstler aus der 2. Hälfte des 20. und des frühen 21. Jahrhunderts: Von klassischen Interpretationen bis zu „Struwwelpeters Rückkehr“ von Anke Kuhl und „Struwwel-Vader“ von Matthias Kringe. Der „Struwwelpeter“ ist heute jedoch viel mehr als „nur“ eine Kindergeschichte – er ist ein Politikum. Die „Geschichte vom schwarzen Buben“ ist eine der ersten Fabeln mit einem klaren Statement gegen Rassismus. Diese und weitere Thematiken aus dem „Struwwelpeter“ wurden von vielen Künstlern und Künstlerinnen adaptiert und teilweise neu interpretiert. Themen wie Vielfalt und Toleranz, Gender, Medien oder Pädagogik werden innerhalb der Ausstellungskapitel angesprochen und sollen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung die gesamte Bandbreite der Lesarten und Interpretationsmöglichkeiten des „Struwwelpeter“ vor Augen führen.

Ein dritter Teil beschäftigt sich mit dem aktuellen Bild der Struwwelpeter-Figuren. Hier gilt es nicht nur Abwandlungen der Geschichten unter dem Einfluss zeitgemäßer Thematiken vorzustellen, sondern auch moderne filmische Umsetzungen zu zeigen. Im Jahr 2019 beschäftigte sich beispielsweise das Magdeburger Puppentheater mit dem Thema und adaptierte den Struwwelpeter als Junk-Oper von den Tiger Lillies. Die Puppen und ein Videomitschnitt von der Aufführung werden ebenso zu sehen sein, ebenso wie Momentaufnahmen und Requisiten aus dem „Grusical Struwwelpeter“ des Schauspielhauses Magdeburg.
27. Oktober 2022 bis 29. Januar 2023

www.khm-magdeburg.de