Ab 27. Juli 2025 zeigt das Knauf-Museum Iphofen die Ausstellung „Kelten in Franken“. Die zweite Sonderausstellung in diesem Jahr widmet sich dem archäologischen Erbe der keltischen Kultur im Zentrum des weiten Besiedlungsgebietes. Wer waren die Kelten, wie und wo lebten sie und was passierte zwischen dem 5. und 1. Jahrhundert v. Chr. in Franken? Die Ausstellung arbeitet die allgegenwärtigen Spuren keltischer Geschichte auf fränkischem Gebiet erstmals umfassend mit zahlreichen archäologischen Exponaten auf, die in dieser Dichte sonst nicht zu sehen sind. Die Funde aus der sogenannten Latènekultur belegen das ausgereifte handwerkliche Geschick und den künstlerischen Ausdruck der hochentwickelten keltischen Gesellschaft.

Das Leben der Kelten
Geradezu inflationär werden archäologische Funde von Laienseite den Kelten zugeschrieben. Dies belegt einmal mehr die große Faszination, die von ihnen bis heute ausgeht. Als erstes Volk nördlich der Alpen tauchen die „KELTOI“ um 550 v. Chr. in griechischen Schriftquellen auf. Dahinter stand eine entwickelte, organisierte Gesellschaft, die in offenen Siedlungen, aber auch in Höhenburgen wie der Vogelsburg oder in Städten, den sogenannten Oppida wie auf dem Staffelberg zusammenlebte. Anhand von Modellen, digitalen Installationen und zahlreichen archäologischen Funden von den Orten, an denen die Kelten in Franken lebten, entsteht in der Ausstellung ein Bild des alltäglichen Lebens, dessen Facetten Handwerk und Kunst genauso umfassen wie die gesellschaftlichen Eliten und deren Verbindungen in fremde Länder. Für die Präsentation gezeichnete Lebensbilder veranschaulichen typische keltische Berufe und Szenen des Alltags ebenso wie Aspekte des Glaubens. Zusammen mit den archäologischen Funden entwerfen sie ein detailreiches Bild der keltischen Besiedelung in Franken.

Tierkopffibel aus dem Gräberfeld von Landersdorf in Mittelfranken, Leihgabe: Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg, Foto: Markus Schußmann

Tierkopffibel aus dem Gräberfeld von Landersdorf in Mittelfranken, Leihgabe: Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg, Foto: Markus Schußmann

Gesellschaft und Handwerkskunst
An ihrer Spitze stand ein Adel, der sich als Kriegerstand definierte, in Burgen oder an hervorgehobenen Plätzen residierte und seine Stellung durch „exotische“ Luxusgüter aus dem Mittelmeerraum inszenierte. Während die einfache Bevölkerung als Bauern auf dem Land das wirtschaftliche Rückgrat darstellte, saßen die Handwerker in zentralen, vom Adel kontrollierten Großsiedlungen oder in den befestigten Oppida. Ihr hoher qualitativer und ästhetischer Anspruch machte die Erzeugnisse begehrt. Dabei reichte das Spektrum von Töpferhandwerk über Arbeiten aus Bronze und Eisen, nicht zuletzt Waffen, bis hin zum Glashandwerk und der Medizin. Schmuckstücke wie eine Halskette aus Bronzeperlen von der Ehrenbürg bei Forchheim in Oberfranken zeigen eindrucksvoll die Kunstfertigkeit bei der Bronzeverarbeitung. Unzählige Gewandspangen, sogenannte Fibeln, mit kunstvollen Verzierungen in Tier-, Menschen- oder Dämonengestalt zugleich geben Zeugnis davon, wie man sich durch mystische und übernatürliche Kräfte schützen wollte. Ähnliches gilt für Amulette wie den Rinderpaaranhänger aus dem mittelfränkischen Landersdorf, der für Fruchtbarkeit stand, oder das Eberfigürchen aus Karlstadt in Unterfranken, das wohl die Kraft des Tieres auf den Besitzer übertragen sollte.

Keltische Kriegstrompeten, Die Eber-Darstellung transportiert das extrovertiert-ungebändigte der keltischen Lebensauffassung und Religion, und zeigt, dass in vorrömischer Zeit jenseitige Mächte nur selten anthropomorph dargestellt wurden. Foto: Benedikt Feser

Keltische Kriegstrompeten, Die Eber-Darstellung transportiert das extrovertiert-ungebändigte der keltischen Lebensauffassung und Religion, und zeigt, dass in vorrömischer Zeit jenseitige Mächte nur selten anthropomorph dargestellt wurden. Foto: Benedikt Feser

Wie die Kelten verschwanden
Die Kelten waren krisenerprobt. Ein Klimasturz zog bald nach 400 v. Chr. eine Folge von katastrophalen Missernten auf dem heute fränkischen Gebiet nach sich und fügte der blühenden Kultur auf ihrem Höhepunkt schwere Schäden zu. Weite Teile des Landes wurden nach bürgerkriegsähnlichen Geschehnissen verlassen. Diese Entwicklung fällt in die Zeit der historisch überlieferten Keltenwanderungen, im Zuge derer ihre Kriegerscharen zunächst in Italien einfielen und später bis nach Griechenland und Kleinasien gelangten. Die verlassenen Gebiete in Franken wurden zwar bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. erneut zur Heimstatt von anderen keltischen Stämmen, die ihre eigene Siedlungsweise, ihre Bestattungssitten und anderes Sachgut etablierten. An der Wende zum 1. Jahrhundert v. Chr. aber erreichten erstmals germanische Kriegsscharen die Region und brachten das wirtschaftliche Gleichgewicht ins Wanken. Militärische Zusammenstöße führten zum Erliegen des Handels und schließlich zur Aufgabe der zentralen Siedlungen. Weite Teile der Bevölkerung kehrten zu einer bäuerlichen Lebensweise zurück und vermischten sich mit den immer stärker zuwandernden Germanen. Die Kelten verschwanden als eigenständige Kultur in Franken.
27. Juli bis 9. November 2025

Prächtiger Halsschmuck aus Bronzeperlen von der Ehrenbürg bei Forchheim in Oberfranken, Leihgabe: Museum Ebermannstadt Foto: TMO – Bilderwelten, Tom Schneider

Prächtiger Halsschmuck aus Bronzeperlen von der Ehrenbürg bei Forchheim in Oberfranken, Leihgabe: Museum Ebermannstadt Foto: TMO – Bilderwelten, Tom Schneider

 Das Knauf-Museum Iphofen
Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts begann der Gips-Fabrikant und Kunstmäzen Dr. Alfons N. Knauf mit dem Umbau eines prächtigen Iphöfer Barockbaus von 1688 zu einem privaten Museum. Dr. Knauf, den die Erforschung der Materie Gips zeitlebens faszinierte, bereiste gemeinsam mit seinem Bruder Karl Knauf zehn Jahre lang die bedeutenden Museen der Welt und trug Gipsabgüsse ihrer exklusivsten Exponate zusammen. Heute präsentiert das Knauf-Museum Iphofen über 200 Repliken der renommierten Museumsstücke aus aller Welt. Seit der Eröffnung am 30. Juni 1983 können Besucher hier Relief-Sammlungen aus den großen Kultur-Epochen der Menschheit bestaunen, die bis ins Jahr 3.500 v. Chr. zurückreichen. Neben der Dauerausstellung entwickelt das Knauf-Museum Iphofen regelmäßig exklusive und einzigartige Sonderausstellungen in Eigenregie. Dabei kooperiert das Museum mit zahlreichen international angesehen Kunstmuseen.
www.knauf-museum.de