Die libanesische Künstlerin Huguette Caland (1931–2019) widersetzte sich in ihrer fast fünfzigjährigen Karriere konsequent den gesellschaftlichen und ästhetischen Erwartungen ihrer Zeit. Ihr vielseitiges Lebenswerk aus drei Kontinenten steht im Mittelpunkt der in Kooperation mit dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía realisierten Ausstellung. Mit rund 300 Werken eröffnet die Schau A LIFE IN A FEW LINES in den Deichtorhallen Hamburg einen neuen Blick auf Calands Schaffen. 

Calands künstlerisches Leben war geprägt von ihren Erfahrungen in Beirut, dem freigeistigen Paris und der Bohème in Venice, Kalifornien. Diese Orte spiegeln die politischen, kulturellen und sozialen Strömungen ihrer Zeit wider und beeinflussten ihre Werke nachhaltig. Ihre Kunst – oft sinnlich und mutig – befasst sich mit Themen wie Gemeinschaft, Urbanität, Liebe, dem Älterwerden und der Suche nach Identität.

Huguette Caland; Untitled, 1968. Huguette Caland Estate. © Courtesy of Huguette Caland Estate

Huguette Caland; Untitled, 1968. Huguette Caland Estate. © Courtesy of Huguette Caland Estate

Geboren in Beirut als Tochter von Bechara El-Khoury, dem ersten Präsidenten des Libanon, wuchs sie in einer elitären politischen Familie auf, entschied sich jedoch früh, den gesellschaftlichen Erwartungen zu trotzen. Caland entschied sich für die Heirat mit Paul Caland, dem Neffen eines politischen Rivalen ihres Vaters. Während ihrer Ehe hatte sie einen Liebhaber, der häufig in ihren Werken auftaucht. 1964 schrieb sich Caland an der Amerikanischen Universität in Beirut für ein Studium der Bildenden Kunst ein. 1970 beschloss sie, nach Paris zu ziehen und ihre Familie und ihren Liebhaber zurückzulassen, um sich ganz ihrer Kunst zu widmen. Später ließ sie sich in Venice, Kalifornien, nieder. 2013 kehrte sie nach Beirut zurück, wo sie bis zu ihrem Tod blieb.

Ihre Werke – farbenfrohe Gemälde, zarte Zeichnungen, Skulpturen und Textilien – spiegeln eine rebellische, lebensbejahende Haltung wider, die Konventionen rund um Schönheit, Begehren und weibliche Identität infrage stellte. Calands faszinierende Mischung aus Abstraktion, figurativen Darstellungen und explizit erotischen Motiven war ihrer Zeit voraus. Heute gilt Caland als Ikone weiblicher Emanzipation und als Inspiration für Künstlerinnen weltweit. Ihre Arbeiten sind in Sammlungen bekannter Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, dem British Museum oder der Tate in London zu finden.
24. Oktober 2025 bis 26. April 2026

www.deichtorhallen.de