Der Mensch, wie Gott ihn schuf. Ein Thema, das berührt, anzieht, polarisiert, abschreckt, aber auch neugierig macht – es ist so alt, wie die Menschheit selbst. Schon im biblischen Buch Genesis erkennen Adam und Eva, dass sie nackt sind – und sie schämen sich. Der Umgang mit der eigenen Nacktheit ist sehr unterschiedlich – von der Freizügigkeit des Nudismus bis hin zur Scham, die verhüllt, was es zu verhüllen gibt. Das Ideal des schönen Körpers hat sich gewandelt und reicht von der Venus von Willendorf bis zu den Grazien eines Canova, die durch ihre scheinbare Makellosigkeit bestechen.
Im Wort Gymnasium steckt das griechische Wort γυμνός (gymnos), nackt, das γυμνάσιον  (Gymnasión) bezeichnet einen öffentlichen Platz für Leibesübungen, der schließlich zu einer Bildungsstätte wurde. Dass der Sport in der Antike völlig nackt ausgeführt wurde, verwundert heute vielleicht. Andererseits begleitet die Nacktheit den Menschen von der Geburt bis zum Tod. Der nackte Körper inspirierte Künstler und Denker gleichermaßen und gipfelt schließlich im Schönheitswahn aller Epochen. Gleichzeitig wird der Leib verletzlich und ist dem Prozess der Vergänglichkeit ausgesetzt. Die Schönheit der nackten Haut wird eingesetzt, um Erfolg und Gesundheit zu beschreiben und dient einer gewaltigen Industrie als Motor.
Die Anziehung zwischen Menschen verdichtet sich im Eros und wird oft zur Gratwanderung zwischen Respekt und Achtlosigkeit. Der verletzte Körper ist schließlich die Kehrseite und zeigt den Verfall. Am Ende steht der Disput, welchen Wert die Hülle des Menschen besitzt und wo die Einheit zwischen Leib und Seele zerbricht.
1. Mai bis 27. Oktober 2024
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