Das spartenübergreifende Lausitz Festival lädt vom 24. August bis 14. September 2024 Gäste aus der Region und aus aller Welt zu einem vielfältigen Programm mit außergewöhnlichen Kunsterlebnissen in die Lausitz. Die diesjährige Festivalausgabe greift wieder einen Aspekt des Strukturwandels heraus, indem das Programm 2024 das Inspirationswort „Anderselbst” („To druhe ja”) in ganz unterschiedlichen Veranstaltungen künstlerisch verarbeitet. Die Art und Weise wie wir dem Anderem begegnen, darüber urteilen und es bewerten, ist eine gesellschaftspolitisch hoch relevante Frage. Insbesondere in Orten und Zeiten des Wandels wird sie zur Schlüsselfrage. Der Kunstbegriff „Anderselbst” („To druhe ja”) macht hierbei die wechselseitige Abhängigkeit des Selbsts vom Anderen kenntlich. Es geht um die Begegnung: Ich werde zu mir selbst, weil ich das/die/den Andere(n) erfahre.

Mit der Tanzaufführung „Stille Post – lauter Träume” in Cottbus, der Theaterproduktion Olga Tokarczuk: „Empusion” in Forst und „Vineta oder Das schwarze Tal / Vineta abo Čorny doł”, einer theatralischen Bootsfahrt auf dem Senftenberger See in Koproduktion mit der neuen Bühne Senftenberg, feiert das Lausitz Festival drei Uraufführungen in der Niederlausitz.

„Vineta oder Das schwarze Tal / Vineta abo Čorny doł” © Lausitz Festival

„Vineta oder Das schwarze Tal / Vineta abo Čorny doł” © Lausitz Festival

In der Tanzsparte des Lausitz Festivals setzt das Duo Haggai Cohen-Milo und Margaux Marielle-Tréhoüart ihre musiktanztheatralische Arbeit fort und erweitert in diesem Jahr ihr Spielprinzip auf ein kollaboratives Musik-Tanzprojekt mit Akteurinnen der Lausitzer Tanzszene im Hangar 1 auf dem ehemaligen Flugplatz in Cottbus. Mit „Stille Post – lauter Träume” entwickeln sie gemeinsam mit den Tänzerinnen und Choreografinnen Golde Grunske (tanzkompanie golde g. und TanzWERKSTATT), Anne Dietrich und Jana Schmück (TanzART in Kirschau) Choreografien und Musik und verwandeln Missverständnisse in eine Quelle von Vielseitigkeit.
In einer Dramatisierung von Lucien Haug inszeniert Antú Romero Nunes – einer der bedeutendsten Regisseure seiner Generation – den neuesten Roman „Empusion” der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk als schauriges Trinkgelage mit einem weiblichen Ensemble im „Forster Hof”, dem einstigen Stadttheater in Forst. Inspiriert von Thomas Manns „Zauberberg” entspinnt sich der Bühnenthriller um die Coming-Out-Geschichte des Protagonisten Mieczysław Wojnicz. Das Theaterstück entsteht in Koproduktion mit dem Theater Basel, dem Schauspiel Köln und in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Cottbus.

Marc-André Hamelin ( 31. August im Festsaal Neues Schloss, Bad Muskau) © Canetty Clarke

Marc-André Hamelin ( 31. August im Festsaal Neues Schloss, Bad Muskau) © Canetty Clarke

In Koproduktion mit dem Staatstheater Cottbus/Chóśebuz entfaltet Regisseur Yaron David Müller-Zach, ausgehend von einem klassisch-romantischen Liederabend mit Klavier, mit großer Tragik und zarter Komik eine vielschichtige, orchestral begleitete Erzählung über das Andere. „Recital for Cathy” hat Premiere am 28. August im Staatstheater Cottbus/Chóśebuz.
Ende August feiert das in Koproduktion mit der neuen Bühne Senftenberg entwickelte Stück „Vineta oder Das schwarze Tal / Vineta abo Čorny doł” als theatralische Bootsfahrt seine Uraufführung. Insgesamt viermal werden bei dieser achtzig-minütigen Fahrt die Passagiere entführt auf eine Reise über den Senftenberger See durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Lausitz.
Als fest etablierter Diskursraum wird auch 2024 das philosophische Lausitz Labor in Cottbus/Chóśebuz vom 6. bis 8. September mit prominenter Besetzung stattfinden. Die Gesprächs- und Diskussionsreihe lädt das Publikum ein, in einem Jahr, das durch Gewalt, Unfreiheit und Unsicherheit geprägt ist, über andere Perspektiven und den Umgang mit Irritationen zu reflektieren. Als Vortragende treten u.a. auf: Susan Neiman, Richard David Precht, Carl Hegemann und Armin Petras.
Ludwig van Beethoven komponierte in über einem Vierteljahrhundert insgesamt 16 Streichquartette. Im Lausitz Festival werden alle in der Reihenfolge ihrer Entstehung vom Brüsseler Ensemble Quatuor Danel an besonderen Orten der Region aufgeführt, unter anderem im Schloss Branitz im Rahmen des Weinfestes. Auf der Open-Air-Bühne vor Schloss Branitz erzählt dann am 8. September das französische Sirba Octet mit ihrem Programm „Tantz” eine Migrationsgeschichte von Menschen und ihrer Musik, die eine Brücke zwischen zahlreichen Ländern Europas spannt und für ausgelassene Stimmung sorgt.
Im heimatlichen Piccolo Theater liest die in Cottbus/Chóśebuz aufgewachsene Autorin Ruth-Maria Thomas am 13. September aus ihrem Debütroman „Die schönste Version” und erkundet dort die Facetten des Frauwerdens und Frauseins.

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Während der Poetry Slammer Friedrich Herrmann in seinem Workshop am 14. September im Gladhouse praktische Tipps gibt, Texte zu schreiben und eine lockere Bühnenpräsenz einzuüben, ist schon das große Finale des Lausitz Festival in Vorbereitung. In einer Serie von Songwerkstätten entstehen derzeit poetische Texte zur Lausitz, die zum Abschluss des diesjährigen Festivals in einer musikalischen Poesie-Performance im Club Scandale in der Kultursiedlung Bunter Bahnhof zur Aufführung gelangen. Die von Lausitzpoetinnen und Lausitzpoeten verfassten Lyrics treffen dann erstmals auf die Musik eines improvisierenden Instrumentaltrios, bevor das Festival in Kooperation mit der Club Kommission Cottbus/Chóśebuz in einer rauschenden Party ausklingt.
24. August bis 14. September 2024
www.lausitz-festival.eu