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Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind ein Museumsverbund von internationaler Strahlkraft und vereinen insgesamt 15 Museen. Zusammen mit vier Institutionen repräsentiert er eine thematische Vielfalt, die in ihrer Art international einzigartig ist. Hier ein Ausblick auf die nächsten Ausstellungen:

ANTIHELDEN. Narren auf Papier
Der Narr verkörpert Freiheit und Unvollkommenheit ebenso wie Ungehorsam und löst Sehnsüchte in uns nach einem unangepassten Blick auf die Welt aus. Insofern ist er seinem Gegenüber innigst verbunden, hilft über Einsamkeit hinweg, regt zur Reflexion an, lässt mitfühlen und verstehen. Den Auftakt der Schau bilden Hegenbarths Illustrationen zu Till Eulenspiegel und Don Quijote. Diesen werden Narrendarstellungen seit dem 16. Jahrhundert aus den Beständen des Kupferstich-Kabinetts, der Schenkung Sammlung Hoffmann und des Archivs der Avantgarden gegenübergestellt.
Werke unter anderem von Francisco de Goya, Joseph Beuys, Charlie Chaplin, Pablo Picasso sowie Arbeiten der beiden Absolventen der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Alexander Endrullat und Diana Ludzay, verdeutlichen die Faszination, Fülle und Gültigkeit des Narrenmotivs bis heute.
bis 24. April 2022

 

Emeka Ogboh © Kunstsammlungen Dresden

Emeka Ogboh © Kunstsammlungen Dresden

At the Threshold / An der Schwelle
Intervention von Emeka Ogboh
Der Intervention des Künstlers Emeka Ogboh (*1977 in Enugu, Nigeria) geht die Plakat-Aktion „Vermisst in Benin“ im Dresdner Stadtgebiet im Januar 2021 voraus. Die Aktion verfolgte das Ziel die Abwesenheit der Benin-Bronzen an ihrem Ursprungsort Benin, im heutigen Nigeria, zu thematisieren und die Bedeutsamkeit von Restitutionen in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. Die Poster bildeten fünf Bronzen ab, die Teil der Sammlung des Museums für Völkerkunde Dresden sind und die im Jahr 1897 dem Könighaus Benin im Rahmen einer gewaltsamen Plünderung durch das britische Militär enteignet wurden.
Die neu von Emeka Ogboh entwickelte Arbeit bringt das Porträt einer Benin-Bronze der Serie „At the Threshold“ („An der Schwelle“) in das Albertinum. Diese Bronze ist aktuell Teil der Sammlung des Museums für Völkerkunde Dresden. Mit der Aktion lenkt der Künstler Aufmerksamkeit auf einen umstrittenen Sammlungsteil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Er thematisiert die An- und Abwesenheit der Bronzen an ihrem Ursprungsort und in den Sammlungen deutscher Museen. Zugleich stellt er die gegenseitige Bedingtheit europäischer und außereuropäischer Kunst zur Disposition. Emeka Ogboh greift in die chronologisch-inszenierte Sammlungspräsentation des Museums ein: Die großformatige Fotografie scheint exakt an der Stelle auf, an dem der Raub der Bronzen durch die britische Kolonialmacht erfolgte – im Jahr 1897.
Die begleitende Grafik, von Emeka Ogboh initiiert und von dem Museum für Völkerkunde Dresden entwickelt, verweist auf die unterschiedlichen, vielzähligen und weit zurückreichenden Forderungen der Restitution afrikanischer Kulturgüter, darunter besonders die des historischen Königreichs Benin. Es werden einige Beispiele künstlerischer, kuratorischer und aktivistischer Kampagnen anhand des dazugehörigen Bildmaterials gezeigt. Die Poster, Broschüren und Magazincover zeugen von lang andauernden und kreativen Bemühungen, um ein Recht auf Kulturerbe und um Restitutionen sowie Reparationen.
bis 26. Juni 2022

 

Edward Hopper, Morning Sun, 1952, Öl auf Leinwand, 71 x 102 cm

Edward Hopper, Morning Sun, 1952, Öl auf Leinwand, 71 x 102 cm

Edward Hopper. Die innere und die äußere Welt
Edward Hoppers eindrucksvolles Gemälde Morning Sun wird diesen Winter als besonderer Gast aus dem Columbus Museum of Art in der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen sein. Gemeinsam mit grafischen Arbeiten Hoppers wird dieses Werk erstmals in einer Ausstellung in Dresden präsentiert. Gleichzeitig ist dies auch das erste Mal, dass ein Museum in den neuen Bundesländern sich dem Gesamtwerk des amerikanischen Künstlers in einer Ausstellung widmet.
Ein Schwerpunkt der Schau ist die Gegenüberstellung von Morning Sun aus dem Jahr 1952 mit einigen Gemälden aus unserer Sammlung. Auch dies ist ein Novum, da Werke von Hopper und den Alten Meistern noch nie gemeinsam gezeigt wurden. Bis zum 2. Januar 2022 ist parallel die Ausstellung „Johannes Vermeer. Vom Innehalten“ im Winckelmann-Forum der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen, in der insgesamt zehn Gemälde von Johannes Vermeer ausgestellt werden, darunter auch das frisch restaurierte Brieflesende Mädchen am offenen Fenster. Die Ausstellung regt daher dazu an, die Parallelen zu Vermeers Malerei und im Besonderen zu dessen restauriertem Meisterwerk zu entdecken. Obwohl beide Gemälde in einem zeitlichen Abstand von fast dreihundert Jahren entstanden und in einem sowohl örtlich als auch geistig unterschiedlichen Kontext geschaffen wurden, offenbaren sich verblüffende Gemeinsamkeiten, die über das rein Kompositorische hinausgehen. Beide Bilder wurden oft im Hinblick auf die Isolation der beiden Protagonistinnen interpretiert. Die Ausstellung hinterfragt diese Interpretation nun kritisch.
10. Dezember 2021 bis 27. März 2022

GERHARD RICHTER
Portraits. Glas. Abstraktionen
Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren. Zum 90. Geburtstag veranstaltet das Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Albertinum eine Jubiläumsausstellung in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.
Gerhard Richter hat für die Präsentation Werke aus seiner privaten Sammlung sowie Bilder aus dem Bestand der Gerhard Richter Kunststiftung ausgewählt und die Ausstellung in den drei Räumen im Obergeschoss des Albertinum selbst konzipiert. Einige Leihgaben aus internationalen Museen mit familiären Motiven werden die Auswahl ergänzen.
5. Februar 2022 bis 1. Mai 2022

 

Oskar Zwintscher, Bildnis einer Dame mit Zigarette, 1904, Öl auf Leinwand, 82 x 68 cm

Oskar Zwintscher, Bildnis einer Dame mit Zigarette, 1904, Öl auf Leinwand, 82 x 68 cm

Weltflucht und Moderne
Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900
Oskar Zwintscher (1870–1916) ist ein – zu Unrecht – bislang nicht genug beachteter Protagonist des Fin de Siècle. Sein Name gehört in die erste Reihe großer Künstler um 1900 wie Arnold Böcklin, Gustav Klimt, Ferdinand Hodler und Franz von Stuck.
Seit den 1890er Jahren malte Zwintscher faszinierende Werke: symbolistisch aufgeladene Bilder und suggestive Landschaften ebenso wie feinfühlige Porträts, die zum Besten zählen, was zwischen Realismus und Jugendstil geschaffen worden ist. Sein Ruhm mündete 1910 in einer Einzelausstellung auf der Biennale von Venedig.
2019/20 wurde in Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Dresden Zwintschers Œuvre im Albertinum intensiven kunsttechnologischen Untersuchungen unterzogen. Das Forschungsprojekt führte zu Aufsehen erregenden Resultaten. In der darauf basierenden Sonderausstellung verbinden sich die Gemälde dieses eigenwilligen Künstlers, die großteils in Sachsen erhalten sind, mit ausgewählten Leihgaben und Werken aus dem Sammlungsbestand zu einem fulminanten Epochenrückblick, in einem Zusammenklang verschiedener Künste und Fragestellungen.
Das Albertinum leistet damit leidenschaftliche Vermittlungsarbeit – unter Berücksichtigung interdisziplinärer Aspekte sowie modernster wissenschaftlicher Forschung –, die auch in eine grundlegende Publikation einfließt. Aus vielfältigen Perspektiven wird Oskar Zwintschers Malerei in Kontexte nationaler und internationaler Kunstentwicklungen der Jahre um 1900 gestellt. Dadurch schließt sich publikumswirksam eine lang klaffende Lücke in der europäischen Kunstgeschichte.
14. Mai 2022 bis 15. Januar 2023