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Das noch relativ junge Ludwig Museum, das im September 1992 mit der Ausstellung „Atelier de France“ eingeweiht wurde, hat sich der Gegenwartskunst und insbesondere der zeitgenössischen französischen Kunst verschrieben. Grundstock der ständigen Sammlung sind vornehmlich deutsche und französische Kunst nach 1945, die das berühmte Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig aus Aachen zusammengetragen und dem Museum als Schenkungen oder Leihgaben überlassen hat. Das Ludwig Museum nutzt neben seinen Ausstellungsräumen auf vier Etagen auch den angrenzenden „Blumenhof“, der sich als Ausstellungsfläche für markante dreidimensionale Arbeiten anbietet. Zu den Beständen des Museums gehören hier der „Daumen“ von César und die Installation „Stätte der Erinnerung und des Vergessens“ von Anne und Patrick Poirier, die diese Arbeit eigens zur Museumsgründung für diesen Ort entwickelt haben.Durch seine Ausrichtung auf aktuelle französische Kunst schließt das Ludwig Museum eine entscheidende Lücke in der deutschen Museumslandschaft und nimmt eine einzigartige Vermittlerfunktion wahr, die auch jungen Künstlern – nicht nur in Frankreich – zugutekommt.
Hier einige aufregende Ausstellungen 2021:

Mauslandung in Koblenz – Die Fliegerei-Abenteuer von Torben Kuhlmann
Im Ludwig Museum wird erstmals eine Auswahl von Torben Kuhlmanns bekanntesten Originalzeichnungen zu sehen sein. Dazu zählen die Illustrationen aus Lindbergh (2014) und Armstrong (2016) und somit geht es um Pionierleistungen in der Geschichte der Fliegerei. Immer sind es bekannte Vorbilder, die er auf seine kleinen, aber gewitzten Mäusehelden überträgt. Humorvoll, witzig und warmherzig illustriert. Begleitet werden die Zeichnungen durch einen “Mitmach-Katalog” für alle Generationen, Lesungen, die Bereitstellung von Hörsequenzen des Hörbuch-Verlags, zahlreiche Entdeckungs- und Mitmachangebote in der Ausstellung. Ein absoluter Genuss für Klein und Groß.
bis 31. Mai 2021

Gottfried Helnwein – Schlaf der Vernunft
Gottfried Helnwein ist bekannt für seine hyperrealistischen Bilder und seine Fotoportraits von prominenten Persönlichkeiten wie Mick Jagger, Michael Jackson, Andy Warhol, Arnold Schwarzenegger, Marilyn Manson und der Band Rammstein. In seinen provokanten Bildern artikuliert er auf ebenso fesselnde wie schockierende Weise Themen der Gewalt und des Missbrauchs. Insbesondere Kinder, deren Unschuld, Naivität und Zartheit er in den Fokus rückt, sind ihm dabei Projektionsfläche.
Die Ausstellung widmet sich erstmals dieser Reflexionsebene in Helnweins Werk und fasst zunächst jene dunklen Gemälde zusammen, in denen das Bild aus der Schwärze und dem Tiefblau (als romantischem Grundton) heraus entwickelt sind und leitet über zu den Gräueltaten des NS-Regimes, indem insbesondere die Versuche an Inhaftierten und in die Psychiatrie Ausgesonderte die Rassenideologie untermauern. Zentrales Motiv nahezu aller Bilder Helnweins ist das unschuldige, vor allem wehrlos den Erwachsenen ausgelieferte Kind. Die kindliche Natur, von der Unschuld der ersten Jahre bis hin zu jungen Mädchen, die in seinen neueren Werken selbst zur Waffe greifen, zeigt differenziert Facetten des Seelischen, die aufrührend, emotional fesselnd und technisch brillant umgesetzt sind.
11. April bis 26. Mai 2022

Janus Hochgesand – Muy Mucho
Im Kontext der Sammlungspräsentation des Ludwig Museum Koblenz werden alternierend Interventionen jüngerer zeitgenössischer Künstler gezeigt. Mit der Ausstellung Muy mucho des Künstlers Janus Hochgesand soll sich in der Reihe der Interventionen der Perspektivenwechsel in der Ausstellung der permanenten Sammlungsbestände fortsetzen.
Janus Hochgesand hat sich aus der Sammlung des Ludwig Museum Koblenz Werke für sein Ausstellungsvorhaben ausgesucht, die von der Moderne bis in die Gegenwart reichen und die Tendenzen der Abstraktion und der konzeptuellen Malerei repräsentieren. Insgesamt wird eine Auswahl von 12 neuen Gemälden von Janus Hochgesand auf 24 ausgewählte Werke der Sammlung treffen
6. Juni bis 31. August 2021

Sudarshan Shetty – Otherselfes
Der Konzeptkünstler Sudarshan Shetty ist für seine rätselhaften und oft mechanisierten skulpturalen Installationen bekannt. Seine hybriden Konstruktionen, in denen er verschiedenste Materialien zusammenbringt und Alltagsobjekte in neue Kontexte positioniert, befragen in ihrer Verschmelzung indische und westliche Traditionen und erforschen alltägliche Anliegen. Seine Installationen verstehen sich als rigorose Grammatik von Materialien und Gegenüberstellungen von Dingen, die kulturell unterschiedlichen Sphären angehören könnten und die zugleich das Verhältnis vom Individuum zum Anderen ausloten. Die Binarität von Selbst und Anderem ist vielleicht eine der grundlegendsten Theorien des menschlichen Bewusstseins und der Identität, basierend auf der Erkenntnis, dass die Existenz eines Anderen, eines Nicht-Selbst, die Möglichkeit oder Anerkennung eines Selbst erlaubt. Die Ausstellung ist um die Möglichkeiten des “Selbst” in seiner Beziehung zur Welt und umgekehrt konzipiert. Das Erkennen des Selbst und der philosophischen Möglichkeiten, der Andere zu werden, soll mit einer reichhaltigen Objektwelt erkundet werden. Dabei befragt Shetty, inwieweit die möglichen Binaritäten oder die Vielfältigkeit innerhalb der Idee des ‘Selbst’ nicht in Trennung gesehen werden muss, sondern als ein umfassendes Ganzes. Shetty’s Ausstellung ‘OTHERSELVES’ wird eigens für das Ludwig Museum konzipiert und ist seine erste museale Präsentation in Europa. Sie beinhaltet ein kurzes Video, das Bezug nimmt zur narrativen Tradition einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Erzählung des Sufi-Dichters Jalaluddin Rumi über Wandlungen der Existenz, begleitet wird dies von einer Reihe unbelebter Alltagsgegenstände, die sich als Spiegelbilder im Raum des Museums in verschiedenen möglichen Formen befinden. Sudarshan Shetty hat zahlreiche Ausstellungen in Indien und auf der ganzen Welt durchgeführt. Es erscheint ein Katalog begleitend zur Ausstellung.
20. Juni bis 15. August 2021

Isabelle Cornaro
Isabelle Cornaro setzt verschiedene Stilmittel ein, die Repräsentation bekannter Gemälde in Objektbasierten Installationen, in denen nur wenige Stilmittel referenzieren. Sie befasst sich jedoch auch selbst mit der Malerei, die sie distanziert und repräsentationslos formuliert. In ihren Videos hingegen thematisiert sie oftmals Alltagsgegenstände/ denen sie durch die Fokussierung im Film eine besondere Aufmerksamkeit — auch seitens des Betrachtenden — zukommen lässt. Dabei nutzt sie die Mechanik des Films, um tradierte Muster der Repräsentation in Frage zu stellen und stattdessen die Materialität von Objekten oder Körperteilen zu akzentuieren und dabei den Grad des Loslösens und Entfremdens voranzutreiben. Abstrahiert und mit gesteigertem Kunstgriff transformiert, vollziehen die inszenierten Kompositionen einen Statuswechsel von instinktiv gewählten Kategorien wie wertvoll, heilig oder persönlich in einen unbekannten Raum mit unnatürlichem Überschuss an surrealen Farben und grotesken Emulsionen von Blutrot. In einer Denaturalisierung des Verhältnisses zum Vertrauten werden diese Objekte der intensiven Beobachtung zur Kontemplation angeboten, jedoch zugleich distanziert und ihrer Bedeutung enthoben. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Künstlerin dem Musée de l’Orangerie und der Fondation Ricard, Paris.
29. August bis 31. Oktober 2021

https://ludwigmuseum.org