Für das Kunsthaus Bregenz plant Mirga-Tas neben Textilarbeiten eine Serie neu entwickelter, aufwendig produzierter Skulpturen aus Wachs. Dabei entstehen Tiere, beispielsweise Bären, die in der Heimat der Künstlerin, in Czarna Góra, der dicht bewaldeten Tatra im Süden Polens, leben, sowie männliche lebensgroße Figuren. Das Kunsthaus Bregenz mit seiner beeindruckenden Architektur und einzigartigen Atmosphäre ist der ideale Ort, um diesen neuen Werken einen gebührenden Raum zu geben.

2022 wurde Małgorzata Mirga-Tas durch ihren Beitrag im Polnischen Pavillon der 59. Biennale in Venedig einem breiten Kunstpublikum bekannt. Die Wände des Pavillons waren mit handgenähten Textilcollagen verhüllt, die Mirga-Tas gemeinsam mit Verwandten angefertigt hatte. Diese Re-enchanting the World betitelte Arbeit repräsentiert die Marginalisierung der Rom*nja, einer insbesondere während des Holocaust grausam verfolgten Volksgruppe. Małgorzata Mirga-Tas’ farbenfrohe Bilder sind faszinierend in Form und Farbgebung, brillant in der Verdichtung der Narrative, porträthaft und eindringlich in der Darstellung.

Małgorzata Mirga-TasRomani Kali Daj (Roma Madonna), 2024, June, 2022 und Ćhajengri Duma (Women’s Thoughts), 2024, Installationsansicht Tate St Ives, 2024 Foto: Lucy Green © Małgorzata Mirga-Tas, Tate Courtesy of the artist

Małgorzata Mirga-Tas
Romani Kali Daj (Roma Madonna), 2024, June, 2022 und Ćhajengri Duma (Women’s Thoughts), 2024, Installationsansicht Tate St Ives, 2024 Foto: Lucy Green © Małgorzata Mirga-Tas, Tate Courtesy of the artist

Die Patchwork-Technik, der Gebrauch von Stoffen aus zweiter Hand, meist aus den Kleiderschränken ihrer Community, und die „Schwesternschaft“ (Mirga-Tas) der Frauen bei der Herstellung sind Ausdruck transkultureller Verflechtungen und Inspirationen innerhalb der europäischen Rom*nja. Durch die feministische und inklusive Natur ihrer Arbeit wird weibliche Geschichtsschreibung aktiv betrieben und gezielt eingesetzt, um den männlich bestimmten Kanon zu erweitern.

Mit Nadel, Faden, Stoff und den kulturellen Erzählungen der Rom*nja Gemeinschaft ihrer Heimat Polen überschreibt Małgorzata Mirga-Tas gesellschaftliche Stereotype, Missverständnisse und Vorurteile, die gegenüber dieser Minderheit existieren. In ihren Textilarbeiten vernäht sie das Beziehungsgefüge der Rom*nja im Gewebe der europäischen Gesellschaften und versöhnt den Kunstkanon mit seinen volkstümlichen Quellen. Mirga-Tas’ Kunst lädt auf eine sinnliche Art und Weise ein, sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen, indem die Mittel der bildenden Kunst einen unvoreingenommenen und direkten Zugang schaffen.
7. Juni bis 28. September 2025

www.kunsthaus-bregenz.at