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Das 1910 eröffnete und in weiten Teilen authentisch erhaltene Oberammergau Museum ist eines der ältesten, bedeutendsten und schönsten kulturhistorischen Museen Bayerns. Seit über 500 Jahren wird in Oberammergau geschnitzt und so zeigt die feinsinnige Sammlung vielfältige Ausschnitte der Kunst und des Kunsthandwerks vom 17. Jahrhundert bis in die Moderne.

Fujino Seiichiro, Flower No. 93 Holz, Metall, Lack, 2023

Fujino Seiichiro, Flower No. 93 Holz, Metall, Lack, 2023

Oberammergau und Hokuriku
Seit 500 Jahren wird in Oberammergau geschnitzt – aus Holz wird eine Form geschaffen und oft wird sie danach auch farbig gefasst. So zeigt die Sammlung des Oberammergau Museums vielfältige Ausschnitte der Holzbildhauerei seit dem 17. Jahrhundert bis in die Moderne. Die vom Museum für Lackkunst in Münster kuratierte Sonderausstellung, die nun in Oberammergau als zweitem Ausstellungsort in Europa gezeigt werden kann, knüpft inhaltlich daran an. Dem Schaffen eines oberbayerischen Dorfes, das eine lange Tradition der Kunst und des Kunsthandwerks pflegt, wird moderne Lackkunst einer japanischen Region gegenübergestellt, in der eben auch ein Kunsthandwerk, das mit den Werkstoffen Holz und Farbe/Lack arbeitet, zutiefst in der Tradition verankert ist.

Die vom Museum für Lackkunst in Münster kuratierte Sonderausstellung präsentiert ausgewählte Objekte von acht Lackkünstlerinnen und Lackkünstlern aus Hokuriku, einer dem Japanischen Meer zugewandten Region der Hauptinsel Honshū. Die Gegend gilt als eines der wichtigsten Lackzentren Japans, da sie ideale klimatische Bedingungen und das Vorkommen natürlicher Materialien für die Herstellung von Lackarbeiten bietet. Hokuriku blickt auf eine lange Geschichte der Lackkunst zurück, wie zahlreiche archäologische Funde von Lackobjekten aus der Jōmon-Zeit (etwa 14.000–300 v. Chr.) belegen. Die Beziehung zum Lack ist hier im kulturellen Gedächtnis der Bevölkerung tief verankert.

Noguchi Ken, Swaying Vessel 4 (Schwankendes Schiff) Hanfgewebe, Lack, Schnur, 2017

Noguchi Ken, Swaying Vessel 4 (Schwankendes Schiff) Hanfgewebe, Lack, Schnur, 2017

Urushi
Lack (urushi) findet in Japan seit frühester Zeit als Überzug oder auch als Füll- und Klebstoff in einer Vielzahl von Bereichen Anwendung, unter anderem bei der Gestaltung von Gefäßen, im Möbelhandwerk, im künstlerischen wie der Plastik – gerade im buddhistischen Kontext – und in der Architektur. Dabei erfüllte der Werkstoff nicht nur praktische Funktionen wie Oberflächenschutz und Haltbarkeit, sondern diente den Japanern zugleich als ein wichtiges Ausdrucksmittel von Ästhetik, Sinnlichkeit und Spiritualität. Diese Qualitäten in Summe führten dazu, dass viele herausragende Lackarbeiten die Zeiten überdauerten und die Lackkunst sich ihren Platz als eines der repräsentativsten und wirkungsvollsten Kunsthandwerke in der japanischen Kultur sicherte.

Neue japanische Lackkunst
Die Künstlerinnen und Künstler prägen alle einen eigenständigen Stil, losgelöst von den traditionellen Formen und Motiven der japanischen Lackkunst. Viele von ihnen arbeiten in der Technik des Trockenlacks oder verwenden spezielle Holzarten als Trägermaterialien, um ihre Arbeiten zu kreieren. Einige interpretieren klassische Techniken auf eine gänzlich neue Art und Weise, andere experimentieren mit unterschiedlichen Materialien und innovativen Formen. Gezeigt werden die Kunstwerke in Verbindung mit Filmmaterial der japanischen Dokumentarfilmerin Mieko Azuma, die sich in ihrer Arbeit den zeit- und arbeitsintensiven Prozessen der Lackfertigung widmet und die Kunstschaffenden einfühlsam porträtiert.

23. November 2023 bis 4. Februar 2024
www.oberammergaumuseum.de