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Das Kunsthaus Stade befindet sich in einem prachtvollen Kaufmannshaus aus dem Jahr 1667, direkt am Alten Hafen der Hansestadt Stade. Es ist ein museales Kleinod im Umland von Hamburg, nahe des Alten Landes, das sich großer Beliebtheit erfreut. Das Stammpublikum aus den umliegenden Metropolen schätzt die regelmäßig wechselnden Ausstellungen zur Klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst, die auf drei Etagen präsentiert werden.
In der pittoresken Atmosphäre des historischen Fachwerkhauses werden Klassiker der bildenden Kunst ebenso wie junge künstlerische Positionen gezeigt. Hannah Höch, August Macke, Georges Braques, Oskar Kokoschka und Max Pechstein sind Vertreter des 20. Jahrhunderts, denen deutschlandweit beachtete Ausstellungen gewidmet wurden. Darüber hinaus werden jährlich namhafte Gegenwartskünstlerinnen und -künstler vorgestellt, bislang etwa Dirk Meinzer, Thorsten Brinkmann oder Jonathan Meese, Daniel Richter und Tal R. Die charmanten Räume des Kunsthauses inspirieren immer wieder zu ortsspezifischen Werken, die oft im Kontrast zu der historischen Kulisse des Hauses stehen.

Ziemlich beste Freunde. Hans Thuar & August Macke
Die Ausstellung rückt Leben und Werk zweier expressionistischer Künstler in den Fokus, die durch eine besondere Freundschaft miteinander verbunden sind. Hans Thuar ist neun, August Macke zehn Jahre alt, als sich die Nachbarsjungen in Köln anfreunden. Die beiden begeistern sich nicht nur für die wilden Spiele im Neubaugebiet am Kölner Stadtrand, sondern sind gleichermaßen fasziniert von den japanischen Holzschnitten, die Vater Thuar in seiner Grafiksammlung verwahrt. „Wir saßen – wir wilden, wilden Jungens – vor diesen unglaublich subtilen Reisblättern […] und waren begeistert, erschüttert und so andächtig, wie uns noch keine Kirche je gesehen hatte“, erinnert sich Thuar.
Zwischen den beiden entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung, die sich durch Thuars Unfall und seine folgende Invalidität – er verliert bei einem Straßenbahnunglück beide Beine – ein Jahr später noch verstärkt. Durch seinen Humor gibt Macke dem Freund den Lebensmut zurück. „Damals erfand er das Karikaturenzeichnen, ich mußte doch lachen, ich sollte doch um jeden Preis lachen!“
Die räumliche Trennung, die sich durch Umzug der Familie Macke nach Bonn und später durch Mackes zahlreiche Reisen ergibt, tut der Freundschaft keinen Abbruch – auch nicht die so unterschiedlich ausgeprägten Persönlichkeiten. Beide werden Künstler und gehören mit ihren Werken vor dem Ersten Weltkrieg zu den heftig angefeindeten expressionistischen Modernen. „Eine starke lebendige Empfindung zu gestalten“ (Macke) – ist das Motto, das sie bei ihren Experimenten antreibt. Damit verbunden ist die Suche nach einer modernen Sprache der Kunst, die den veränderten Bedingungen am Beginn des 20. Jahrhunderts Rechnung trägt. Während Macke auf experimentierfreudige Weise einen Ausdruck für seine Vorstellungen vom irdischen Paradies sucht, spiegelt sich bei Thuar eine existentielle Beziehung zur Natur.
Nach Mackes frühem Tod als Soldat im Ersten Weltkrieg setzt sich der Kontakt mit Mackes Frau, seinen Söhnen und seinem Freundeskreis fort. In den 1920er Jahren malt Thuar großartige hochexpressive, leuchtend farbige, ganz eigenständige Kompositionen, in denen er „seine Seele ausgießen konnte“. Inflation und Wirtschaftskrise bringen den Künstler und seine fünfköpfige Familie immer wieder an den Rand des Existenzminimums. Kunsthandwerkliche Arbeiten, selbst entwickelte Salben und Cremes, der Betrieb einer Tankstelle und eines Cafés und schließlich die Eröffnung eines Holzladens tragen zum Lebensunterhalt bei. Seine Behinderung macht Thuar oftmals körperlich wie seelisch zu schaffen. Auf der ersten Reise nach 25 Jahren entstehen in Ried in Oberbayern im Haus von Maria Marc, der Witwe von Franz Marc, Werke, in denen die Alpenlandschaft mit abstrahierenden Pinselzügen expressiv aufgeladen wird. Mit der Heirat von Mackes Sohn Wolfgang und Thuars Tochter Gisela wachsen die beiden Künstlerfamilien an Weihnachten 1937 endgültig zusammen.
bis 5. April 2021

50 Jahre Piggeldy & Frederick. Nichts leichter als das…
Schier unermüdlich wandern die Brüder Piggeldy und Frederick in der Fernsehsendung Sandmännchen über den Deich. Die berühmten sprechenden Trickfilm-Schweine werden 2021 bereits 50 Jahre alt und sind dabei jung geblieben.
Frederick ist ein bedachtes Schwein, dem immer etwas einfällt, wenn sein kleiner Bruder Piggeldy mal wieder etwas von ihm wissen will. „Nichts leichter als das…“ sagt Frederick dann. Die teilweise philosophischen und dabei lustigen Geschichten schrieb Elke Loewe. Ihr Mann, Dietrich Loewe, zeichnete die Schweine, gestaltete die Szenerien und animierte die Flachtrickfilme. Die Ausstellung im Kunsthaus Stade stellt die beiden Figuren sowie ihre vielfältige Karriere vor und feiert das Jubiläum. Neben der Präsentation der Illustrationen wird über die Entstehung der Filme informiert, die Entwicklung der Figuren und Geschichten dargestellt und der Blick darauf gelenkt, warum gute Illlustrationen mehr bieten, als nur das Bebildern von Geschichten. Bei Piggeldy und Frederick werden Philosophie und Kunst spielerisch nahe gebracht.
8. Mai bis 5. September 2021

Jacoba Van Heemskerck. Kompromisslos modern
Jacoba van Heemskerck (1876–1923) hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein kraftvolles Œuvre geschaffen, das Gemälde, Holzschnitte, Mosaike und Glasarbeiten umfasst. Rhythmische Kompositionen des Bildraums, schwarze Umrisslinien und ein intensiver Farbeinsatz prägen ihre expressiven Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive. Zu Lebzeiten stand die niederländische Künstlerin im Zentrum der Avantgarde und der Sturm-Bewegung um Herwarth Walden in Berlin. Bald nach ihrem Tod geriet sie jedoch nahezu in Vergessenheit, so wie viele Künstlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die erst langsam wiederentdeckt wurden oder immer noch werden. Für van Heemskerck ist Kunst vor allem über die elementare Wirkung von Licht und Farbe auf die Betrachter*innen ein Weg der Erkenntnis. Diese Suche nach Spiritualität und ihre Ablehnung eines rein positivistischen Weltbildes machen ihr Werk heute, wo wir wiederum gefordert sind, die komplexen Zusammenhänge in der Welt als Ganzes zu sehen, höchst aktuell. Die Ausstellung aus der Sammlung des Kunstmuseums Den Haag zeigt ca. 60 Werke aus allen Schaffensphasen. Sie reichen von einer gegenständlichen, streng rhythmisierten Formensprache bis zu einer organisch-fließenden Abstraktion.
25. September 2021 bis 6. Februar 2022

www.museen-stade.de