Das neue KinderKunstLabor für zeitgenössische Kunst im Altoonapark in St. Pölten ermöglicht mit seiner zweiten Ausstellung Papier, Stein, Schere eine vielschichtige Begegnung mit Materialien und Werkzeugen der Kunst. In dem Kinderspiel „Schere, Stein, Papier“, das häufig zur Entscheidungsfindung eingesetzt wird, gewinnt die Geste der stärkeren Position. Aber Macht ist immer relativ. Das Papier ist stärker als der Stein, aber der Stein gewinnt gegen die Schere, die wiederum das Papier besiegt. Auf dieses Spiel bezieht sich der Titel der Gruppenausstellung „Papier, Stein, Schere, die Materialien und Werkzeuge der Kunst” thematisiert. Welche Materialien Künstlerinnen und Künstler wählen und wie sie damit arbeiten, hängt von ihren Möglichkeiten, Wahrnehmungen und Vorlieben im Kontext ihrer Lebenswege, auch ihrer Kindheit, ab.
In der Ausstellung sind Werke zu erfahren, die diese spezifischen Wechselbeziehungen zwischen Biografie, Geschichte und künstlerischer Arbeit insbesondere für ein junges Publikum sinnlich und ästhetisch erfahrbar machen. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Diskurse über Nachhaltigkeit, Ressourcenverteilung und kulturelle Identität ist die soziale Dimension der Materialien und Werkzeuge ein zentrales Anliegen der Ausstellung. Sie lädt dazu ein, sich mit der Beziehung zwischen Menschen und Material auseinanderzusetzen: Wie beeinflussen Materialien gesellschaftliche Strukturen? Welche kulturellen Bedeutungen werden ihnen zugeschrieben? So symbolisiert Papier nicht nur Leichtigkeit, sondern auch Ausgrenzung, wenn es nicht das „richtige“ Papier ist: Als „Sans Papiers“ werden im Französischen beispielsweise Personen bezeichnet, deren Ausweispapiere im Staat, in dem sie leben, nicht anerkannt werden. Stein verweist auf Stabilität und Schutz, kann jedoch ebenso für Isolation stehen. Die Schere, ein Werkzeug der Transformation, kann sowohl trennend als auch verbindend wirken. Die Ausstellung schafft damit einen Raum, in dem die Besucher:innen die Ambivalenz und die sozialen Ebenen von Materialien erfahren und aus unterschiedlichen Perspektiven erforschen können.

Das KinderKunstLabor für zeitgenössische Kunst im Altoonapark in St. Pölten.
Copyright: KinderKunstLabor, Patrick Johannsen
Wie gestalten die Kinder die Ausstellung Papier, Stein, Schere mit?
Während bei dream.lab von Rivane Neuenschwander, der ersten Ausstellung des KinderKunstLabor, der Schwerpunkt der Mitgestaltung bei der Entwicklung der Werke lag, geht es nun in der neuen Ausstellung Papier, Stein, Schere um den aktiven Dialog der Kinder mit einer Vielzahl verschiedener Künstler:innen, mit deren Arbeiten und den darin verwendeten Materialien. Wie gehen die Kinder mit den Werken um? Was sehen sie in ihnen und wie beschreiben sie die Arbeiten? Was hätten sie anders gemacht? Durch ihre Wahrnehmung, durch zeichnerische Visualisierungen, experimentelle Werkstätten und Gespräche bringen sie ihre Perspektiven ein und reflektieren die Ausstellung durch ihre eigenen ästhetischen Erfahrungen. Die Resonanz der Kinder und ihre Beobachtungen fließen in den modularen Katalog ein. So können sie wiederum Einfluss auf Vermittlungsformate nehmen und die zukünftigen Projekte formen.
14. März bis 24. August 2025

The Vitrine of Childish Delights (2001) von Jimmie Durham, fotografiert in der Ausstellung
Träume von Räumen. Copyright: KinderKunstLabor, Christoph Liebentritt
Vielfältiges Vermittlungsprogramm
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm begleitet, das Kinder in ihrer Kreativität fördert und ihnen neue Perspektiven auf Kunst und Gesellschaft eröffnet. Angeboten werden unter anderem:
• Workshops zu Papierschöpfen, Gipsbildhauerei und Materialassemblagen;
• Rundgänge, die die Verbindung von Kunstwerken mit Geschichte, Natur und Alltagsmaterialien thematisieren;
• Interaktive Formate wie Papierfalten nach Josef Albers oder von Leonardo da Vinci inspirierte Planzendrucke;
• Spiele und Bastelaktionen im Park, darunter Drachensteigen sowie Hüpfund Singkreise.