Die SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT ist eines der angesehensten und profiliertesten Ausstellungshäuser in Europa. 1986 eröffnet, wurden auf rund 2000 Quadratmeter bislang mehr als 250 Ausstellungen präsentiert und von mehr als 9,5 Millionen Besuchern gesehen. Die SCHIRN richtet ihren Fokus auf kunst- und kulturhistorische Themen, Diskurse und Trends aus der Perspektive der unmittelbaren Gegenwart. Ihr Programm ist vielfältig, international und progressiv, versucht neue Sichtweisen zu eröffnen und tradierte Rezeptionsmuster aufzubrechen. Die Ausstellungen widmen sich zeitgenössischen Kunstpositionen und der Kunst der Moderne gleichermaßen.
Magnetic North. Mythos Kanada in der Malerei 1910–1940
Uralte Wälder in entlegenen Regionen, majestätische Ansichten der Arktis, die Magie der Nordlichter: Die Malerei der kanadischen Moderne entwirft ein mythisches Kanada. Voller bildnerischer Experimentierfreude reisten Anfang des 20. Jahrhunderts Künstlerinnen und Künstler wie Franklin Carmichael, Emily Carr, J. E. H. MacDonald, Lawren S. Harris, Edwin Holgate, Arthur Lismer, Tom Thomson oder F. H. Varley aus den Städten tief hinein in die Natur, auf der Suche nach einem neuen malerischen Vokabular für die kulturelle Identität der jungen Nation. In einer verführerischen visuellen Sprache verkörpern diese Gemälde und Skizzen den Traum einer „neuen“ Welt und zeichnen ein Idyll der überwältigenden Landschaft jenseits der Realität der Indigenen Bevölkerung und des modernen Stadtlebens sowie der expandierenden industriellen Nutzung der Natur.
Anlässlich des Ehrengastauftritts Kanadas auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert die SCHIRN die Malerei der kanadischen Moderne aus aktueller Perspektive und zeigt erstmals in Deutschland Hauptwerke aus den großen Sammlungen Kanadas. Die umfassende Ausstellung der SCHIRN beleuchtet mit rund 80 Gemälden und 40 Skizzen sowie Fotografien, Filmen und Dokumentationsmaterial die in Kanada überaus populären Werke der Künstlerinnen und Künstler rund um die Group of Seven. Dabei werden sie einer kritischen Revision unterzogen, indem Indigene Perspektiven einbezogen und Fragen der nationalen Identitätsbildung aufgeworfen werden.
bis 29. August 2021
Gilbert & George. The Great Exhibition
Die Schirn widmet dem bildgewaltigen Universum des exzentrischen Londoner Künstlerduos eine umfangreiche Retrospektive. Als Living Sculptures verkörpern Sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collage.Ihr Werk kreist um Tod, Hoffnung, Leben, Angst, Sex, Geld und Religion
Seit über einem halben Jahrhundert schaffen Gilbert & George gemeinsam Kunst. Ihr herausragendes Œuvre ist bis heute von ungebrochener Brisanz und Bedeutung. Die SCHIRN widmet dem bildgewaltigen und bisweilen provokativen Universum des exzentrischen Londoner Künstlerduos eine umfangreiche Retrospektive mit Werken von 1971 bis 2019. Gleichzeitig Subjekt und Objekt ihrer Arbeit, bilden Gilbert & George eine vollkommene künstlerische Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unterscheidet. Als Living Sculptures verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen Collagen und gerasterten Bildwelten. Ihr Werk kreist um Tod, Hoffnung, Leben, Angst, Sex, Geld und Religion. Es sind auch gesellschaftliche Themen, die sie in ihrer Widersprüchlichkeit zeigen: zugleich fröhlich und tragisch, grotesk und ernst, surreal und symbolisch. Das Duo befasst sich mit dem, was beunruhigt. Ihr Ziel ist es dabei nicht zu schockieren, sondern vielmehr unter ihrem Credo „Kunst für alle“ sichtbar zu machen, was sich in der Welt abspielt. Punks und Hipster, Autoritäten und Außenseiter, Schlagzeilen und Werbung – überall mischen sich Gilbert & George ein. Ihr Werk fordert das Weltbild heraus und erweist sich darin immer wieder von Neuem als zukunftsweisend.
bis 5. September 2021

Gilbert & George, LEAFAGE, 1988, Courtesy of Gilbert & George
Caroline Monnet. Transatlantic
Der Atlantik verbindet für die Künstlerin Caroline Monnet (*1985) beide Seiten ihrer Identität, die von ihren Algonquin-Vorfahren in Kanada und ihren französischen in Europa geprägt ist. Die SCHIRN präsentiert in der öffentlich zugänglichen Rotunde Monnets immersive Videoarbeit Transatlantic (2018, 15 Min.), welche die 22-tägige Reise der Künstlerin auf einem Frachtschiff von Europa nach Kanada dokumentiert. In einer filmischen Montage entfalten die Bilder der Überfahrt, an der Mittelachse gespiegelt und unterlegt von einer tranceartigen Tonspur aus Radiofrequenzen und Morsezeichen, eine eindringliche Sogwirkung. Diese steht im Kontrast zur Statik der drei Betonkugeln PROXIMAL I, II, III (2018/2020), mit denen Monnet ihre Videoarbeit in der SCHIRN zu einer eindringlichen Installation vereint. Die sphärischen Skulpturen verweisen u. a. auf Mondzyklen, welche in der Algonquin-Tradition eine zentrale Rolle spielen. Die Installation beleuchtet auch Auswirkungen der kolonialen Geschichte zwischen Europa und Nordamerika, von Handel und Migration wie auch den traumatischen Erfahrungen der Indigenen Menschen. Das Thema der Repräsentation Indigener Völker und Kulturen in der heutigen Gesellschaft zieht sich durch Monnets gesamtes Werk. In der SCHIRN tritt ihre Installation TRANSATLANTIC in einen Dialog mit Gemälden der kanadischen Group of Seven, die zeitgleich in der Ausstellung MAGNETIC NORTH gezeigt werden
bis 5. September 2021

PAULA MODERSOHN-BECKER: Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag, 25. Mai 1906, Öltempera auf Pappe, 101,8 x 70,2 cm, Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen
Paula Modersohn-Becker
Keine andere deutsche Künstlerin der Klassischen Moderne hat in der öffentlichen Wahrnehmung einen solch legendären Status erreicht wie Paula Modersohn-Becker (1876–1907). Bereits wenige Jahre nach ihrem Tod wurden Wanderausstellungen durch mehrere deutsche Museen organisiert, das Ansehen der Künstlerin setzt sich bis heute fort. In ihrem einzigartigen Werk findet Modersohn-Becker zu überzeitlichen, allgemeingültigen Bildern. Die umfassende Retrospektive der SCHIRN widmet sich dem Gesamtwerk der Künstlerin und zeigt, wie sie zentrale Tendenzen der Moderne vorwegnahm. Neben prägnanten Serien und Bildmotiven stehen insbesondere auch Modersohn-Beckers außergewöhnlicher Malduktus sowie die früh einsetzende und anhaltende Rezeption ihres Werks im Zentrum der Präsentation. Mit rund 120 Gemälden und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen präsentiert die Schirn einen aktuellen Blick auf das Œuvre dieser frühen Vertreterin der Avantgarde, das in seiner zeitlosen Qualität bis heute in seinen Bann zieht.
8. Oktober 2021 bis 6. Februar 2022