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Bayreuth ist seit langem ein Sommerwallfahrtsort für Wagnerianer, aber in den letzten Jahren hat es sich rasch als attraktives Ziel für Liebhaber der Barockoper und der Vokalmusik etabliert. Der künstlerische Leiter und unternehmerische Countertenor Max Emanuel Cenčić hat im September 2020 trotz der Pandemie das Bayreuth Baroque Opera Festival von Weltrang ins Leben gerufen. Schauplatz ist das kürzlich renovierte Markgräfliche Opernhaus aus dem 18. Jahrhundert, ein perfekter Ort, um den Schatz an barocken Opernraritäten zu entdecken.

Das diesjährige Bayreuth Baroque Opera Festival, die vierte Ausgabe, findet vom 7. bis 17. September statt und bietet zwei szenische Aufführungen und ein hochkarätiges Programm an Liederabenden im Opernhaus und in den umliegenden Spielstätten. Zum ersten Mal wird bei den Festspielen eine selten gespielte Händel-Oper aufgeführt. Es handelt sich um Flavio, die 1723 in London uraufgeführt wurde und in der die großen Gesangsstars der damaligen Zeit, Senesino, Cuzzoni und Duranstanti, mitwirken. Anders als Händels heroische Opera seria dieser Zeit ist die Geschichte eine subtile Mischung aus dunkler Tragödie und leichter, satirischer Komödie. Dieser satirische Aspekt der Oper ist es, der Cenčić besonders fasziniert, denn er führt nicht nur Regie, sondern singt auch die Rolle des zwiespältigen Protagonisten Guido. In der Rolle des Flavio gibt der aufstrebende junge französische Countertenor Rémy Brès-Feuillet, Preisträger des Cesti-Wettbewerbs in Innsbruck 2021, sein Festspieldebüt. Die hervorragende Besetzung umfasst auch Favoriten des Festivals, darunter die außergewöhnliche Sopranistin Julia Lezhneva als Emilia (Guidos Frau) und der Countertenor Yuriy Mynenko als Diener des Königs. Im Orchestergraben wird Benjamin Bayl das hervorragende Concerto Köln leiten, das in diesem Jahr das Orchestra in Residence ist.

Konzert bei Kerzenschein bei Bayreuth Baroque© Andreas Harbach

Konzert bei Kerzenschein bei Bayreuth Baroque © Andreas Harbach

Die zweite Opernproduktion ist eine faszinierende. Sie wurde 2017 in Athen uraufgeführt und ist eine Inszenierung der alternativen Version von Monteverdis L’Orfeo, die auf dem früheren Libretto von Striggio aus dem Jahr 1607 basiert und sich an den ursprünglichen Mythos hält – Orfeo wird von den Mänaden grausam getötet, anstatt glücklich mit Euridice wiedervereint zu werden. Da die Musik für diese Szene nicht erhalten ist, hat der Komponist Pano Iliopoulous eine neue Musik (einschließlich Live-Elektronik) im Geiste Monteverdis geschaffen. Die Inszenierung unter der Regie von Thanos Papakonstantinou zeigt den Startenor Rolando Villazón in der Titelrolle und ein hochkarätiges Ensemble von Solisten. Der charismatische griechische Dirigent Markellos Chryssicos dirigiert sein Barockensemble Latinitas Nostra.
Zwischen den Opernproduktionen finden an verschiedenen Orten in und um Bayreuth glanzvolle Liederabende mit etablierten und jungen Sängern statt. Das Bayreuth Baroque Opera Festival ist ein Fest der barocken Genüsse, das nicht nur die Ohren, sondern alle Sinne erfreut. Es ist das ideale Ziel, um in die Musik und Kultur des Barocks sowie in die reiche Geschichte dieser malerischen Region einzutauchen.
7. bis 17. September 2023

bayreuthbaroque.de