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In der Kunstgeschichte war die Historienmalerei für Jahrhunderte die wichtigste künstlerische Form: Szenen aus den Bereichen der Geschichte, der antiken Mythologie, biblischer Erzählungen und Heiligenlegenden wie auch literarische Stoffe wurden – oft in großformatigen Gemälden – angepasst an das jeweilige Weltbild der Epoche dargestellt. Die Historienmalerei diente der Selbstvergewisserung in Politik und Gesellschaft. Sie vermittelte die Ideologie der Herrschenden oder ihrer Gegner. Das drückt sich auch im Wandel des Stils aus, vom Klassizismus über den Realismus hin zu einer Heroisierung in akademischem Stil ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Aus heutiger Sicht wird die in vielen der dargestellten Themen und Motive vermittelte Geschichtsauffassung anders bewertet als zur Entstehungszeit der Bilder. Das gilt beispielsweise für die Rolle von Kolumbus bei der „Eroberung“ des amerikanischen Kontinents (Julius Röting: „Columbus vor dem geistlichen Rate zu Salamanca“, 1851). Oder sie bedienen Stereotypen im Konflikt zwischen Judentum und Christentum (Heinrich Hofmann: „Der Jesusknabe im Tempel“, um 1880).

Die Historienmalerei stand im akademischen Kanon der Malerei an der Spitze, da sie vom Künstler forderte, dass er alle Sujets gut beherrscht: angefangen bei einer anatomischen richtigen Menschen- und Tierdarstellung, über die perspektivische Konstruktion des Raumes und die überzeugende Gruppierung der Figuren, bis hin zur wissenschaftlichen Forschung zu historischen Details des Geschehens sowie einer vertieften Kenntnis der Kleidung und Raumausstattung der jeweiligen Zeit.

Zentrales Thema von Historienbildern war immer wieder die Frage nach der Macht in Auseinandersetzungen zwischen Männern, bis ins 20. Jahrhundert insbesondere der Konflikt zwischen weltlicher und kirchlicher Macht. In der Gegenwartskunst seit Ende des 20. Jahrhunderts gibt es eine kritische Haltung zum Geschichtsbild in der Kunst, beispielsweise im Werk von A. R. Penck, Gerhard Richter oder Katharina Sieverding. Aber in populären Medien, im kommerziellen Film und bei Computerspielen, werden die eindrucksvollen Bildwelten mit ihren großen Gesten unhinterfragt weiter entwickelt.

30. September 2020 bis 17. Oktober 2021
Albertinum (Galerie Neue Meister und Skulpturensammlung) – Staatliche Kunstsammlungen Dresden

https://albertinum.skd.museum

Friedrich Matthäi, Der Opfertod des Kodrus, 1823, Öl auf Leinwand, 37 x 52 cm, © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Friedrich Matthäi, Der Opfertod des Kodrus, 1823, Öl auf Leinwand, 37 x 52 cm, © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut