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Das Theater Bremen ist ein Vierspartentheater mit der Oper Bremen, dem Schauspiel Bremen, dem Tanztheater Bremen sowie dem MoKS Bremen. Hier einige Premieren der Spielzeit 2021/2022:

Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart
„Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.“ (Mark Twain) — Dirigent Killian Farrell und Regisseur Michael Talke werfen mit ihrer zweistündigen Fassung für ein zwölfköpfiges Kammerorchester einen frischen Blick auf Mozarts kategoriensprengendes Meisterwerk. Generationen wurden mit der Zauberflöte für das Genre Oper sozialisiert, einem Werk, das selbst vom Erwachsenwerden handelt. Prinz Tamino wird ein Bild von Pamina, der Tochter der Königin der Nacht, zugespielt. Um es mit Leben zu füllen, begibt er sich auf einen Prüfungsweg durch Vater- und Mutterwelten, durch die Zivilisation, die Natur. Begleitet wird er von Papageno, der irdischen Dingen zugetan ist: Essen, Trinken – und ja, vielleicht auch einer Pa-Pa-Pa-Papagena. Mozart entledigt sich – zwei Monate vor seinem Tod – sämtlicher Fesseln der Konvention und begeht mit der Zauberflöte einen einzigen Stilbruch, der das Einfache neben dem Komplexen belässt, das Heitere neben dem Schweren, den Tod neben dem Leben.
Premiere am 27. November 2021
weitere Aufführungen am 4., 11., 19., 21., 23. und 25. Dezember 2021

Franziska. Ein Modernes Mysterium
„Gewiss hatten die gefallenen Engel mehr Verstand als die übrigen.“ (Charlotte von Stein) — Die wiederkehrende Frage ihrer Mutter, was mal aus ihr werden solle, weiß Franziska nicht zu beantworten. Was sie weiß: Ehe oder Karriere, diese klassischen Wege, sind ihr nicht genug. Sie geht einen Pakt mit dem „Sternenlenker“ Veit Kunz ein: „Ich fordere – Freiheit – Lebensgenuss. Wenn es mir dabei möglich wäre, nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen, Genussfähigkeit, Bewegungsfreiheit.“ Wedekinds Franziska gilt als weiblicher Faust, der Autor wollte „einen ganzen Komplex von Empfindungen in ein Menschenschicksal bannen, ohne die meiner Auffassung nach weder die antike Mythologie noch die religiöse Askese entstanden wären“. Franziska wird zu Franz. Und will mehr, immer mehr. Aber um welchen Preis? Angesiedelt im Theatermilieu, zwischen Schauspieler:innen und Prostituierten, entwickelt sich ein Reigen rund um Lust und Frust, Macht, Geschlechterrollen und Freiheitsdrang.
Premiere am 3. Dezember 2021
weitere Aufführungen am 8., 18. und 26. Dezember 2021

Eileen
„Zweifellos hat es perfekte Morde gegeben, sonst wüsste man ja etwas von ihnen.“ (Alfred Hitchcock) — USA 1964: Eileen ist Mitte 20, wohnt mit ihrem alkoholkranken Vater in X-Ville und hasst die Welt. Sie arbeitet in einer Vollzugsanstalt für jugendliche Straftäter als Sekretärin. Doch jeden Tag wird ihr Traum größer, endlich nach New York abzuhauen und ihren trostlosen Alltag hinter sich zu lassen. Bis in dem Gefängnis eines Tages eine neue Mitarbeiterin auftaucht: Rebecca. Die Freundschaft zur schönen und gebildeten Rebecca wird schnell zur Obsession und führt schließlich zu einem alles verändernden Verbrechen … Elsa-Sophie Jach bringt den Debüt­roman der US-amerikanischen Autorin Ottessa Moshfegh auf die Bühne des Kleinen Hauses und widmet sich nach WÜST oder Die Marquise von O…. – Faster, Pussycat! Kill! Kill! erneut einer ambivalenten weiblichen Protagonistin, die sich ihren Weg durch ein kapitalistisches, patriarchales System bahnt, um ihrem eigenen American Dream zu folgen.
Premiere am 21. Januar 2022

Untitled (AT)
„We fly higher than weather.“ (Rihanna) — Im Jahr 2021 hat die Internetplattform Instagram rund 1 Milliarde monatlich aktive User:innen. 500 Millionen Instagram-Konten nutzen täglich die Story-Funktion. Apps wie Instagram und TikTok, Plattformen wie Google, Amazon und Netflix scheinen Spielfelder für Algorithmen, die auf unsere Daten immer passgenau reagieren. So werden wir langsam zu denen, die der Algorithmus in uns sieht. Wir lernen neue Tänze, teilen unsere Morning Routine und bekommen beigebracht, wie das perfekte Picknick aussehen muss. Der virtuelle Raum soll eine ganz neue Form der Teilhabe ermöglichen, aber von wem wird er eigentlich gestaltet? Wer bestimmt, was wir sehen? Die technischen Schnittstellen, die wir verwenden, prägen die Art und Weise, wie wir uns etwas vorstellen und erschaffen. Wenn also Algorithmen und Künstliche Intelligenz tatsächlich verändern, wie wir denken, dann können wir genauso gut anfangen, darauf zu hören, was sie zu sagen haben. Im Dialog mit dem bisher höchstentwickelten Textgenerator GPT-3 entsteht ein Stück.
Uraufführung am 31. März 2022

Wellen von Eduard von Keyserling
„Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.“ (Rainer Maria Rilke) — Ein kleines Ostseebad dient Eduard von Keyserling am Vorabend des 1. Weltkriegs als Kulisse einer radikalen Utopiekritik, die bereits die Katastrophen des 20. Jahrhunderts vorausahnt. Fernab der Routinen des Alltags wachsen die Sehnsüchte und Selbstverwirklichungsträume einer lebenshungrigen Aussteigerin, eines selbst ernannten Künstlers und eines privilegierten Zöglings der Reichen und Mächtigen ins Unermessliche. Die schiere Übermacht des Meeres entlarvt all die „großen Gefühle“ bald als selbstverliebte Illusionen. Der Komponist Elmar Lampson, ein Meister traumgleicher, im sterbensschönen Niemandsland zwischen Tonalität und Atonalität angesiedelter Klangmagie, verhilft dem subtil ironisierenden Ton von Keyserlings feiner Gesellschaftsanalyse zu einer schillernden Vielstimmigkeit.
Uraufführung am 4. Juni 2022

theaterbremen.de