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Der Sommer naht mit großen Schritten. Für das Theater Bonn bedeutet das vor allem eines: Der Beginn der neuen Spielzeit rückt näher. „Das Publikum erwartet eine abwechslungsreiche Spielzeit mit insgesamt über 20 Premieren in Oper und Schauspiel, darunter sieben Uraufführungen. Wir begeben uns gemeinsam mit unserem Publikum auf eine Entdeckungsreise. Neben spannenden Neuinszenierungen beliebter Klassiker finden auch unbekannte oder vergessene Werke und Künstler ihren Weg in den Spielplan und überraschen mit Raffinesse und Einfallsreichtum“, fasst Generalintendant Dr. Bernhard Helmich das Programm für die kommende Spielzeit zusammen.

Der Dirigent Gustav Brecher, von 1914 bis 1933 Generalmusikdirektor der Oper in Leipzig, war ein Mann der mutigen Entscheidungen. Noch im März 1933 wagte er sich daran, Kurt Weills DER SILBERSEE zu präsentieren – eine Vorstellung, die er wegen der fortgesetzten Störungen durch Nazis im Zuschauerraum nicht bis zum Schluss dirigieren konnte. Schon am 9. März 1930 hatten sich ähnliche Szenen abgespielt, als Brecher mit AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY eine der erfolgreichsten Arbeiten von Kurt Weill mit seinem Textautor Bertolt Brecht aus der Taufe gehoben hatte. Im Saal platzierte Nazi-Horden brachten die Stimmung so sehr gegen das Werk auf, dass die Vorstellung beinahe hätte abgebrochen werden müssen. Weill, Brecht und Brecher verließen Deutschland 1933 unabhängig voneinander als Verfemte. Der Komponist fand über den Umweg Frankreich in die USA zu einer veränderten Klangsprache und konnte am Broadway teilweise an seine früheren Erfolge anknüpfen. Als er 1950 in New York starb, war er keineswegs in Deutschland vergessen und gelangte mit seinen Werken DIE DREIGROSCHENOPER und AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY zurück ins Repertoire der Theater jenes Landes, dem er sich selbst seit seiner erzwungenen Flucht, spätestens aber seit Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1943, nicht mehr verbunden fühlte.
Premiere  11. September 2022
weitere Aufführungen: 17. September, 2. und 13. Oktober, 2., 12. und 20. November, 18. Dezember 2022 sowie 7. Januar 2023

www.theater-bonn.de