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Zum Auftakt ihrer Konzertsaison servieren die Dortmunder Philharmoniker einen Abend im Zeichen zündender Rhythmen und iberischer Volksmusik von Tango bis Flamenco.

Dass der Tango im Revier eine feste Größe ist, ist jedem klar, der hier lebt. Ganz und gar unbekannt und überraschend ist aber der Weg, den das in der Tango-Musik unverzichtbare Bandoneon genommen hat. Erfunden wurde es hier in der Nachbarschaft, in Krefeld, von einem gewissen Heinrich Band (1821–1860), der dabei auf dem Akkordeon aufbaute. Als „Klavier des kleinen Mannes“ war das Bandoneon bis weit nach 1945 aus der Feierabendmusik der Bergleute nicht wegzudenken. Heute ist diese Tradition fast ausgestorben, das Bandoneon fristet nurmehr ein Schattendasein. Im 19. Jahrhundert war das Instrument aber ein weltweiter Exportschlager mit sechsstelligen Produktionszahlen. Damals fand es auch den Weg in die argentinischen Kneipen und Bordelle, in denen der Tango entstand. Mit der weltweiten Tangowelle seit den 1980er Jahre kehrte das Bandoneon ins Revier zurück, – nicht mehr als Instrument des Bergmanns, sondern des Tangos.
Der Großmeister des modernen Tangos Astor Piazzolla hat das Bandoneon in einem Solo-Konzert geadelt, das in Europa viel zu selten zu hören ist. Sehr viel populärer geworden sind dagegen die Bachianas brasileiras von Heitor Villa-Lobos, gleichfalls eine prägende Stimme der südamerikanischen Musik und ein brasilianisches Pendant zum Argentinier Piazzolla. Künstlerische Gipfelpunkte der Welle von Stücken, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts von der Entdeckung der iberischen Volksmusik für den Konzertsaal ausging, sind Manuel de Fallas Dreispitz und die Rapsodie espagnole von Maurice Ravel. Beides sind kraftstrotzende Kompositionen, die den Zauber andalusischer Nächte ebenso vermitteln wie die gleißende Helle des Tages und die lebenssprühende Fröhlichkeit mediterraner Feste.
19. und 20. September 2023

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