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Barbara Niggl Radloffs frühe Karriere als Bildjournalistin und ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Künstlerporträt haben zu einem beeindruckenden Œuvre geführt. Der Nachlass der Fotografin gelangte 2018 als Schenkung der Familie Radloff in die Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums und umfasst über 2.500 Abzüge sowie das Negativ-Archiv der Fotografin mit insgesamt mehr als 50.000 Aufnahmen. Obwohl ihr Werk in der deutschen Fotografie nach 1945 eine besondere Stellung einnimmt, ist es bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Im Rahmen einer großen Retrospektive präsentiert das Münchner Stadtmuseum dieses Werk nun erstmals der Öffentlichkeit.

Vertrauliche Distanz. Fotografien von Barbara Niggl Radloff 1958 – 2004
Nach einem Vorkurs an der Meisterschule für Mode in München durchlief Barbara Niggl Radloff eine fotografische Ausbildung bei Hans Schreiner am Münchner „Institut für Bildjournalismus“, einer der führenden deutschen Fotoschulen der Nachkriegszeit. Schon früh veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung ihre Aufnahmen und Barbara Niggl Radloff erhielt 1960 bei der Zeitschrift „Münchner Illustrierte“ – als damals einzige Frau – eine Anstellung als Verlagsfotografin. Auch in den Illustrierten „Quick“ und „twen“ sowie dem renommierten Jahrbuch „Das Deutsche Lichtbild“ wurden ihre Fotografien veröffentlicht.

Barbara Niggl Radloff, Lale Andersen, München, 1962

Barbara Niggl Radloff, Lale Andersen, München, 1962

Bei ihren Begegnungen mit weltberühmten Akteur*innen des Kulturlebens wie Hannah Arendt, Max Horkheimer, Erich Kästner, Carlo Lèvi, Emilio Vedova oder Carl Zuckmayer entstanden eindringliche und nahbare Porträts, welche die einfühlsame Art der Fotografin erfahrbar machen. Die Aufnahmen oszillieren zwischen Schärfe und Unschärfe, Intimität und Öffentlichkeit, psychischem und physischen Raum, Nähe und Distanz. Im Spiel mit Vorder- und Hintergründigem eröffnen sie den Betrachtenden einen Blick in eine Zeit, die von großer Bewegung innerhalb der Gesellschaft gekennzeichnet war.
Die Ausstellung schöpft erstmals aus diesem umfangreichen Nachlass und zeigt Niggl Radloffs Arbeiten im Zusammenhang mit dem Bildpressewesen der 1950er und 1960er Jahre. Über die Porträtfotografie hinaus werden in der Ausstellung auch Themenfelder wie die Modefotografie und Sozialreportage beleuchtet, welchen sich Barbara Niggl Radloff in ihrer ersten Schaffensphase widmete. Ihre Fotografien werden im Dialog mit ausgewählten Bildern ihrer Zeitgenoss*innen wie Regina Relang, Hanna Seewald, Herbert List, Evelyn Richter, Liselotte Strelow oder Stefan Moses aus der Sammlung Fotografie gezeigt.
19. November 2021 bis 20. März 2022

www.muenchner-stadtmuseum.de/