Die Schau bietet einen umfassenden Einblick in die wechselvolle Geschichte des Domplatzes von St. Pölten. Die von 2010 bis 2019 durchgeführten archäologischen Grabungen haben sensationelle Ergebnisse von der Römerzeit bis in die jüngere Neuzeit zutage gebracht. Über einem bisher völlig unbekannten römischen Verwaltungspalast aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. entstand ein aus mehreren, heute verschwundenen Gebäuden zusammengesetztes mittelalterliches Kirchenensemble, das diesen Ort jahrhundertelang prägte. Der hier gelegene, die Forschung beständig faszinierende mittelalterliche Friedhof mit mehr als 22.000 freigelegten Bestattungen erfährt nach wie vor international große Beachtung.

Wie aus dem Titel „Von Steinen und Beinen” bereits hervorgeht, ist die Ausstellung zweigeteilt. Über Zeitportale wird der Besucher zum ersten Teil der Ausstellung geführt, der sich „den Steinen“, also den aufgedeckten Mauerresten widmet. Für diese Schau wurden unter Einsatz modernster Methoden die Gebäudereste digital rekonstruiert. Deren dreidimensionales Erscheinungsbild wird erstmalig in der Ausstellung gezeigt, um den Besuchern einen realistischen Eindruck von der Größe, dem Aussehen und den Innenräumen der einst hier vorhandenen Gebäude zu vermitteln. Präsentiert werden die herausragendsten Funde der Grabungen des Domplatzes, ergänzt unter anderem durch bisher noch nicht in Österreich gezeigte Mosaikplatten und Marmorverkleidungen aus dem spätantiken Verwaltungspalast in Savaria, heute Szombathely. Ein auch heute wichtiges und modernes Thema widmet sich der Wiederverwendung von Baumaterial. Der letzte Raum des ersten Abschnittes zeigt das umfangreiche Fundmaterial aus dem freigelegten Klostertrakt, das ein Blitzlicht auf das Leben im Kloster wirft.

Einzigartige Nischenkachel mit der Darstellung der hl. Maria und den Evangelistensymbolen in den Medaillons, 15./16. Jahrhundert © Stadtmuseum St. Pölten

Einzigartige Nischenkachel mit der Darstellung der hl. Maria und den Evangelistensymbolen in den Medaillons, 15./16. Jahrhundert © Stadtmuseum St. Pölten

Der zweite Teil der Ausstellung ist dem ehemaligen Stadtfriedhof, „den Beinen“ gewidmet. Europa-, wenn nicht weltweit wurden noch nie so viele Bestattungen aus einem einzigen Friedhof freigelegt und dokumentiert, die dadurch einen hervorragenden Einblick in die Organisation und in das Bestattungswesen eines mittelalterlich/frühneuzeitlichen Friedhofs bieten. Im Rahmen der laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen können Erkenntnisse über kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen gewonnen werden, welche es erstmals ermöglichen, Veränderungen innerhalb der Lebensbedingungen und Lebensumstände der lokalen Bevölkerung von der Antike bis hin zur Neuzeit zu rekonstruieren.
In der Ausstellung werden der derzeitige Forschungsstand und erstmals die aufsehenerregenden Resultate der naturwissenschaftlichen Untersuchungen, die einen tiefen Einblick in die Lebensbedingungen der St. Pöltner Bevölkerung zur damaligen Zeit geben, gezeigt. Bewusst verzichtet wird dabei auf die Präsentation von Originalskeletten, die durch innovative Alternativen ersetzt werden.
Hands-on-Stationen sollen Kinder und Jugendliche zum Mitmachen und Ausprobieren anregen und die Ausstellungsinhalte auf spielerische Art begreifbar machen.
Abwechslungsreiche Inszenierungen, unterstützt durch Medientechnik, und die bewusst familienfreundliche Gestaltung machen die Ausstellung zu einem spannenden Erlebnis für Jung und Alt.
Ab 3. Mai 2024
www.stadtmuseum-stpoelten.at

Gefäßensemble aus dem Klosterbereich, 16. Jahrhundert © Stadtmuseum St. Pölten

Gefäßensemble aus dem Klosterbereich, 16. Jahrhundert © Stadtmuseum St. Pölten