Es sei seine „Tragische Sinfonie“, soll Mahler über seine Sechste gesagt haben. In den Jahren 1903 bis 1905 entstanden, ist sie formal seine strengste Sinfonie – als habe der Komponist damit noch einmal die traditionelle viersätzige Form heraufbeschwören und gleichzeitig zu Grabe tragen wollen.
Das Werk beginnt mit einem unerbittlichen Marsch, der das Ende bereits erahnen lässt. Zwar finden sich auch hier die für Mahler so charakteristischen idyllischen Passagen, darunter alpine Almklänge mit Glockengeläut, doch diese Inseln der Hoffnung erweisen sich im Finale, in dem Theodor W. Adorno das „Zentrum von Mahlers gesamtem OEuvre überhaupt“ sah, als Utopie: Die Schicksalsschläge, die den „Helden“ des Werks schließlich zu Fall bringen, sind unmissverständlich als reale Hammerschläge notiert, der Schluss in Moll ist ein Unikum in Mahlers sinfonischem Schaffen. „Ist es zu weit hergeholt“, fragt der Musikschriftsteller Alfred Beaujean, „in den dröhnenden Marschrhythmen und diesem Zusammenbruch die wenige Jahre später eintretende Katastrophe Europas vorausgeahnt zu sehen?“
2. und 3. Februar 2025
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