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Das Hans Otto Theater ist das Theater der Landeshauptstadt Potsdam. Seit der Spielzeit 2018/19 leitet Bettina Jahnke das Hans Otto Theater mit seinem 25-köpfigen festen Ensemble. Neben der regieführenden Intendantin prägen Regisseure mit vielseitigen Erfahrungen ebenso wie junge Regietalente das künstlerische Gesicht des Hauses. Sie zeichnen sich durch konzeptionell starke Handschriften mit politischer Schärfe, bildstarke Ästhetiken und Interesse an Ensemblearbeit aus. Hier ein paar der Premieren für die Spielzeit 2021/2022

Vor Sonnenaufgang von Ewald Palmetshofer
Eine mittelständische Familie irgendwo in einem städtischen Ballungsraum. Die eigene Firma sichert einen gewissen Wohlstand, der Mehrgenerationenhaushalt funktioniert, und der Nachwuchs ist im Anmarsch. Die Zukunft sieht rosig aus, zumindest finanziell. Doch unter der gutbürgerlichen Oberfläche brodelt es gewaltig: Die werdende Mutter Martha kämpft mit Depressionen, ihr Ehemann Thomas kümmert sich vorrangig um seine politischen Ambitionen, der Vater ist dem Alkohol zugeneigt, und die zur Unterstützung angereiste Schwester Helene sucht Unterschlupf im Elternhaus.
Dort begegnet sie Alfred, dem Jugendfreund von Thomas – und mit ihm der Liebe. Als das Schicksal aber mit unerbittlicher Wucht zuschlägt und die Katastrophe über die Familie hereinbricht, zeigt sich, dass das Fundament der Menschlichkeit brüchig ist.
Aufführungen: 3., 4. und 28. Dezember 2021 sowie  22. Januar 2022

In den Gärten oder Lysistrata Teil 2 von Sibylle Berg
Irgendwann in einer durch und durch politisch korrekten Zukunft: Die Welt befindet sich in tiefem Frieden, denn Sex und Liebe gibt es nicht mehr. Die Frauen haben die Macht übernommen. Die männliche Spezies steht kurz vor dem Aussterben und tapst nur noch testosteronbefreit und heiter Schmetterlingen hinterher.
Bernd und Lysistrata unternehmen einen Streifzug durch einen museumsartigen Garten der Lüste, um noch einmal zu erleben, was die Menschheit früher wegen ihrer hormongesteuerten Erregungszustände so alles zu erleiden hatte: Männer erschienen als genital getriebene Eroberer und Alphatiere. Frauen versuchten sich mittels kosmetischer Produkte in den Zustand optimaler Begattbarkeit zu versetzen. Mit heftiger Sehnsucht trat man an potenzielle Paarungspartner*innen heran – umso stärker war dann aber immer die Enttäuschung. Denn die Umsetzung dessen, was in Filmen und Büchern so verheißungsvoll romantisch gewirkt hatte, mutete eher kläglich an – und endete für gewöhnlich in Katastrophen, Krisen oder sexueller Ödnis.
Premiere 10. Dezember 2021
weitere Aufführungen 11., 19. und 26. Dezember 2021 sowie  9. und 16. Januar 2022

Good. Better. Greta. 
Greta Thunberg bewegt etwas in uns. Einige sehen in ihr eine neue Jeanne d’Arc, während andere sie verteufeln. Sie aber besitzt die Kraft, allen Anfeindungen zu widerstehen. Wie war es möglich, dass die Schülerin mit dem Schild „Skolstrejk för klimatet“ zum Symbol einer ganzen Generation wurde, die ihren Anspruch auf eine lebenswerte Zukunft einfordert? Was hindert uns daran, dass unser Wissen unser Handeln bestimmt? Welche psychologischen Mechanismen stecken dahinter? Und wo stehen wir jetzt, nach dem Ausbruch des Coronavirus, der plötzlich alles zum Erliegen brachte? Durch die Folgen des Klimawandels ist die Lage für die Menschen im globalen Süden unumkehrbar existenziell bedrohlich. Greta sagt: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Aber reicht diese Panik, um nachhaltig etwas zu verändern?
Premiere 15. Januar 2022
weitere Aufführungen 23. und 29. Januar 2022

Michael Kohlhaas nach der Erzählung von Heinrich von Kleist
Die Decke der Zivilisation ist dünn: In nur kurzer Zeit wird ein liebender Familienvater und aufrechter Bürger zum wütenden Mordbrenner, der das ganze Land mit Terror überzieht. Der Pferdehändler Michael Kohlhaas ist einer willkürlichen Schikane durch regionale Machthaber ausgesetzt. Vor Gericht fordert er Gerechtigkeit.
Durch Vetternwirtschaft in den oberen Kreisen wird seine Klage höhnisch abgewiesen. Seine Frau will ihn im Kampf um seine elementaren Bürgerrechte unterstützen – und wird dabei tödlich verletzt. Jetzt ist die Welt für Kohlhaas endgültig aus den Fugen geraten. Er verliert alles Vertrauen in die Institutionen des Staates und sinnt nur noch auf Rache. Mit einer Bande von Landsknechten zettelt er einen blutigen Guerillakrieg an. Die Stimmung in der Bevölkerung ist äußerst gereizt. Es droht ein Bürgerkrieg. — Das Geschehen in Kleists berühmter Erzählung aus dem Jahr 1810 entwickelt einen ungeheuren Sog und spitzt sich mit enormer sprachlicher wie emotionaler Wucht zu.
Premiere Februar 2022

Amadeus von Peter Shaffer
Im Wien der 1780er Jahre gilt der Hofkapellmeister Antonio Salieri als der größte Komponist. Zeitgleich ringt das frühere Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart um Anerkennung. Sein exaltiertes Verhalten schockiert den Hof, aber seine Kompositionen glänzen in genialer Vollendung. Salieri vernimmt in ihnen die Stimme Gottes und fragt sich, warum es nicht ihm selbst, sondern Mozart gegeben ist, solch göttliche Musik zu komponieren.
Dazu verdammt, die eigene künstlerische Mittelmäßigkeit zu erkennen, nimmt Salieri den Kampf gegen Gott auf. Jedes Mittel ist ihm recht, um die Karriere dieses „auserwählten Geschöpfes“ zu ruinieren. Wird Salieri einen Zipfel von Mozarts nahender Unsterblichkeit zu fassen bekommen? — Das Stück des Briten Peter Shaffer erlebte 1979 in London seine Uraufführung, die spätere Verfilmung von Miloš Forman wurde mit mehreren Oscars prämiert. Mit diesem Erfolgsstück ist das Ensemble des Hans Otto Theaters im barocken Ambiente des Schlosstheaters im Neuen Palais zu Gast.
Premiere  März 2022

www.hansottotheater.de/