„Das Gedicht der Seele“ wurde 1835 in Rom begonnen und bis 1881 weitergeführt. Es ist das große malerische und literarische Werk des Lyoner Künstlers Louis Janmot (1814-1892). Es veranschaulicht in 34 Kompositionen, begleitet von einem langen Gedicht, die Initiationsreise einer Seele auf der Erde.
Janmot, der Maler der Seele, ist ein sehr einzigartiger Künstler seiner Zeit, aber sein Werk spiegelt das vieler anderer Künstler wie William Blake, Philipp Otto Runge oder Francisco de Goya vor ihm, seiner Zeitgenossen, den Präraffaeliten, oder sogar wider. Später die Symbolisten, insbesondere Odilon Redon, der mit ihm in Kontakt stand. Die Ausstellung stellt „The Poem of the Soul“ und seinen Autor an die Schnittstelle literarischer, religiöser und philosophischer sowie künstlerischer Bezüge, Einflüsse und Strömungen.
Der erste Zyklus, der 1854 fertiggestellt wurde, erzählt von den ersten Jahren einer Seele im Himmel und auf Erden, dargestellt in der Gestalt eines kleinen Jungen und begleitet von einem jungen Mädchen. Wir verfolgen die Etappen und Wechselfälle ihrer Reise, von der Geburt des Jungen bis zum frühen Tod der jungen Frau. Théophile Gautier und Baudelaire wurden dank der Intervention von Delacroix von diesen Gemälden angezogen, die auf der Weltausstellung von 1855 ausgestellt wurden. Der 1881 fertiggestellte zweite Zyklus erzählt, wie der nun alleinstehende Junge mit den Versuchungen und Unglücken der menschlichen Seele konfrontiert wird. Ein von Janmot verfasstes Gedicht mit 2814 Zeilen mit dem Titel L’Âme begleitet die Werke. Es verstärkt ihre Bedeutung und ist untrennbar mit ihnen verbunden. Das Ganze bildet ein hybrides Werk aus Literatur und Bild, das zum Nachdenken, Zuhören und Wandern einlädt.
Die Ausstellung präsentiert das Gedicht der Seele in seiner Gesamtheit. Während der erste Zyklus in der Dauerausstellung des Museums der Schönen Künste von Lyon ausgestellt ist, wird der zweite, fragilere, sehr selten gezeigt. Wie die Protagonisten von The Poem of the Soul wird das Publikum die in diesen Bildern verborgenen Geheimnisse auf einem Schritt-für-Schritt-Spaziergang, einer Einführungsreise durch die Werke, erkunden. Die Ausstellung ermöglicht die Koexistenz der beiden Ausdrucksformen, visuell und textlich. So kann der Besucher das Gedicht hören, während er die Gemälde betrachtet.
12. September 2023 bis 7. Januar 2024