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Wer in den 1970er Jahren in Österreich lernen wollte, realistisch zu malen, musste an die Wiener Kunstakademie zu Rudolf Hausner. Der Meister vertrat eine Gegenströmung zur Kunst der Nachkriegsjahre, in denen die Abstraktion das Kunstgeschehen dominiert hatte. Rudolf Hausner war nicht nur ein bedeutender österreichischer Maler des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein besonderer akademischer Lehrer mit ungewöhnlich vielen heute als Künstlerinnen und Künstler bekannten Studierenden. Es waren Gespräche mit dem Hausner-Schüler Friedrich Hechelmann, die auf diesen Umstand aufmerksam machten. Bald ergab sich die Idee, eine Ausstellung über Malerinnen und Maler aus Hausners Wiener Schülerkreis zu organisieren.

Die Ausstellung „Wiener Wirklichkeiten. Realistische Malerei aus der Meisterklasse Rudolf Hausner“ zeigt die Arbeiten der Meisterschüler/innen, die sich bis heute mit der Darstellung von Wirklichkeit beschäftigen und diese zugleich hinterfragen. Darunter hier ansässige Künstler, wie Friedrich Hechelmann aus Isny, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag feiert und Matthias Holländer aus Allensbach. Die Schaffenswege dieser Künstlerpersönlichkeiten werden in der Ausstellung ebenso beleuchtet wie die kollegialen und freundschaftlichen Beziehungen der ehemaligen Kommilitonen.
Von 1968 bis 1985 unterrichtete Rudolf Hausner als Professor an der Akademie der bildenden Künste in seiner Heimatstadt Wien. In seiner Meisterklasse versammelten sich angehende Malerinnen und Maler, deren je eigenen Weg Hausner engagiert förderte. Die individuellen Handschriften dieser überwiegend realistisch malenden Künstlerpersönlichkeiten wurden von den Jahren an der Akademie in unterschiedlicher Weise mitbestimmt. Neun von ihnen sind in der Ausstellung neben Rudolf Hausner selbst in konzentrierten Werkauswahlen vertreten.
Neben Profilierung und Vervollkommnung war es der Austausch untereinander beim gemeinsamen Arbeiten im Malsaal in Wien oder auch beim Zusammensein in Studentenwohnungen und Lokalen, der das Studium prägte. Viele von Hausners Studierenden vernetzten sich zu Gruppen und stellten gemeinsam aus. Gemeinsame Inspirationen und gegenseitige Bereicherungen können in motivischen Anklängen und einzelnen thematischen Überschneidungen der Bildwelten entdeckt werden.
Die stilistische und thematische Vielfalt der realistischen Positionen ist das besondere an Rudolf Hausners Meisterklasse. Als Lehrer vertrat er eine freie Pädagogik, die die Studierenden und deren Interessen zum Prinzip des Unterrichts erhob.
Hausner war 1968 dem Ruf an die Akademie der Bildenden Künste in seiner Heimatstadt Wien gefolgt, wo er bis 1985 eine Meisterklasse für Malerei unterrichtete. Sein Lehrprinzip bestand darin, dass er in die Projekte seiner Studierenden nicht eingriff, sondern sie gerade dort bestärkte, wo er ihr ureigenes Potential sah. Rudolf Hausner hatte ein Auge für künstlerische Begabungen, die er oft bereits im Aufnahmeverfahren erkannte.

Ulrich Gansert. Der Stephansdom V, 2021, 85 x 85 cm

Ulrich Gansert. Der Stephansdom V, 2021, 85 x 85 cm

Während des Studiums entwickelten die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Handschriften weiter. Bis heute sind sie unverkennbar geblieben. In den kompakten Werküberblicken in der Ausstellung wird dies greifbar.
Mit: Josef Bramer, Benedetto Fellin, Ulrich Gansert, Friedrich Hechelmann, Gottfried Helnwein, Matthias Holländer, Hanno Karlhuber, Ute Rakob und Franz Zadrazil.
15. April bis 9. Juli 2023

www.schloss-achberg.de