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In über 35 Jahren hat die company 66 Shakespeare-Inszenierungen und 15 Produktionen aus der Dramatikerwerkstatt auf die Bühne gebracht, die aus der Zusammenarbeit von Regisseuren, Schauspielern und Autoren entstanden sind. Dazu kommen zahlreiche Dramen klassischer und aktueller Autoren, viele davon deutsche Erstaufführungen. Dazu bereichern Erfindungen von neuen und außergewöhnlichen Vorstellungsformaten das Programm, wie z.B. der Circus Quantenschaum, der wissenschaftliche Themen mit Artistik verbindet und das mehrfach preisgekrönte Kooperationsprojekt mit der Universität Bremen Aus den Akten auf die Bühne, das aus historischen Originaldokumenten szenische Lesungen kreiert. Mit dem alljährlichen Open Air Theater Shakespeare im Park hat sie sich in den Veranstaltungskalendern und in den Herzen der Menschen in Bremen und Umzu einen festen Platz erobert.

Das Ensemble
Das Ensemble der bremer shakespeare company versteht den Theaterabend als gemeinsames Fest mit dem Publikum. Im Mittelpunkt unseres künstlerischen Schaffens stehen Inszenierungen der Werke von William Shakespeare, was uns zugleich auch anregt, eigene künstlerische Ideen auf der Bühne zu realisieren und Dramen zu kreieren, wir nennen es auch „Dramatikerwerkstatt“. Unsere Organisation ist im Kulturleben Bremens und Deutschlands außergewöhnlich: Das Ensemble verwaltet sich selbst. Das bedeutet, es gibt keinen Intendanten und keine Hierarchie, in der die Entscheidungen über den Spielplan und die Künstlerengagements von oben nach unten ins Ensemble durchgereicht werden. In der Selbstverwaltung werden alle Entscheidungen auf Augenhöhe gemeinsam ausgehandelt und im Konsens getroffen. Auch das Publikum wird nicht in „bessere und schlechtere Plätze“ aufgeteilt. Jeder Besucher ist als Gast willkommen, und wir setzen auf seine Phantasie, auf seine Lust am Mitdenken und Mitfühlen im Zuschauerraum.

Premieren der Spielsaison 2020/2021

Der Nibelungen Wut – Furor Teutonicus
Diese deutscheste aller deutschen Mythen ist meist nur in Fragmenten bekannt: der Held Siegfried tötet einen Drachen, wird dadurch beinahe unsterblich und kommt in den Besitz eines Riesenschatzes. Er hilft König Gunther gegen seine Feinde und assistiert ihm ungesehen (Tarnkappe!) bei seiner Brautwerbung um Brunhild, wofür er dessen Schwester Kriemhild bekommt. Es könnte eine so schöne Familiengeschichte sein, doch Eifersucht, Neid und Mord löschen die ganze Sippe aus.
Mit „Der Nibelungen Wut – Furor Teutonicus” reisen Johanna Schall und Grit van Dyk in eine prägende mythische Landschaft: Unser Nationalepos – eine Geschichte, in der am Ende alle sterben. Eine wilde und grausam-schöne Reise in die Welt des deutschesten aller deutschen Stoffe. Wir besuchen eine sehr spezielle Hölle: eine Art heruntergekommenes Hotel, das Hel, die nordische Totengöttin, betreibt. Dort gibt es für die Untoten Brunhild, Kriemhild und Hagen kein Entrinnen aus ihren Erinnerungen, den immer gleichen Fragen, den dunklen Träumen. Siegfried ist erschlagen, ebenso wie Kriemhild und Hagen, Brunhild starb von eigener Hand – die Nibelungen sind in einem blutigen Gemetzel untergegangen. Wer trägt welche Schuld? Wer kann sich auf welches Recht berufen? Eine junge Frau aus der Gegenwart mit einem Auftrag stößt zu der Gruppe und erkennt das Potential dieser Geschichte für ihre Zwecke, doch welche sind das?
Über Jahrhunderte wurde „Deutschland“ konstruiert aus Sprache, Blut, Traum und Macht – Drachenblut, Nibelungentreue und Dolchstoßlegende. Warum sollte uns das interessieren? Die Inszenierung taucht ein in den deutschesten aller deutschen Stoffe und wagt eine Antwort.
3., 23. und 24. Oktober 2020

Erziehen, Erzwingen, Erniedrigen
Das „Arbeitserziehungslager“ in Bremen-Farge (1940-1945)
Das Arbeitserziehungslager in Bremen-Farge (1940-1945) „Eingang zu einer Danteschen Hölle“ so beschreibt der ehemalige Häftling und spätere Finanzsenator Wilhelm Nolting-Hauff die Rüstungslandschaft um den Bunker Valentin in Bremen-Farge. Teil dieser Hölle war auch das Lager Farge, für das sich die Bremer Wirtschaft einsetzte. Sie wollte ihre Arbeitskräfte disziplinieren, zuerst die deutschen, später auch die Zwangsarbeiter aus den besetzten Teilen Europas. Das im Juni 1940 von der Bremer Gestapo eingerichtete Lager wurde zum Vorbild für die Arbeitserziehungslager, die Heinrich Himmler ab 1941 reichsweit bauen ließ. „Pass auf oder du kommst nach Farge“ mit diesem Satz wurde den Arbeitern in den Betrieben gedroht. Kommandant Heinrich Schauwacker wurde im Februar 1945 von der Gestapo verhaftet: der Lagerarzt hatte ihn wegen übermäßiger Brutalität gegenüber den Häftlingen angezeigt. Wer waren die Profiteure und Täter und wer waren die Häftlinge? Wie wurde nach 1945 über dieses Lager von der britischen Militärjustiz und in anderen Verfahren verhandelt? Zeugnisse dieser Akteure sind Teil der szenischen Lesung der bsc. Es war der Wunsch der Erben Richard Lahmanns (1924-2017, ebenfalls Häftling in Farge), dass dieses dunkle Kapitel der Geschichte Bremens auf der Bühne zum Sprechen gebracht wird.
29. Oktober 2020

Der Zinnsoldat und die Tänzerin
Ein Capriccio mit Musik. Nach Motiven des Märchens „Der standhafte Zinnsoldat” von Hans Christian Andersen
Der Zinnsoldat und die Tänzerin aus dem Märchen treffen sich nach langen Jahren zufällig wieder. Er ist Musiker geworden und lebt von gelegentlichen Auftritten. Sie hat das Tanzen aufgegeben und spielt Klavier. Sie erkennen sich und versuchen, endlich die Liebe, die ihnen im Märchen nicht vergönnt war, zu verwirklichen. Da sie aber Geschöpfe eines Dichters sind, der selbst an der Verwirklichung seiner Sehnsucht nach Verliebtheit gescheitert ist, können sie von dieser Seite nicht mit Hilfe rechnen. So versuchen sie mit Humor und Sarkasmus, Optimismus und Fatalismus, Wut und Resignation, sich aus den Verstrickungen ihres märchenhaften Daseins zu befreien. Sie hoffen, dass die Musik die Kraft hat, die Knoten ihres Schicksals zu lösen und neu zu verbinden. Es bleibt ihnen die Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht nach ihrer Sehnsucht, die sie wieder an die Dichtung fesselt.
1., 15., 18., 22. und 31. Oktober 2020

Das Wintermärchen
„Das Wintermärchen” erzählt von der zerstörerischen Macht von Eifersucht und Tyrannei und der heilenden Wirkung von Liebe und Vergebung. So tragisch und düster wie das Stück beginnt, so fröhlich, hoffnungsvoll und komödiantisch entwickelt es sich nach dem Zeitsprung im zweiten Teil.
Die Inszenierung erzählt Shakespeares Spätwerk als Perditas Reise in eine Vergangenheit, die sie nicht kennt, und in der ihre Familiengeschichte verborgen liegt. Stück für Stück, wie eine langsam aus dem Vergessen aufsteigende Erinnerung, entrollt sich die Geschichte ihrer Herkunft wie ein dunkles Märchen. Dort haben Wahn und Unglück ihre Mutter erstarren lassen und hält tiefe Reue ihren Vater gefangen. Auf der Suche nach ihrer Identität und ihrer Zukunft beleuchtet Perdita ihr „Familien-Märchen” aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Inszenierung entwirft mit Musik, atmosphärischen Geräuschen und Tiermasken einen märchenhaften Erzählraum, in dem sich die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühlswelt entfalten kann.
17. Oktober 2020

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